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Schweinepest in Hessen: Langer Kampf mit strengen Regeln

Sechs mit dem Virus infizierte Wildschweine sind bislang im Kreis Groß-Gerau nachgewiesen worden. Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, die Ausbreitung der Tierseuche zu verhindern.
Rüsselscheibe
Kleine Härchen wachsen auf der Rüsselscheibe eines Wildschweins im Wildpark Neuhaus. © Lino Mirgeler/dpa/Archivbild

Nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Hessen sind Behörden und Kommunen bemüht, eine Ausbreitung der Viruskrankheit zu verhindern. Sechs tote Wildschweine wurden bislang im Kreis Groß-Gerau positiv auf den Erreger getestet. Das Hessische Landwirtschaftsministerium geht von einem langen Kampf gegen die Tierseuche aus. «Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest im Wildschweinbestand ist langwierig und kann viele Monate dauern», erklärte eine Sprecherin. 

Sie unterliege EU-rechtlichen Regelungen. «Diese sind streng, damit keine ASP-Verschleppung der Tierseuche über Fleisch oder infektiöses Material in freie Gebiete, insbesondere in freie Gebiete anderer Mitgliedstaaten erfolgt.» Denn für Haus- und Wildschweine stelle die Tierseuche eine große Gefahr dar. «Ein sehr hoher Anteil der infizierten Tiere verendet daran. Deshalb tun wir alles dafür, eine Ausbreitung zu verhindern.» 

Der erste ASP-Fall in Deutschland wurde am 10. September 2020 bei einem Wildschwein in Brandenburg nachgewiesen. In Hessen wurde das Virus nun erstmals Mitte Juni bei einem Wildschwein im südhessischen Kreis Groß-Gerau bestätigt. Um den Fundort nahe Rüsselsheim wurde daraufhin in einem Radius von rund 15 Kilometern eine sogenannte Restriktionszone eingerichtet. In dieser Sperrzone gelten seither Jagdverbot, Leinenpflicht für Hunde und Einschränkungen für Landwirte. Am vergangenen Samstag bestätigte das Hessische Landwirtschaftsministerium fünf weitere Nachweise. 

Die für den Menschen ungefährliche Viruserkrankung betrifft Haus- und Wildschweine und verläuft fast immer tödlich. Es gibt keine Möglichkeit, die Schweine durch eine Impfung zu schützen. Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände wie Kleidung und Schuhe sowie Futter übertragen werden.

Ministerium sieht hohes Ausbreitungsrisiko im Wildschweinbestand

Das Ausbreitungsrisiko der ASP im Wildschweinbestand sei hoch, erklärte die Sprecherin des Ministeriums. «Die Infektionsgefahr für lebende Schweine geht vor allem von infizierten Kadavern aus, da die Tierseuche bereits über kleinste Mengen an Blut oder bluthaltigem Gewebe übertragen wird.» Deshalb sei die Suche nach verendeten Wildschweinen, deren Bergung, Beprobung und unschädliche Beseitigung so wichtig. Hierzu würden Gebiete, in denen infizierte Wildschweine vermutet würden, mit Drohnen oder Kadaversuchhunden abgesucht. Da auch Hausschweine die Tierseuche übertragen könnten, würden im ersten Schritt nach EU-Recht alle Verbringungen von Hausschweinen aus den Haltungen in den Sperrzonen verboten. «Nur unter strengen Auflagen und nach einem Gesundheitscheck dürfen Hausschweine nach einiger Zeit wieder verbracht werden.» 

Einschleppung wäre für Schweinehalter ein großes Problem

«Besonders für die Schweinehalter wäre eine Einschleppung in den Hausschweinebestand ein großes Problem», sagte die Pressesprecherin des Hessischen Bauernverbands, Marie-Claire von Spee. Denn dann müsse der gesamte Bestand getötet werden. «Deshalb achten die Schweinehalter aktuell mehr denn je auf die Biosicherheit ihrer Bestände sowie auf die Hygiene.» Außerdem seien sie in den Restriktionszonen natürlich aktuell besonders betroffen, da sie vorübergehend gar keine Schweine transportieren dürften, somit auch nicht zu den Schlachthöfen. 

«Alle hessischen Schweinehalter sind jetzt aufgefordert, ihre Betriebe auf die richtigen Biosicherheitsmaßnahmen zu überprüfen, um einen Eintrag in den eigenen Bestand zu verhindern», betonte von Spee. Jagdhunde und Jagdkleidung müssten beispielsweise strikt von der Schweinehaltung getrennt sein, Hausschweine dürften keinen Kontakt mit Wildschweinen haben, weshalb bei Freiland- beziehungsweise Auslaufhaltung ein doppelter Zaun vorgeschrieben sei. 

Doch nicht nur Schweinehalter sind betroffen. In der Restriktionszone würden mit wenigen Ausnahmen auch Einschränkungen für die Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen gelten, um ein Versprengen der Wildschweine zu vermeiden, erläutert von Spee. «Insbesondere angesichts der Heuernte und der anstehenden Wintergerstenernte treffen die Beschränkungen die betroffenen Landwirte natürlich sehr, jedoch ist es aktuell unerlässlich, dass die Verhinderung der Ausbreitung der ASP im Vordergrund steht.» Landwirte, die derzeit akut auf ihre Flächen müssten, könnten bei den Landkreisen entsprechende Sondergenehmigungen stellen.

Bauernverband geht von gelingender Eindämmung aus

Der Bauernverband zeigte sich zuversichtlich, dass die Eindämmung der Schweinepest gelingt: «Die getroffenen Maßnahmen in der Restriktionszone sind eng mit den bereits betroffenen Bundesländern in Ostdeutschland sowie Experten des Friedrich-Loeffler-Instituts abgestimmt, sodass wir davon ausgehen, dass sie wirkungsvoll sein werden und eine Ausbreitung verhindern.» Doch auch Kritik wird laut: «Bereits im Vorfeld des ASP-Ausbruchs haben wir immer wieder Druck gemacht, dass im Fall eines Ausbruchs entsprechende Vorgaben klar sind», so von Spee. Seit Jahren dränge der Bauernverband auf eine Eindämmung der Wildschweinpopulation. Dies sei jedoch leider nicht in entsprechendem Maße erfolgt. «Die Verantwortung hierfür tragen nicht die Landwirte, sie müssen es jetzt aber ausbaden.»

«Wir konzentrieren uns in dieser Lage ausschließlich auf die Bekämpfung der ASP», erklärte dazu die Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums. «Aber durch die grundsätzliche Aufhebung der Schonzeit für Schwarzwild im Jahr 2018 und mit der Zulassung bestimmter Nachtsichttechnik zur Jagd auf Schwarzwild im Jahr 2020 wurde die Bejagung noch einmal erheblich erleichtert.» Die Durchführung von revierübergreifenden Jagden durch die Hegegemeinschaften werde finanziell gefördert. «All dies ist nicht ohne Wirkung geblieben: Wenngleich die Jahresstreckenzahlen beim Schwarzwild schwanken, steigt die Zahl der erlegten Wildschweine im Trend seit Langem stark.»

Suche nach Kadavern mit Hundegespannen und Drohnen

Unterdessen läuft die Suche nach weiteren Kadavern in der Sperrzone auf Hochtouren. Im Kreis Groß-Gerau etwa sind dazu nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums täglich bis zu 70 Hunde- und Drohnenteams im Einsatz. Am Donnerstag wird Landwirtschaftsminister Ingmar Jung (CDU) im Einsatzzentrum in Groß-Gerau erwartet, um sich selbst ein Bild der Lage vor Ort machen. Nach Angaben des Ministeriums vom Mittwochvormittag sind bislang 29 tote Wildschweine in der Restriktionszone geborgen worden - 17 im Kreis Groß-Gerau, neun in Wiesbaden, zwei in Frankfurt und eins im Main-Taunus-Kreis. 27 der Tiere sind demnach bereits getestet worden.

© dpa
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