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Reeperbahn Spezialeinheit FD65 - die wahre Geschichte der geheimen Polizeitruppe

Rotlichtmilieu, Zuhälter und Prostituierte stehen im Zentrum einer Doku-Serie über die Hamburger Polizei. „Reeperbahn Spezialeinheit FD65” – wir erzählen die wahre Geschichte des ersten deutschen Polizeiteams, das sich in den 1980er-Jahren der Bekämpfung des organisierten Verbrechens widmete.
Reeperbahn Spezialeinheit FD65 - die wahre Geschichte der geheimen Polizeitruppe
Reeperbahn Spezialeinheit FD65 - die wahre Geschichte der geheimen Polizeitruppe © iStock/South_agency

Worum geht es in der Serie Reeperbahn Spezialeinheit FD65?

Die Serie Reeperbahn Spezialeinheit FD65 beruht auf wahren Geschichten. Sie erzählt vom Kampf der Fachdirektion (FD) 65 bei der Hamburger Polizei gegen das organisierte Verbrechen und Kiez-Größen. Zu Wort kommen ehemalige Ermittler:innen genauso wie Zeug:innen und Menschen, die damals involviert waren.

Die spannende Mischung aus Krimi und historischer Dokumentation ist eingebettet in die Zeitgeschichte der 1980er-Jahre. Hinter der Serie stecken die Macher:innen Ina Kessebohm, Georg Tschurtschenthaler, Christian Beetz und Florian Fettweis.

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Die fünf Episoden liefen 2022 zunächst im ersten Programm. Später war die Serie in der ARD Mediathek zu sehen. Ab 1. November 2024 kannst du die Serie zur Reeperbahn Spezialeinheit FD65 bei Netflix streamen.

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Die wahre Geschichte hinter der Gründung der Reeperbahn Spezialeinheit FD65 

In den 1980er Jahren hatte das organisierte Verbrechen die Hamburger Reeperbahn fest im Griff. Auf dem Kiez herrschten mafiöse Strukturen und brutale Kämpfe um Macht und Geld zwischen rivalisierenden Banden. Gangs wie „GMBH”, die „Nutellas”, die „Chikago-Bande” und die „Hells Angels” konkurrieren im Geschäft um Drogen, Glücksspiel und Prostitution.

Noch in den 1970er-Jahren hatte ein Ehrenkodex den Einsatz von Waffen auf dem Kiez verhindert. Das änderte sich wenige Jahre später. Das erste Todesopfer der Revierkämpfe war der Zuhälter Fritz Schroer, genannt „Chinesen-Fritz”. Ein Unbekannter hatte ihn mit drei Schüssen in der Bar „Ritze” erschossen. Danach eskalierte die Gewalt. Sogar ein Auftragskiller war unterwegs.

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Die Behörden fürchteten um die innere Sicherheit der Hansestadt. Im Mai 1982 entstand darum die streng geheime Fachdirektion FD65. Die Spezialeinheit arbeitete im Auftrag der Staatsanwaltschaft und bestand aus 40 Ermittler:innen. Sie waren vorher in den Bereichen Sitte, Rauschgift, Menschenhandel und Hehlerei tätig gewesen. Geleitet wurde die FD65 von Wolfgang Sielaff, dem vorherigen Leiter des Rauschgiftdezernats. Er hatte 1980 und 1981 bereits an der Spitze einer Sonderkommission gestanden, die herausfinden sollte, ob es in Hamburg organisierte Kriminalität gab.

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Wie arbeitete die Spezialeinheit FD65? 

Die FD65 war die erste Spezialeinheit in Deutschland, die sich der Bekämpfung des organisierten Verbrechens widmete. Das Vorbild für das Team war das FBI in den USA. Es kamen neue Methoden und Mittel zum Einsatz, zum Beispiel moderne Abhörtechniken sowie eine verschlüsselte Kommunikation. Die Beamt:innen schleusten V-Leute in die Szene ein und ermittelten erstmals personenbezogen. Vorher hatte die Polizei nur reagiert, wenn es Anzeigen von Straftaten gegeben hatte. Nun versuchten die Beamt:innen, auch bei einem Verdacht auf Verbrechen Informationen zu beschaffen. Sie sammelten beispielsweise Informationen zu Kiez-Größen, um ihnen Delikte nachzuweisen. Später legte die FD65 auch das erste Zeugenschutzprogramm in Deutschland auf.

Die Reeperbahn Spezialeinheit FD65 arbeitete unabhängig von der übrigen Polizei und unter absoluter Geheimhaltung. Sie bezog ein abgeschottetes Stockwerk im Polizeipräsidium. Eigene Technik und Fahrzeuge wurden angeschafft. Die Ermittler:innen sollten einerseits die Bandenstrukturen im Rotlichtmilieu zerschlagen und andererseits untersuchen, ob Polizist:innen korrupt waren. Mindestens 17 Beamte von der Polizeiwache an der Reeperbahn sollten von den Gangstern geschmiert worden sein.

Der Pate von St. Pauli und Werner Pinzner: Wer waren die Gangster auf der Reeperbahn?

Der eine war 20 Jahre lang der unangefochtene Boss auf dem Kiez, der andere ein gefürchteter Auftragskiller. Die Reeperbahn Spezialeinheit FD65 ermittelte unter anderem gegen diese beiden zentralen Figuren auf dem Kiez:

• Wilfrid „Frida” Schulz alias Der Pate von St. Pauli: Seit Ende der 60er-Jahre galt Schulz als mächtigster Mann auf der Reeperbahn. Als Zuhälter verdient er viel Geld mit Stundenhotels und Nachtclubs wie dem „King George”. Zudem bereicherte er sich als Casino-Betreiber an Glücksspiel. Der eitle Schulz trug stets feine Nadelstreifenanzüge und Schuhe aus Krokodilleder. So erhielt er den Spitznamen „Frida”, den er hasste. Der Pate galt außerdem als brutal: Feinden verpasste er schon mal einen Messerstich in den Po – das lief unter dem Begriff „antöten”. Ihm zur Seite standen sein Geldeintreiber Dakota-Uwe sowie die „Schwarze Gang” um den ehemaligen Boxer Horst Fascher, die Gegner attackierte. Schulz hatte Kontakte zur US-Mafia und trat auch als Box-Promoter in Erscheinung.

• Werner Pinzner: Der Auftragskiller war für seine Skrupellosigkeit bekannt. Nach einer langen Gefängnisstrafe wegen eines Raubmords war er in den 1980er-Jahren auf den Kiez zurückgekehrt. Im Auftrag des „Chikago”-Bandenmitglieds Josef Peter Nusser alias „Wiener Peter” erschoss er fünf andere Zuhälter. Pinzner wurde im April 1986 verhaftet. Doch seine Anwältin schmuggelte eine Waffe ins Polizeipräsidium. Bei einer Vernehmung am 29. Juli 1986 erschoss Pinzner zuerst seine Frau Jutta und dann sich selbst.

Die GMBH-, die Chikago- und die Nutella-Bande: Diese Truppen kämpften um die Macht in St. Pauli

Die Reeperbahn Spezialeinheit FD65 musste sich mit verschiedenen Banden befassen, die alle um die Macht auf dem Kiez konkurrierten:

• Die GMBH-Bande: Die gut organisierte Truppe kontrollierte in den 1980er-Jahren einen Großteil der Prostitution in Hamburg. Sie war nach den Vornamen ihrer Mitglieder bekannt – Gerd Glissmann, Michael Luchting alias „Der schöne Mischa”, Boss Walter „Beatle” Vogeler und Harry Voerthmann. Sie ließen ihre Prostituierten unter anderem im Eros-Center arbeiten, dem damals größten Bordell Europas. Die GMBH-Bande war für ihre Brutalität bekannt und zwang viele Frauen zur Prostitution.

• Die Nutella-Bande: Diese Gruppe machte der GMBH-Bande Konkurrenz – und nannte diese „Opas”. Sie bestand Mitte der 1980er-Jahre aus 80 jüngeren Zuhältern im Alter meist zwischen 18 und 21 Jahren, die als weniger gewalttätig galten. Der Kopf dieser Truppe war Klaus Barkowsky, auch der „Schöne Klaus” genannt. Thomas Born alias „Karate-Tommy” war für das Eintreiben von Schutzgeld und die Sicherung des Reviers zuständig. Er war Vize-Europameister im Kickboxen und Inhaber einer Kampfsportschule.

• Chikago-Bande: Die Zuhälter-Truppe rund um Reinhard „Ringo” Klemm war kleiner als GMBH- und Nutella-Bande – und schon seit den 1970er-Jahren aktiv. Sie betrieb ein Bordell, organisierte Glücksspiele und stieg in den Kokain-Handel ein.

• Hells Angels: Die Rocker trieben Schutzgeld ein und waren ebenfalls in Geschäfte um Menschenhandel, Drogen und Rauschgift verwickelt.

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Was war der erste Erfolg der Reeperbahn Spezialeinheit FD65 - die wahre Geschichte

Am 4. November 1982 verhaftete die FD65 den Paten Wilfrid „Frida” Schulz und seinen Geldeintreiber Dakota-Uwe. An dem Coup waren 800 Beamt:innen beteiligt, 19 Verdächtige wurden festgenommen. Die Ermittler:innen beschlagnahmten unter anderem so viele Akten, Waffen und Utensilien zum Glücksspiel, dass mehrere Lastwagen gefüllt waren. Doch bei der Durchsuchung von Schulz’ Haus blieben wichtige Beweismittel verschwunden. Der Pate wurde darum nicht wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung und Glücksspiels angeklagt, sondern „nur” wegen Bestechung, Steuerhinterziehung, Urkundenfälschung, Anstiftung zum Mord und Förderung von Prostitution.

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Schon vorher war Schulz verhaftet worden – mehr als 50-mal. Aber verurteilt werden konnte er damals nur einmal, wegen Steuerhinterziehung. In Polizeikreisen war er darum als „Teflon-Wilfrid”, weil ihm nichts anhaften konnte. Doch nach dem Einsatz der FD65 saß „Frida” drei Jahre und sechs Monate in Haft. Da brach ihm das Genick: Nach dem Ende der Haftstrafe zog er sich vom Kiez zurück. Der Pate von St. Pauli starb 1992 nach einer Krebserkrankung.

Was macht die Spezialeinheit FD65 heute? 

Die Reeperbahn Spezialeinheit FD65 gibt es in seiner damaligen Form heute nicht mehr. 1989 wurde die Spezialeinheit als Abteilung „Organisierte Kriminalität” in das neu gegründete Landeskriminalamt (LKA) Hamburg eingegliedert.

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