Auf der Flucht vor den Gefühlen: Am Anfang war noch alles so perfekt zwischen Dir und Deinem Schwarm, doch je enger eure Bindung wird, desto mehr scheint er/sie sich zu distanzieren. Wie erkennt man Bindungsängste und wie kann man dem/der Partner:in helfen, damit umzugehen?
Anzeichen für Bindungsangst: So erkennst Du sie
Bindungsangst äußert sich auf verschiedene Weise und kann oft schwer zu erkennen sein. Betroffene schwanken zwischen Nähe und Distanz, was für die Partner:innen herausfordernd sein kann.
1. Nähe erzeugt Distanz
Der/die Partner:in ist anfangs voller Leidenschaft, aber sobald es ernster wird, zieht er/sie sich zurück? Das ist ein typisches Zeichen für Bindungsangst. Besonders nach intimen Gesprächen oder emotionaler Nähe folgt oft eine Phase des Rückzugs.
2. Unverbindlichkeit ist der sichere Hafen
Langfristige Pläne sind ein rotes Tuch für Menschen mit Bindungsangst. Selbst das gemeinsame Planen eines Urlaubs kann Stress auslösen. Gespräche über Zusammenziehen oder Familiengründung führen oft zum plötzlichen Kontaktabbruch.
3. Streit als Schutzmechanismus
Wenn alles harmonisch läuft, provoziert der/die Partner:in plötzlich Streit? Oft dient das als Schutzmechanismus, um Distanz herzustellen. Der eigentliche Grund ist die Angst vor zu viel Nähe.
4. Die Wahl unerreichbarer Partner:innen
Menschen mit Bindungsangst verlieben sich oft in Personen, die emotional oder räumlich unerreichbar sind – zum Beispiel in bereits vergebene Personen. So bleibt eine sichere Distanz erhalten.
Psychologische Ursachen: Woher kommt die Angst vor Nähe?
Viele Menschen mit Bindungsangst haben tief verwurzelte Ängste, die oft auf frühere Erfahrungen zurückgehen. Diese Ursachen beeinflussen, wie sie Beziehungen wahrnehmen und gestalten.
1. Negative Beziehungserfahrungen
Schlechte Erfahrungen in früheren Beziehungen oder die Scheidung der Eltern können dazu führen, dass Bindung mit Schmerz assoziiert wird. Um sich vor Verletzungen zu schützen, vermeiden Betroffene tiefe emotionale Verbindungen.
2. Geringes Selbstwertgefühl
Wer sich selbst nicht liebt, kann schwer glauben, dass jemand anderes es tut. Menschen mit Bindungsangst zweifeln oft an der Echtheit der Gefühle des/der Partner:in und ziehen sich zurück, bevor sie selbst verletzt werden könnten.
3. Bindungstypen & Kindheitserfahrungen
Laut der Bindungstheorie nach John Bowlby entwickeln wir bereits in der Kindheit unser Beziehungsmuster. Unsichere oder vermeidende Bindungstypen neigen als Erwachsene eher zu Bindungsangst.
Wie kannst Du mit einer bindungsängstlichen Person umgehen?
Der Umgang mit einer bindungsängstlichen Person kann herausfordernd sein. Doch es gibt einige Tipps und Verhaltensweisen, die Dir dabei helfen können, besser mit der Situation umgehen zu können.
1. Druck rausnehmen
Dränge ihn/sie nicht zu schnellen Verpflichtungen. Gib ihm/ihr Zeit, Vertrauen aufzubauen, anstatt ihn/sie mit Erwartungen zu überfordern.
2. Eigene Bedürfnisse nicht vergessen
Es ist wichtig, Deine eigenen Grenzen zu kennen. Du solltest Dich nicht ständig anpassen, wenn es Dir dabei schlecht geht. Eine Beziehung sollte ein Gleichgewicht haben.
3. Klare Kommunikation
Sprich offen über Deine Gefühle, aber ohne Vorwürfe. Formuliere Wünsche oder mach konkrete Verbesserungsvorschläge statt Forderungen ("Ich wünsche mir mehr Verlässlichkeit" statt "Du bist nie für mich da!").
4. Professionelle Hilfe in Betracht ziehen
In manchen Fällen ist eine Therapie sinnvoll, um alte Muster zu durchbrechen. Bindungsangst ist nicht unüberwindbar, aber es braucht Zeit und oft professionelle Unterstützung.
Fazit: Kann eine Beziehung trotz Bindungsangst funktionieren?
Es gibt keine Garantie dafür, dass eine Beziehung mit einer bindungsängstlichen Person gelingt. Wenn beide bereit sind, an sich zu arbeiten, kann Vertrauen langsam wachsen. Doch wenn Du merkst, dass Du dauerhaft leidest, ist es legitim, für Dein eigenes Wohl zu entscheiden.
Wenn Du selbst unter Bindungsangst leidest, beobachte Deine Muster bewusst. Ein Tagebuch kann helfen, emotionale Reaktionen besser zu verstehen.