Läuft Wasser in den Keller, dürften viele Menschen vor allem eines wollen: es so schnell wie möglich wieder loswerden, um mit den Aufräumarbeiten loslegen zu können. Doch Vorsicht, oft ist bei Hochwasser zunächst etwas Geduld gefragt. Denn: «Während das Hochwasser noch ansteht, sollte man seinen Keller nicht auspumpen», rät Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV).
Zum einen sei die Kanalisation dann noch überlastet, das abgepumpte Wasser würde wieder austreten, erklärt der Experte. Zum anderen würde es zu einer ungleichen Druckverteilung kommen, wenn das Wasser aus dem Keller gepumpt ist. Dadurch riskiere man eine Schädigung der Bausubstanz. Das Gebäude kann an Standfestigkeit verlieren oder aufschwimmen. «Es gab auch schon Fälle, in denen Keller wieder geflutet werden mussten, um große Schäden zu vermeiden», so Banse.
Gleichzeitig sollte das Haus natürlich auch nicht zu lange feucht bleiben. Wann kann man also mit dem Auspumpen vollgelaufener Räume beginnen? Laut Banse generell dann, wenn das Hochwasser vorüber ist, beziehungsweise «der Scheitel der Welle durchgegangen» sei. Am besten spricht man sich dazu mit der Feuerwehr vor Ort ab.
Bei Verunreinigung nicht selbst auspumpen
Wer die passende Technik hat – eine Tauchpumpe und einen Schlauch – und eine stabile Stromversorgung, kann dann auch selbst loslegen und das Wasser abpumpen. «Wenn die Oberflächenentwässerung, also etwa Gräben, oder die Kanalisation das Wasser noch beziehungsweise wieder aufnehmen können, kann man es dorthin leiten», so Banse.
Allerdings gilt das nur, wenn das Wasser nicht mit Öl oder anderen Chemikalien verunreinigt wurde. Andernfalls sollten Profis ran. «Wenn das Wasser verunreinigt ist, etwa durch ausgetretene Kraftstoffe, muss sich die Feuerwehr der Angelegenheit annehmen», so Banse.
Nach dem Auspumpen kommt das Ausmisten
Ist der Keller erst einmal ausgepumpt ist, stehen allerdings noch weitere Arbeiten an. «Man muss im Grunde alles ausräumen, was im Keller ist und was durchfeuchtet ist», sagt Professor Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau. Das reicht von Möbeln, die im Keller standen und vom Wasser überflutet wurden, über die feuchten Tapeten bis hin zum Bodenbelag.
Vor allem Naturmaterialien wie Holz oder auch Dämmmaterialien bekommt man kaum wieder getrocknet – es besteht schnell Schimmelgefahr. Wichtig allerdings, bevor man alles komplett rausreißt oder Handwerker beauftragt: sich mit der Schadenabteilung des Versicherers kurzschließen, das weitere Vorgehen abstimmen und die Schäden am Gebäude und am Hausrat dokumentieren – etwa mit Fotos und Videos. Zudem sollten Versicherte eine genaue Aufstellung der beschädigten Gegenstände erstellen, rät der Bund der Versicherten.
Wie viel Feuchtigkeit ist eingedrungen?
Sinnvoll außerdem: Experten wie Bauingenieure oder Handwerker zurate ziehen, die die Schäden genauer bestimmen können. «Die haben Messgeräte, mit denen sie etwas tiefer in die Wand gehen und gucken können, wie tief die Feuchtigkeit eingedrungen ist», sagt Gebbeken. «Und dann kann man entscheiden, ob etwa die Fliesen runter müssen oder nicht.»
Unterstützung bei der Suche nach entsprechend spezialisierten Firmen und Sachverständigen finden Sie unter anderem bei den Handwerkskammern, den Architekten- und Ingenieurkammern oder bei verschiedenen Berufsverbänden wie zum Beispiel dem Bundesverband Schimmelpilzsanierung. Darauf weisen die Verbraucherzentralen auf ihrer Webseite hin.