Düstere Geheimgänge, ein verbotenes Buch und ermordete Mönche, deren Todesarten an die biblische Apokalypse erinnern: Wie schon der von Bernd Eichinger produzierte Kinofilm im Jahr 1986 entführt die neue achtteilige TV-Serie "Der Name der Rose" (ab dem 10. April 2020, 20.15 Uhr, Servus TV) die Zuschauer in ein entlegenes Kloster – und in die Abgründe der mittelalterlichen Kirche. Doch anders als in Eichingers Film geht es in der 26 Millionen Euro teuren Serie auch um die komplexen historischen, philosophischen und theologischen Aspekte, die Umberto Eco in seinem 1980 veröffentlichten vielschichtigen Romanbestseller beschrieb.
Die Handlung des Historienthrillers: 1327 besuchen der Franziskanermönch William von Baskerville (Emmy-Gewinner John Turturro, 62, "Transformers"-Reihe) und der junge Novize Adson von Melk (Damian Hardung, 20, "Club der roten Bänder") eine einsame Abtei in Italien. Ursprünglich in theologischer Mission – doch vor Ort weckt ein Mordfall Baskervilles Neugier.
Als sich während ihres Aufenthalts weitere rätselhafte Todesfälle ereignen, gehen die frommen Männer auf Mörderjagd. Zugleich aber werden sie selbst zunehmend zu Gejagten: Der berüchtigte Inquisitor Bernardo Gui (Rupert Everett, 59, "Black Mirror") verfolgt potenzielle Kritiker des Papstes. Und William von Baskerville steht weit oben auf seiner Liste.
Anders als einst der Kinofilm bietet das Serienformat die Chance, weiteren Figuren des Romans Raum zu geben. "Zusätzlich", so erklärt Regisseur Giacomo Battiato, "beleuchten wir auch zwei Frauenschicksale. Die erste Heldin ist Adsons Geliebte, ein namenloses Flüchtlingsmädchen. Die zweite gilt als Aufrührerin: Sie plant Rache an Gui, der ihre Familie auslöschte."
Aber hat eine im späten Mittelalter angesiedelte Geschichte auch Bezüge zur Gegenwart? "Ja", meint Hauptdarsteller John Turturro: "Erstens verdeutlichen wir, dass die Religion des ausgehenden Mittelalters ein terroristisches Instrument war, ähnlich wie es heute noch immer in manchen Ländern der Fall ist. Zweitens zeigen wir, angelehnt an Eco, den Unterschied zwischen Freigeistern und Ewiggestrigen."
Rupert Everett ergänzt, neben historischen Themen wie der Inquisition ginge es auch um die noch immer aktuellen Herausforderungen des Zölibats sowie des sexuellen Missbrauchs innerhalb der Kirche. "Und, nicht zu vergessen, um Themen, die die Menschheit seit jeher bewegen – wie die Liebe und das Leben!"
Damian Hardung spielt Adson von Melk, William von Baskervilles Gehilfe und Lehrling. Wissbegierig hilft er ihm, die Ermittlungen im Kloster aufzunehmen. Wir trafen den 20-jährigen deutschen TV-Star zum Interview und sprachen mit ihm über seine Rolle.
Haben Sie Umberto Ecos Bestseller "Der Name der Rose" vor dem Dreh gelesen?
Damian Hardung: Ja, das Buch war beim Dreh meine "Bibel" – weil wir Szenen, die auf dem Drehplan standen, fast immer nochmal mit den Originalpassagen verglichen haben. Ein Beispiel: Wenn Adson über die Liebe redet, und dem namenlosen Mädchen seinen Monolog mithilfe der Körpersprache näher bringt, bin ich Wort für Wort bei Eco geblieben. Williams Sätze stammen ebenfalls zu rund 80 Prozent aus dem Buch. Aber im Gegensatz zum Buch habe ich mir die Verfilmung mit Christian Slater nicht angesehen, weil ich Adson auf meine eigene Art interpretieren wollte.
Der Regisseur Giacomo Battiato wollte unbedingt einen Deutschen für die Rolle des Adson. Wurden Sie gecastet oder ist Battiato gezielt an Sie herangetreten?
Letzteres. Eine der Top-Casterinnen aus Deutschland – Anja Dihrberg – hat mich für die Rolle vorgeschlagen.
Inwiefern gibt "Der Name der Rose" wichtige Denkanstöße? Und was ist der Reiz an Ihrer Rolle?
Das Buch hat viele Facetten, die heute noch total aktuell sind – von Gleichberechtigung und Feminismus über Fluchtursachen bis hin zum Umgang mit dem Glauben, weltlicher und kirchlicher Macht sowie der Frage nach dem Sinn des Lebens. Eine Kernfrage ist nämlich, worin wir Erfüllung finden – in "ora et labora" oder in der Askese und somit dem Entsagen vom Weltlichen? Adson findet die Antwort darauf im Verlauf der Serie, nachdem er eine "Reise zu sich selbst" macht. Denn am Ende des Roman weiß er endlich, wer er ist – und was er will. Das war total schön zu spielen und hat mich auch persönlich bereichert.
Für welche Szene haben Sie am längsten vor der Kamera gestanden?
Für die Endsequenz, in der die Bibliothek in Flammen steht. Das war wahnsinnig aufwändig, weil es überall gebrannt hat und viele Explosionen gab und wir viel mit Green Screen gearbeitet haben. Aber am emotionalsten war die Szene, in der ich dem Mädchen meine Liebe gestehe. Heute noch erwische ich mich manchmal dabei in der Bahn den Monolog leise für mich zu flüstern.