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The Stranger bei Netflix: Die wahre Geschichte hinter dem neuen Drama mit Joel Edgerton

Am 19. Oktober startet mit „The Stranger” ein düsteres australisches Drama bei Netflix, in dem eine Männerfreundschaft im Fokus steht. Dahinter steckt eine wahre Geschichte voller grausamer Taten - und ein cleverer Schachzug der Emitter:innen.
The Stranger bei Netflix: Die wahre Geschichte hinter dem neuen Drama mit Joel Edgerton
The Stranger bei Netflix: Die wahre Geschichte hinter dem neuen Drama mit Joel Edgerton © Netflix

Zwei Fremde lernen sich in einem Flugzeug kennen. Aus einem Zufall entwickelt sich eine Freundschaft. Für Henry (Sean Harris) geht dadurch ein Traum in Erfüllung, denn er blickt auf ein Leben voller harter Arbeit, Einsamkeit und Kriminalität zurück. Doch sein neuer Freund Mark (Joel Edgerton) ist in Wahrheit ein Undercover-Agent, der Henry seit Jahren auf der Spur ist.

The Stranger feierte im Mai 2022 Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes. Thomas M. Wright („Acute Misfortune”) führte Regie und schrieb das Drehbuch. Joel Edgerton („Der große Gatsby”) und Sean Harris („Mission Impossible: Fallout”) verkörpern die beiden Protagonisten.

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Was nach einer interessanten Prämisse klingt, basiert lose auf einer wahren Geschichte, die eines der bekanntesten Verbrechen der australischen Geschichte beinhaltet und dessen Aufklärung elf Jahre in Anspruch nahm.

The Stranger kannst Du übrigens auch mit Vodafone GigaTV inklusive Netflix anschauen. So genießt Du das volle Programm auf einer Plattform. Alle Infos dazu gibt es hier.

Die wahre Geschichte hinter The Stranger: Das Verschwinden von Daniel Morcombe

Es ist der 7. Dezember 2003: Der 13-jährige Daniel James Morcombe wartet im Woombye-Distrikt in Queensland an der Ostküste Australiens auf seinen Bus. Er will in die Stadt fahren, sich die Haare schneiden lassen und nebenbei ein paar Weihnachtsgeschenke kaufen.

Der Bus kommt jedoch nicht. Ein technischer Defekt führt zum Ausfall der Linie an jenem Tag. Der Ersatzbus hält nicht bei Daniel, sondern fährt weiter. Denn Daniel wartet an einer inoffiziellen Haltestelle. Der Fahrer des Busses benachrichtigt aber einen anderen Fahrer, der nur drei Minuten später eintrifft. Daniel ist jedoch verschwunden.

Damit beginnt eine beispiellose Ermittlung, die sich über Jahre hinzieht. Zeug:innen sagen zwar aus, kurz vor dem Verschwinden des Jungen zwei Erwachsene in unmittelbarer Nähe beobachtet zu haben. Die Hinweise führen jedoch zu keinen Fortschritten.

Erst knapp sechs Jahre später wird mit Douglas Jackway ein erster Verdächtiger verhört. Trotz zahlreicher Bedenken war Jackway einen Monat vor dem Verschwinden des Jungen aus dem Gefängnis entlassen worden. Er hatte wegen pädophilen Handlungen in Haft gesessen.

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Der Verdacht erhärtet sich jedoch nicht. Eine ungewöhnliche Maßnahme führt aber zu über 300 Hinweisen, die endlich Bewegung in den Fall bringen. Denn die Polizei hat eine lebensechte Tonfigur, deren Aussehen auf den Aussagen der Zeug:innen basiert, am Ort des Verschwindens aufstellen lassen. Dies sollte den Erinnerungen der Menschen auf die Sprünge helfen.

Ähnlich grausam war auch das Massaker, das dem Netflix-Film „Die katholische Schule” zugrunde liegt. Die wahre Geschichte dazu gibt es hier.

Das wahre Vorbild für Henry: Wer war Brett Peter Cowan?

So kommen die Behörden auf die Spur von Brett Peter Cowan, einem damals 39-Jährigen, der bereits seit seiner Kindheit zahlreiche kleinere Delikte vorzuweisen hat. Cowan dient in The Stranger als Vorbild für Henry, gespielt von Sean Harris.

Sean Harris in The Stranger

Sean Harris verkörpert Henry Teague, der auf Peter Brett Cowan basiert. — Bild: Netflix

Der echte Cowan wurde 1969 als dritter von vier Jungen in Westaustralien geboren. Sein Vater diente im Vietnam-Krieg für die australische Armee, litt daraufhin an Posttraumatischer Belastungsstörung und war nur selten zuhause.

Cowan erlebte eine schwierige Schulzeit, wurde oft gehänselt und hänselte genauso oft zurück. Nach dem zehnten Schuljahr verließ er die Einrichtung und hielt sich mit kleineren Jobs über Wasser. Mit 17 Jahren beging er erste kleinere Straftaten, nahm LSD, Kokain und Meth.

Am 5. Dezember 1987 vergewaltigte Cowan ein siebenjähriges Kind und wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, von der er nur die Hälfte absaß. Sechs Jahre später vergewaltigte er ein weiteres Kind, saß letztlich aber nur dreieinhalb Jahre in Haft. Ein anschließend angefertigtes psychologisches Gutachten charakterisierte Cowan als pathologischen Lügner und völlig empathielosen Menschen.

Psychoterror im neuen Eigenheim: Lies hier die wahre Geschichte hinter der verstörenden Netflix-Serie „The Watcher”.

Brett Peter Cowan: Erst geläutert, dann der Rückfall

Doch nach seiner Entlassung 1997 gibt sich Cowan als geläutert. Er stellt sich seinen krankhaften Impulsen, nimmt an einem Rehabilitationsprogramm teil und widmet sich dem Glauben. In der Kirche lernt er seine spätere Frau Tracey Lee Moncrieff kennen, mit der er zwei Kinder hat.

Bis 2003 wird er nicht mehr auffällig. Dann geht er plötzlich nicht mehr zu Gottesdiensten, lässt sich 2004 von seiner Frau scheiden. Später kommt heraus, dass er sich bei homosexuellen Datingseiten angemeldet hatte und auf der Suche nach extremen Sexualpraktiken war.

Sean Harris in The Stranger

Henry (Sean Harris) hat auch im Film eine lange kriminelle Vergangenheit. — Bild: Netflix

Kurz nach dem Verschwinden von Daniel wird die Polizei vor allem wegen seiner Vorstrafen und der Nähe seines Wohnortes zum Ort des Verschwindens auf Cowan aufmerksam. Klare Beweise können die Ermittler:innen nicht vorbringen.

In den folgenden Jahren gelten Cowan und Jackway immer wieder als Hauptverdächtige, können aber vorerst nicht überführt werden. Später stellen sich die vorgebrachten Alibis von Cowan als haltlos heraus - was jedoch erneut nicht für eine Verurteilung ausreicht.

Noch mehr True-Crime gefällig? Wie wahre Geschichte hinter „Das Mädchen auf dem Bild” findest Du hier.

Fitzy kommt ins Spiel: Das Vorbild von Joel Edgertons Charakter

Also greifen die Behörden zur sogenannten „Mr. Big”-Ermittlungsmethode: Mehrere Polizisten geben sich als Kriminelle aus und führen inszenierte Verbrechen durch, um das Vertrauen von Cowan zu gewinnen. Ein Polizist nimmt unter dem Namen „Paul Fitzsimmons” a.k.a. „Fitzy” während eines Fluges im April 2011 Kontakt zu Cowan auf. Beide werden Freunde. In The Stranger wird Fitzy in Mark umbenannt und von Joel Edgerton gespielt.

Joel Edgerton in The Stranger

Joel Edgertons Charakter Mark basiert auf dem Ermittler Fitzy. — Bild: Ian Routledge/Netflix

Doch Cowan bestreitet nach wie vor jede Beteiligung an dem Verschwinden von Daniel. Im August 2011 schließlich gelingt der Durchbruch. Einer der Polizisten bietet Cowan ein Alibi für den besagten Tag an und der Verdächtige beißt an. Sein Geständnis wird von einer versteckten Kamera gefilmt.

Von „Tiger King” bis zu „Evil Genius”: Die besten True-Crime-Serien bei Netflix haben wir hier für Dich zusammengefasst.

Die wahre Geschichte hinter The Stranger: Was passierte mit Brett Cowan

Cowan führt die Undercover-Polizisten zu dem Ort, an dem er die Leiche von Daniel vergraben hat. Dort angekommen, geben sich die Polizisten zu erkennen und verhaften Cowan. Am 13. August 2011, fast acht Jahre nach dem Verbrechen, ist der Täter endlich gefasst.

Am 10. Februar 2014 beginnt schließlich der Prozess am Supreme Court von Queensland in Brisbane. Cowan sagt aus, er habe die Tat nur aus finanziellen Gründen gestanden, da ihm eine hohe Summe Geld versprochen wurde. Doch die Staatsanwaltschaft glaubt ihm nicht. Am 13. März 2014 wird er in allen Anklagepunkten für schuldig befunden und einen Tag später zu lebenslanger Freiheitsstrafe mit einer Möglichkeit auf Begnadigung nach 20 Jahren verurteilt.

Der Fall ist also gelöst. Für die Familie des getöteten Daniel ist dies aber nur ein schwacher Trost. Zumal Cowan während des Prozesses mehrfach zu Protokoll gab, dass er keine Reue empfindet.

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© Vodafone GmbH ⁄ Sven Schüer
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