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Zu Gast bei Heimatfreunden: Mit Locals durchs Hochsauerland

Einheimische, die ihre Gegend zeigen: Der Trend kommt aus der City, die Idee, dass man dabei zusammen was tun kann, von örtlichen Azubis. So lässt sich das Sauerland auf die persönliche Tour erleben.
Kräuterpädagogin Nadine Albers
Kräuterpädagogin Nadine Albers
Fotograf Klaus-Peter Kappest
Hobby-Astronom und Astro-Fotograf Stefan Schwope
Hobby-Astronom und Astro-Fotograf Stefan Schwope
Mond scheint im Sauerland
Wanderpicknick mit Jenny Müller
Wanderpicknick mit Jenny Müller
Kahler Asten
Kahler Asten
Kunstschmiedemeister Hubertus Dünnebacke
Kunstschmiedemeister Hubertus Dünnebacke
Schmallenberg
Imker Wolfgang Jenke
Imker Wolfgang Jenke

Der Rundgang mit dem Stadtführer, die Hafenrundfahrt in der Barkasse, die von einem hauptberuflichen Guide geführte Wanderung oder Radtour: Viele touristische Unternehmungen sind professionell organisiert, lehrreich und letztlich einfach schön.

Doch eines sind sie oft nicht: persönlich und nah am Menschen. Anders ist das bei den sogenannten Greetern, vom Englischen «greet» - «grüßen». Das sind ehrenamtliche Führer, die ihre Stadt, ihr Dorf, ihre Lieblingsorte wie die sprichwörtliche Westentasche kennen und bei kostenlosen Touren ihre Anekdoten erzählen. Die Bewegung der Greeter entstand 1992 in New York und hat sich seit 2008 in etwa 20 Städten auch hierzulande etabliert. Das Motto: «Komm als Gast, geh als Freund». 

In Schmallenberg im Sauerland haben die Touristiker das Konzept aufgegriffen und ausgebaut. Sie finden: Die Natur des Hochsauerlandes ist zwar hübsch anzusehen, aber was wäre sie ohne die Menschen, die Sauerländer?

So wurden Einheimische zum Mitmachen aufgerufen, das Projekt «HeimatFreu(n)de», übrigens ursprünglich eine Idee von Azubis, nahm Formen an. 18 Schmallenberger gehen inzwischen mit Gästen auf ihre Touren - die im Gegensatz zu einem klassischen Greeter-Stadtrundgang aber oft aufwendiger sind und nicht kostenfrei angeboten werden. Fünf Angebote im Kurzporträt.

Mit Stativ und Kamera: Naturfotografie mit Klaus-Peter Kappest 

Früh aus den Federn muss, wer mit dem 55-jährigen Heimatfreund auf Tour geht. Auf jeden Fall noch vor der Dämmerung. Im Sommer kann das morgens um vier Uhr sein, bevor sich das allererste Licht zaghaft am Horizont zeigt.

Mit seinen Gästen ist Klaus-Peter Kappest dann auf Fototour. Mal am Kahlen Asten, dem mit 841 Meter zweithöchsten Gipfel im Sauerland, oder rund um den Heidkopf. An dessen Steilhängen ist der Fichtenwald verschwunden: Der Borkenkäfer hat hier gewütet.

Auf Brachflächen breitet sich nun junges Grün aus, das bei tief stehender Sonne besonders eindrucksvoll wirkt. Der Mann mit der Kamera und dem gezwirbelten Bad zeigt seinen Gästen die fotogensten Orte.

«Bei den Fototouren möchte ich die Entwicklung des Lichtes zeigen, vom Nachtdunkel mit dem Sonnenaufgang bis zum vollen Tageslicht», sagt der Profi-Fotograf aus Schmallenberg-Oberkirchen.

Eine Tour für bis zu vier Gäste kostet 220 Euro.

Polarlichter im Sauerland: Astro-Tour mit Stefan Schwope

Tagsüber arbeitet er als Entwicklungsingenieur, doch sobald die Nacht mit dem Sternenhimmel kommt, ist Stefan Schwope vor allem Hobby-Astronom und Astro-Fotograf. Vor zwei Jahren wurde der 47-jährige Schmallenberger zum Sterngucker.

«Eines Abends habe ich die Andromedagalaxie gesehen, rund 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt. Da war das Feuer für die Astronomie bei mir entbrannt. Ich war begeistert.» Die Begeisterung gibt Schwope an Interessierte weiter.

Bis zu sechs Stunden dauern die nächtlichen Astro-Touren, bei denen die Gäste still vor Staunen werden. «Und ehrfürchtig», so Schwope, «denn je mehr man sich mit den fernen Galaxien beschäftigt, wird deutlich, wie groß das Universum ist und wie klein wir selbst sind.»

Polarlichter haben die Sterngucker im Sauerland ebenfalls schon entdeckt. Im Frühjahr war das, als das für den hohen Norden bekannte bunte Himmelsspektakel auch an anderen ungewöhnlich südlichen Orten zu sehen war.

Unternehmungen mit Stefan Schwope kosten 15 Euro pro Person. 

Wandern mit Fondue: Laufen und stärken mit Jenny Müller 

Für die sympathische Wanderführerin ist das persönliche Miteinander auf den «HeimatFreu(n)de»-Touren wichtig. Deshalb bietet sie das Du an, bevor es losgeht. Gemeinsam in die Natur.

300 Meter noch den steilen Hang hinauf, dann haben die Wandernden die Schutzhütte oberhalb von Schmallenberg-Westfeld erreicht. Pause! Jenny packt ihren Rucksack aus. Was da alles hineinpasst: Campingkocher, Fonduetopf, Spieße, Teller und diverse Töpfchen mit Fleisch und Gemüse.

Bald brutzelt die Brühe, und die Gäste lassen sich das «Wanderfondue», wie Jenny es nennt, schmecken. Individuell vereinbart die 38-Jährige ihre Wanderungen, maximal sechs Gäste nimmt sie mit. Ihren Touren bietet die Wanderführerin auch im Winter an, wenn das Sauerland oft verschneit ist.

Die Teilnahme kostet 55 Euro pro Person.

Völkerverständigung: Unter Bienen mit Wolfgang Jenke

Er ist der Herr über eine Million Bienen: Wolfgang Jenke aus Cobbenrode im Schmallenberger Sauerland. «Sobald die Weidenkätzchen ab etwa Mitte März blühen, werden die Bienen aktiv», so Jenke, der die Imkerei seit 1975 als Hobby betreibt.

Seine Gäste empfängt er am liebsten zwischen Mai und Oktober: «In dieser Zeit sind die Bienen besonders aktiv.» Im Umkreis von etwa drei Kilometern suchen die Insekten brummend nach Nahrung - im Frühjahr der Neahktar von Weide und Löwenzahn, im Sommer von Wildhimbeeren, die im Hochsauerland reichlich blühen.

Dass man während des Besuchs bei dem 65-Jährigen erfährt, wie sich Bienen organisieren und der Honig ins Glas kommt, zählt zu den Selbstverständlichkeiten.

Die Imker-Stunde kostet 32 Euro für bis zu vier Teilnehmer.

Glühendes Eisen: Schmieden mit Hubertus Dünnebacke

In der Werkstatt von Kunstschmiedemeister Hubertus Dünnebacke im idyllischen Sorpetal ist es heiß. Besucher kommen ins Schwitzen und Staunen. Denn der Handwerker formt mit kräftigen Hammerschlägen aus seinem glühenden Rohstoff nicht nur dekorative Gartenstecker und Blumenständer, sondern auch wahre Kunstwerke.

«Wie weich und formbar das rotglühende Schmiedeeisen bei 1100 bis 1200 Grad ist, das weiß kaum jemand», sagt der 56-Jährige. Samstagnachmittags sind Gäste im ehemaligen Kuhstall der Eltern, den Dünnebacke zur Werkstatt ausbaute, willkommen.

Sechs bis acht Personen greifen dabei auch selbst zum Hammer: Kleine Gebrauchsgegenstände wie etwa Halterungen für die Küche, die sie unter der Anleitung des Meisters schmieden, sind dann die Souvenirs.

Ein dreistündiger Schmiedekurs kostet 115 Euro pro Person.

Giersch und Gundermann: Sammeln und kochen mit Nadine Albers 

«So manch einer hat das Wissen um Kräuter von der Oma mitbekommen», sagt die Kräuterpädagogin Albers. In unterschiedlichem Umfang: Brennnessel sei vielen bekannt als Küchenkraut, sagt die 44-Jährige. «Aber dann hört’s schon auf.»

Die Natur den Touristen näherbringen, ihren Wert zu schätzen, so sieht die gebürtige Essenerin als Heimatfreundin ihre Mission. Die Kräuterküche öffnet Albers für bis zu sechs Teilnehmende in ihrer urigen Feldscheune am Ortsrand von Schmallenberg-Bödefeld.

Bevor gemeinsam gekocht wird, steht eine Wanderung an, während der alle zusammen Kräuter wie Nelkenwurz, Giersch und Gundermann sammeln. Anschließend kommt ein Wildkräutermenü auf den Tisch, das je nach Jahreszeit variiert, beispielsweise: Brennnesselsuppe, Giersch-Brennnessel-Salat, Feta-Bärlauchschnitzel und abschließend Brennnesselkuchen mit Schokosahne.

Das Kochen mit Wildkräutern am Feuertopf kostet inklusive Menü ab 65 Euro pro Person.

Links, Tipps und Praktisches:

Reiseziel: Schmallenberg im Hochsauerland hat 25.000 Einwohner in 84 Ortschaften. Zu den kleinsten Stadtteilen zählt Hoher Knochen mit nur zwei Bewohnern. Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 303 Quadratkilometer (größer als Leipzig) und erstreckt sich von Westen nach Osten über 25 Kilometer bis zum Gipfel des Kahlen Astens, mit 841 Metern zweithöchster Berg im Hochsauerland.

Heimatfreunde: Das Projekt «HeimatFreu(n)de» ist 2021 aus der Abschlussarbeit von Touristik-Azubis hervorgegangen. Buchung und Terminabstimmung (manche Touren sind wetterabhängig) über Schmallenberger Sauerland Tourismus. 2023 gewann das Projekt den ADAC-Tourismuspreis für Nordrhein-Westfalen.

Anreise: Mit dem Auto ist man bis Schmallenberg etwa ab Köln rund zwei Stunden, ab Frankfurt am Main zweieinhalb und ab Hannover rund drei Stunden unterwegs. Mit der Bahn geht es auf der Strecke Hagen-Siegen-Frankfurt bis Lennestadt/Altenhundem, von dort Busverbindungen nach Schmallenberg.

Reisezeit: bis Oktober und dann ab März wieder.

Unterkünfte: Das Angebot ist breit und reicht von Hotels und Pensionen bis zu Ferienwohnungen, Bauernhöfen und Reisemobilstellplätzen. Übernachtung im Hotel-Doppelzimmer ab etwa 50 Euro.

Social Media: tiktok.com/@schmallenbergersauerland; instagram.com/schmallenberger.sauerland

 

© dpa ⁄ Bernd F. Meier, dpa
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