Das Schöne am Marvel-Kosmos: Er muss niemals enden. Alte Marvel-Held:innen gehen und machen neuen Held:innen Platz, die der MCU-Palette neue Farben und Fähigkeiten verleihen. So ist es auch bei Madame Web. Regisseurin S.J. Clarkson („Toast“) behandelt darin die Geschichte der Sanitäterin Cassandra Webb, die erfährt, dass sie eine Hellseherin ist.
Unserer Meinung nach ist Madame Web ein überraschend bodenständiger Film mit frischen Ideen. Doch all dieses Gute hat sich leider in einem Netz aus leeren Versprechen und Enttäuschung verfangen. Mehr dazu in unserer Filmkritik zu Madame Web.
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Die Handlung von Madame Web: Die Zukunft liegt in ihren Händen
Cassandra Webb (Dakota Johnson) geht in ihrem Job als Sanitäterin bis an die Grenzen und will alle Menschen um jeden Preis retten. Diese Leidenschaft wird ihr eines Tages zum Verhängnis, als sie in einen Unfall verwickelt wird. Doch statt zu sterben, erweckt dieses Ereignis eine Superkraft in ihr. Mit ihrer neuen Gabe, in die Zukunft zu sehen, erfährt sie von drei Mädchen, die vom Superschurken Ezekiel (Tahar Rahim) gejagt werden. Cassandra kommt ihm zuvor und rettet sie.
Doch der Wahnsinnige lässt nicht locker und nimmt die Verfolgung auf. Was will der Schurke von der schüchternen Julia (Sydney Sweeney), der raffinierten Anya (Isabela Merced) und der frechen Mattie (Celeste O’Connor)? Und warum kann Cassandra überhaupt in die Zukunft schauen? All diese Fragen sollen in den kommenden 117 Minuten Zeitenchaos und Dialoggewitter beantwortet werden.
Ohne zu spoilern: Madame Web ist trotz seiner übernatürlichen Prämisse sehr bodenständig geblieben und kocht deshalb auf einer sehr kleinen Flamme.
Warum ist das überhaupt ein Superheld:innen-Film?
Als Marvel-Fan wirst Du bei Madame Web lange Zeit verwirrt sein. Normalerweise beginnt die Action in Marvel-Filmen sehr schnell, egal, ob es nun „Iron Man“ oder „Spider-Man“ ist. Nicht aber in Madame Web: Bevor es wirklich losgeht, beschäftigt sich ein großer Teil des Films erstmal mit der Einführung seiner Protagonistin, ihrem Leben, ihrem Job, ihren Kolleg:innen und Freund:innen. Das ist an sich gar nicht verkehrt und erfrischend ungehetzt. Bisweilen ist die Story vom Madame Web-Film sogar recht tragisch und interessant, doch leidet der Superheld:innen-Aspekt sehr stark darunter.
Das angedeutete große Feuerwerk zwischen Gut und Böse bleibt aus. Am Ende steht ein recht kurzer Kampf und dann ist der Streifen auch schon vorbei. Da hätte der Film unserer Meinung nach auch komplett auf übernatürliche Fähigkeiten verzichten können.
Dass Madame Web aber auch keine Held:innen gebraucht hätte, zeigt eine besonders bodenständige Szene, in der die drei Mädels zusammen ein Diner aufmischen. Diese Sequenz ist sogar spannender als jeder Kampf. Eine Frau, die durch Zufall auf drei Teenagerinnen aufpassen muss, ist schon interessant genug und bricht endlich das immer gleiche Marvel-Männerduell auf.
Der Film hat kaum Zeit – für alles
Trotz einem groß angedeuteten Action-Finale bleibt die Beziehung zwischen Cassandra und den Mädchen das eigentliche Hauptthema und bekommt dafür eigentlich zu wenig Zeit. Im Fokus steht Cassandra, die Mädchen lernen wir kaum kennen. Alle Figuren haben eine interessante Dynamik zueinander, geben sich Kontra, verteilen freche Sprüche, aber viel wird damit nicht gemacht.
Es passiert gleichzeitig so viel, die Szenen wechseln schnell, sodass kein Charakter über das Klischee hinausgehen kann. Schauspielerische Glanzleistungen können wir hier nicht erkennen, sie machen eben ihren Job, gute Gute und böse Böse zu spielen. Die Kampf- und Actionszenen kommen – marvel-untypisch – extrem selten vor und wenn sie anbrechen, zünden sie nie so wirklich. Kein Wunder, hier kämpfen schließlich auch vier Zivilist:innen gegen einen extrem starken Super-Schurken. Warum müssen sie dann überhaupt drin sein? Anscheinend wusste Madame Web wirklich nicht, was für ein Film er eigentlich sein wollte. Actionfilm oder ein Charakterfilm? Schwer zu sagen.
Trotz aller Ideen oberflächlich und langweilig
Ein sehr menschlicher Anfang, ein kurzer Roadtrip in der Mitte und ein bisschen Superhelden:innen-Action am Ende. Der Schurke bleibt dünn, die Erklärung für Cassandras Fähigkeit wird schnell zusammengefasst. Viele Fässer werden aufgemacht, keines so wirklich zur Genüge behandelt. Auch wenn sich Cassandras Fähigkeit in optisch spektakulären Szenen präsentiert – die Zeit ist ein gewebtes Netz, mit dutzenden Fäden und Schicksalen – macht sie letztendlich nicht viel damit.
Andere Held:innen wie Spider-Man konnten bereits Attacken ausweichen oder Fallen stellen und mussten dafür nicht unbedingt Hellseher:innen sein. Das Ende setzt dem Ganzen die Krone des Frustes auf: Als die Truppe endlich ein Superheld:innen-Team bilden möchte, beginnt bereits der Abspann. Soll heißen: Teil 1 war für die Einführung der Personen zuständig und Teil 2, wenn er denn kommt, soll dann die versprochene Action nachholen.
Madame Web in der Filmkritik: Unser Fazit
Hellsehen und Teenager:innen-Chaos, das klang vielversprechend, aber leider lässt uns Madame Web sehr enttäuscht zurück. Die starken weiblichen Rollen sind eine Wohltat, der Fokus auf bodenständige und menschliche Charaktere ebenso, aber so komplex und interessant, wie sich der Streifen anfänglich gibt, ist er letztendlich nicht. Gute Ansätze, aber kein guter Film. Wir blicken nicht besonders optimistisch auf die Fortsetzung, denn zweimal wollen wir nicht darauf reinfallen.
Madame Web |
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Genre: | Superheld:innen-Action |
Bundesstart: | 14. Februar 2024 |
Laufzeit: | 117 Minuten |
FSK: | 12 Jahre |
Regie: | S. J. Clarkson |
Drehbuch: | Matt Sazama, Burk Sharpless, Claire Parker, S. J. Clarkson |
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