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Dänemark sucht gegen Deutschland den Sex-Appeal

«Danish Dynamite» zündet bei dieser EM noch nicht. Der Nationaltrainer und seine Spieler hoffen vor dem EM-Achtelfinale gegen Deutschland auf eine Leistungsexplosion. Gelingt so etwas auf Knopfdruck?
Kasper Hjulmand
Coach Kasper Hjulmand sieht seine Dänen gegen die DFB-Elf nicht chancenlos. © Sven Hoppe/dpa

Mit zwei Menüschalen und einer zuckerfreien Cola in den Händen beantwortete Dänemarks Nationaltrainer Kasper Hjulmand letzte Fragen zum erzitterten EM-Kracher gegen Deutschland. In der Münchner Nacht stutzte der ehemalige Coach des FSV Mainz 05 vor der Abfahrt mit dem Bus auf einmal.

«Chancenlos? Im Fußball? Natürlich haben wir eine Chance», antwortete Hjulmand auf eine entsprechende Frage eines Journalisten nach dem quälenden 0:0 gegen Serbien. «Deutschland ist klarer Favorit, aber wir haben eine super Mannschaft.» Beweisen müssen das die Dänen am Samstag (21.00 Uhr) im EM-Achtelfinale in Dortmund.

So super war die Mannschaft aber gegen taktisch und spielerisch limitierte Serben nicht. Und so super waren Spielmacher Christian Eriksen & Co. auch schon zuvor gegen England und Slowenien nicht gewesen. «Dänemark ist derzeit eine der unsexiesten Mannschaften der Endrunde», befand «B.T.» in der Heimat. Lokalversammlungen seien aufregender als die Vorstellungen der Offensive um Eriksens Manchester-United-Teamkollegen und 70-Millionen-Euro-Stürmer Rasmus Højlund.

Die Dänen hoffen auf ein «großes Spiel»

Aber wie soll eine Mannschaft mit fehlendem Sex-Appeal Hoffnung auf die Überraschung gegen einen euphorisierten EM-Gastgeber bekommen? «Wir haben sehr gut verteidigt, das war die Grundlage für das Weiterkommen», lobte Angreifer Yussuf Poulsen von RB Leipzig die Defensive. In der Abwehr vor Torwart Kasper Schmeichel (RSC Anderlecht) bilden die Innenverteidiger Jannik Vestergaard (Leicester City), früher unter anderem auch in Hoffenheim angestellt, und Andreas Christensen (FC Barcelona), einst in Mönchengladbach aktiv, das Herz.

Was dem Sensations-Europameister von 1992 vor der erneuten Begegnung mit dem damaligen Finalgegner Deutschland aber noch mehr als eine stabile Defensive Hoffnung macht, ist das Vertrauen auf eine Leitungssteigerung gegen eine nominell große Mannschaft, die auch noch selber das Spiel bestimmen will. «Deutschland ist klarer Favorit», räumte Hjulmand ein, «aber wir haben große Spiele gegen große Gegner gespielt.»

«Danish Dynamite»? Oder eher Knallfrösche?

In der Nations League haben die Dänen zum Beispiel zweimal nacheinander Frankreich bezwungen. Im EM-Halbfinale 2021 unterlagen sie England erst nach einem Tor von Harry Kane in der Verlängerung. «Das wird ganz groß. Wir spielen für die großen Momente, und die Fans freuen sich über große Momente», sagte Thomas Delaney.

Der frühere Dortmunder und Bremer kann sich nach der Gelb-Sperre von Morten Hjulmand Hoffnung auf einen Startelfeinsatz gegen Deutschland im defensiven Mittelfeld machen. Christian Nørgaard und Mathias Jensen (beide FC Brentford) wären zwei andere mögliche Ersatzleute.

Die Dänen müssen sich nach dem Weiterkommen ohne eigenen Sieg und dank des besseren Fair-Play-Vergleichs mit den Slowenen steigern. Die einst wegen ihres erfrischenden Offensivfußballs als «Danish Dynamite» titulierte Nationalmannschaft tendierte bei dieser EM eher in Richtung Knallfrösche.

Hjulmand lobt Nagelsmann gleich viermal

«Wir werden sicherlich mehr Tore schießen», äußerte Eriksen zuversichtlich. Der Spielmacher hatte noch vor drei Jahren bei der EM einen Herzstillstand erlitten. Nun erlebt er sein persönliches Endrunden-Märchen und ist mit 133 Einsätzen sogar Rekordnationalspieler. «Alles ist machbar. Sie sind auch verwundbar, wenn man sie richtig bespielt», meinte Vestergaard.

Der Respekt vor Julian Nagelsmann und dessen Mannschaft ist aber natürlich groß. Dieser sei ein «super Trainer», wiederholte Hjulmand gleich viermal. «Deutschland gehört zum absolut engsten Favoritenkreis.»

Torwart Schmeichel, dessen Vater Peter 1992 im Tor gestanden hatte, bezeichnete Deutschland als «riesige Fußballnation». Die Deutschen seien «wahrscheinlich die Favoriten», sagte er weiter, «wir waren in solchen Situationen als Außenseiter aber schon zuvor.» Und haben sie auch schon gemeistert.

© dpa ⁄ Martin Moravec und Christian Kunz, dpa
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