UN-Generalsekretär António Guterres fordert für die Polio-Impfung von Hunderttausenden Kindern in Gaza eine Kampfpause in dem abgeschnittenen und in weiten Teilen zerstörten Küstenstreifen. «Ich appelliere an alle Parteien, sofort konkrete Zusicherungen abzugeben, die humanitäre Pausen für die Kampagne garantieren», sagte Guterres in New York. Eine Polio-Pause sei ein Muss. «Es ist unmöglich, eine Polio-Impfkampagne durchzuführen, während überall Krieg tobt.»
640.000 Kinder müssen geschützt werden
Nach der Entdeckung von Polio-Viren im Abwasser des Gazastreifens planen die Vereinten Nationen in den kommenden Wochen Massenimpfungen gegen Kinderlähmung. Ende August und im September sollen mehr als 640.000 Kinder bis zehn Jahre in zwei Impf-Runden gegen das Virus geschützt werden, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf mitteilte.
Die UN-Gesundheitsbehörde berichtete, dass bereits bei drei Kindern im Gazastreifen der Verdacht von akuten Lähmungssymptomen bestehe, die für Polio typisch seien. In dem dicht besiedelten Kriegsgebiet war das Virus im Juli in Abwasserproben festgestellt worden.
Guterres sagte weiter, 95 Prozent der Kinder müssten geimpft werden, um eine Verbreitung der Krankheit zu verhindern. Dafür müssten Polio-Experten Zugang zu dem von Israel abgeriegelten Gebiet bekommen. Es müsse Treibstoff für Autos vorhanden sein. Auch müssten Kühlketten aufrechterhalten werden. Vor allem müsse aber die Sicherheit für Zivilisten garantiert werden, damit diese zu den Impfstationen gelangen könnten.
Sieben Tage Feuerpause
Die WHO und das UN-Kinderhilfswerk Unicef forderten Israel und die islamistische Terrororganisation Hamas auf, die Kämpfe sieben Tage lang einzustellen. Die islamistische und im Gazastreifen regierende Hamas unterstützte diese Forderung, wie ein Sprecher der Organisation mitteilte. Laut Guterres sollen 708 Teams in Gesundheitseinrichtungen die Impfungen durchführen. 316 weitere Teams sollen in Gaza unterwegs sein. Die WHO habe 1,6 Millionen Dosen Impfstoff freigegeben.