Nach dem Schlusspfiff führte Dänemarks Fußball-Star Christian Eriksen seine Mitspieler Richtung Fankurve. Warmer Applaus prasselte ihm dort für seine fast schon märchenhafte EM-Rückkehr entgegen. 1100 Tage nach seinem Herzstillstand hatte der Mittelfeldspieler seine Mannschaft im Duell mit Slowenien in Führung gebracht, sogar zum Spieler des Spiels wurde er gekürt. Ausgelassener aber feierten die slowenischen Fans. Für sie war das 1:1 (0:1) in Stuttgart ein Erfolg, für die Dänen eine Enttäuschung.
Von einem «schlechten Gefühl» sprach Eriksen beim dänischen Sender DR Sporten, «es ist immer ärgerlich, wenn man in Führung geht und denkt, dass man es geschafft hat, und dann am Ende die Punkte liegen lässt.» Slowenien habe am Ende mehr Energie gehabt.
Sloweniens Trainer Matjaz Kek lobte vor allem den zweiten Durchgang seiner Elf: «In der zweiten Halbzeit haben wir uns von der Stimmung und der Nervosität befreit. Wir haben gesehen, wie viel Luft nach oben für unser Team ist. Und die enorme Energie ist auf unser Team übergesprungen.»
Dänemarks Offensive steht und fällt mit Eriksen
Gegen die zunächst sehr defensiv auftretenden Slowenen traf Eriksen nach einer sehenswerten Vorlage des Wolfsburgers Jonas Wind in der 17. Minute. Die Dänen waren insgesamt überlegen, legten aber nicht nach. Stattdessen erzielte Erik Janza in der Schlussphase den Ausgleich (77.). In ihrem zweiten Spiel in der Gruppe C treffen die Dänen am Donnerstag auf Vizeeuropameister England, Slowenien spielt gegen Serbien.
«Wenn er gut spielt, dann spielen wir gut», hatte Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand vor der Partie über Eriksens Rolle gesagt. Der 32-Jährige gebe den Rhythmus vor und sei «das Herz» des dänischen Angriffsspiels. Am 12. Juni 2021 hatte das Herz des Profis von Manchester United im EM-Spiel gegen Finnland jedoch für mehrere Minuten aufgehört, zu schlagen. Nur dank Herzdruckmassagen und eines Defibrillators konnte er auf dem Rasen wiederbelebt werden und später in den Profifußball zurückkehren. Ohne Eriksen waren die Dänen anschließend damals bis ins Halbfinale gestürmt.
Bei seiner Rückkehr auf die EM-Bühne im Duell mit den Slowenen riss Eriksen das Spiel nun direkt an sich. Es gab kaum einen Spielzug, an dem er nicht beteiligt war. Die Slowenen standen anfangs tief und hatten mitunter große Probleme, sich zu befreien. Eine ihrer wenigen und zugleich gefährlichsten Chancen in der ersten Halbzeit vergab Leipzigs Benjamin Sesko mit einem Distanzschuss (16.). Im Gegenzug verwertete Eriksen eine geniale Hackenvorlage von Wind zum 1:0. Sloweniens Startorhüter und Kapitän Jan Oblak war machtlos.
Slowenen warten weiter auf ersten Sieg bei einer EM
Sein Verbandspräsident Radenko Mijatovic hatte sich vor dem Turnierstart hoffnungsvoll geäußert. «Es ist schon oft vorgekommen, dass kleine Nationalmannschaften überrascht haben. Bei diesen Turnieren ist alles möglich», hatte er gesagt. Für die ganz große Überraschung war die Herangehensweise gerade in der ersten Halbzeit aber noch zu abwartend.
Die Dänen dominierten über weite Strecken, die Slowenen blieben auch im vierten Spiel ihrer EM-Historie sieglos. Zittern mussten die Skandinavier nach dem Seitenwechsel aber mehrfach. Zunächst bei einem Duell zwischen Joachim Andersen und Andraz Sporar. Auch nach Rücksprache mit dem Videoassistenten gab Schiedsrichter Sandro Schärer aus der Schweiz keinen Elfmeter für den Außenseiter.
In der 65. Minute scheiterte Dänemarks Sturmhoffnung Rasmus Höjlund an Oblak und verpasste die Entscheidung, auf der anderen Seite fälschte Morten Hjulmand Janzas Schuss unhaltbar ab. Zuvor hatten der Ex-Nürnberger Adam Gnezda Cerin und Sporer dicke Chancen zum Ausgleich vergeben (66./75.). Auch Sesko scheiterte noch am Pfosten (76.).