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Inside BND: Blick hinter die Kulissen der Spione

Der Bundesnachrichtendienst hat das Konzept seines Besucherzentrums überarbeitet. Künftig sind auch spontane Besuche beim deutschen Auslandsgeheimdienst möglich. Die neue Offenheit hat Gründe.
Eröffnung Besucherzentrum des Bundesnachrichtendienstes
Erweiterung BND-Besucherzentrum eröffnet
Erweiterung BND-Besucherzentrum eröffnet
Eröffnung Besucherzentrum des Bundesnachrichtendienstes

Seltener Blick hinter die Kulissen des deutschen Auslandsgeheimdienstes: Der Bundesnachrichtendienst öffnet sich stärker als bisher der Öffentlichkeit und will mit mehr Transparenz die Akzeptanz für seine Arbeit steigern. Dafür kann das Besucherzentrum des deutschen Auslandsgeheimdienstes in Berlin bald auch ohne die bisher nötige Gruppenanmeldung besucht werden, wie BND-Präsident Bruno Kahl am Freitag bei der Eröffnung der Erweiterung des Zentrums ankündigte. 

Das Besucherzentrum sei wesentlicher Teil der «Transparenz, von der wir uns natürlich auch erhoffen, einen Zuschuss an Legitimität, an Vertrauen zu erarbeiten» sagte Kahl. Man wolle so die Vorbehalte gegen den BND abbauen, Verständnis für Auftrag und Methoden wecken und sich «als ein kompetenter, als ein leistungsstarker und zuverlässiger Dienstleister der Bundesregierung» präsentieren.

Geheimdienstkoordinatorin: Zu viel Zurückhaltung macht unsichtbar

Die Koordinatorin der Nachrichtendienste des Bundes im Kanzleramt, Dagmar Busch, sagte zum Spannungsfeld zwischen Geheimhaltung und Präsenz in der Öffentlichkeit: «Zu viel Zurückhaltung und Bescheidenheit schadet auch, macht auch unsichtbar.» Auch im Kampf um Haushaltsmittel sei «Unsichtbarkeit und Zurückhaltung nicht immer der beste Weg».

Das Besucherzentrum wurde im November 2019 eingeweiht. Bisher haben nur Gruppen mit mindestens 20 Personen Zutritt, die sich anmelden müssen. Seit der Öffnung des Besucherzentrums vor fünf Jahren hätten sich mehrere Zehntausend Bürger über Aufgaben, Themen, Befugnisse, Methoden, aber auch die Kontrolle des BND informiert, erklärte Kahl. Allein im vergangenen Jahr seien es rund 14.000 Besucher gewesen. Das Zentrum ist auch Teil der Personalgewinnung des BND - der Dienst konkurriert bei der Suche nach Fachkräften mit zahlungskräftigen Privatunternehmen. 

Priorität Nummer eins: Geheimhaltung

Für einen Geheimdienst, dessen Spione eigentlich lieber im Dunkeln arbeiten und dessen höchste Prioritäten Sicherheit und Geheimhaltung sind, ist die neue Offenheit eine Herausforderung. Das gut zwei Millionen Euro teure Besucherzentrum liegt an einer Ecke der riesigen BND-Zentrale inmitten der Hauptstadt. Der Komplex ist hermetisch abgeriegelt, selbst Mitarbeiter kommen nur per Scan ihrer Venen an ihre Arbeitsplätze. 

Für den künftigen Parallelbetrieb des Zentrums mit angemeldeten Gruppen und spontanen Neugierigen mussten die Geheimen deshalb ihr Sicherheitskonzept anpassen. Der Eingang wurde eigens verlegt. Für die Kontrolle der Besucher gibt es nun zwei Sicherheitsstraßen mit modernster Technik wie am Flughafen statt einer. Sogar eine eigene Hausnummer hat der BND seinem Besucherzentrum gegönnt: Chausseestraße 99a.

Sprengstoffweste, Gasultrazentrifuge und Agenten-Anekdoten 

Bei der multimedialen und interaktiven Ausstellung geht es auf 400 Quadratmetern über zwei Etagen um Terrorismus, illegale Migration, Proliferation - die unkontrollierte Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen-, das Verhältnis von Transparenz und Geheimhaltung, die Informationsbeschaffung. 

In der Ausstellung ist eine Gasultrazentrifuge zur Urananreicherung zu sehen, wie sie etwa im Iran zum Atomwaffenbau gebraucht wird. Über welche Wege der BND an das seltene Exponat gekommen ist: Geheimsache. Auch eine Original-Sprengstoffweste und eine improvisierte Sprengvorrichtung aus Afghanistan werden gezeigt. 

Rucksack aus Kabul, zerschossener Tankdeckel aus Butscha

Zu den neuesten Ausstellungsstücken gehört der Rucksack eines BND-Mitarbeiters, den dieser dabeihatte, als er über den Einzug der islamistischen Taliban in der afghanischen Hauptstadt Kabul am 15. August 2021 berichtete. Nach dem Abzug der Amerikaner aus Afghanistan musste damals auch die Bundeswehr überstürzt das Feld räumen.

Spuren des russischen Angriffs auf die Ukraine sind seit jüngstem ebenfalls zu besichtigen: Der BND zeigt den Tankdeckel eines Zivilfahrzeuges aus der Kiewer Vorstadt Butscha - mit Einschusslöchern. Das Ausstellungsstück steht symbolisch für das Massaker, dass die Russen damals in dem Ort verübten.

IS-Münzen aus geplünderten Gold- und Silberbeständen

Aus der Hochzeit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) von 2014 an sind ebenfalls ungewöhnliche Exponate zu sehen. Zur Ausstellung gehört seit Neuestem eine Silbermünze der IS-Währung, die von den Terroristen geprägt worden war. Wahrscheinlich mithilfe von geplünderten Beständen von Nationalbanken und Kulturgütern war die Miliz in der Lage, Münzen aus Gold, Silber oder Kupfer herzustellen. 

Der IS hatte im Sommer 2014 in weiten Teilen des Iraks und im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien ein «Kalifat» ausgerufen und die Gebiete jahrelang kontrolliert. Mittlerweile haben die Extremisten ihr Herrschaftsgebiet wieder verloren. IS-Zellen sind aber weiterhin in beiden Ländern aktiv. 

Neue Offenheit: BND-Klub und Social Media Station

Für die neue Offenheit hat der Dienst nun im Besucherzentrum einen «BND-Klub» mit einer Social-Media-Station eingerichtet. Auch zwei Automaten gibt es, an denen man sich Fanartikel wie eine Tasse mit BND-Aufdruck ziehen kann.

Doch die Transparenz der Spione hat Grenzen. So gilt in der Ausstellung nach wie vor striktes Fotografierverbot. Zwar müssen Besucher anders als Gäste in der BND-Zentrale nebenan ihre Handys nicht an der Pforte abgeben. Der Geheimdienst bittet seine Besucher aber darum, die Mobiltelefone auszumachen. Oder zumindest in den Flugmodus zu schalten. Wie das kontrolliert werden soll? Geheimsache.

© dpa ⁄ Jörg Blank und Britta Pedersen, dpa
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