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Eine Stadt ohne Gefängnisse

Wie würde eine Welt ohne Haftanstalten aussehen? In der ARD-Serie «A Better Place» wagt eine Stadt das Pilotprojekt. Gefangene werden vorzeitig entlassen. Gelingt die Resozialisierung?
TV Ausblick ARD - A better Place
Mark (Johannes Kienast, M) ist wieder auf freiem Fuß. © /Wolfgang Ennenbach/WDR/Komplizen Serien/Studiocanal/dpa

Schloss für Schloss öffnen sich die Türen der Gefängniszellen. 300 Strafgefangene werden vorzeitig in die Freiheit entlassen. In der achtteiligen ARD-Dramaserie «A Better Place» wagt Rheinstadt, ein fiktiver Ort in Nordrhein-Westfalen, im Zuge eines revolutionären Resozialisierungsprojekts das Experiment. 

«Trust» nennt sich das Programm, dass Bürgermeister Amir Kaan und Kriminologin Petra Schach ins Leben gerufen haben. Anstelle einer Haftstrafe sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmerin mit einem festen Wohnsitz, Therapie und Arbeit in die Gesellschaft integriert werden. Ziel ist eine wirkliche Alternative gegenüber Gefängnissen zu schaffen. Neben zahlreichen Unterstützern gibt es von Anfang an auch Kritik.

Die ersten beiden Folgen der Serie «A Better Place» werden heute ab 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Die weiteren sechs Folgen laufen bereits am 24. Januar ab 22.20 Uhr. In der Mediathek ist die fiktionale Serie bereits vorab vollständig abrufbar.

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Durch das Projekt bekommt der 20 Jahre alte Nader eine zweite Chance. Nach seiner Haftentlassung beginnt er eine Ausbildung bei einem Autohändler und blüht auf. Doch seine Schwester Yara steckt weiter in kriminellen Machenschaften fest. Schafft Nader den Neuanfang oder zieht seine Schwester ihn zurück in die Kriminalität?

Mark, ebenfalls wieder auf freiem Fuß, kehrt zu seiner Familie zurück. Sohn Niki ist froh, seinen Vater wieder zurückzuhaben, aber Tochter Alina will erst einmal nichts mit ihm zu tun haben. Auch die Ehe mit seiner Frau Eva, die als Sozialarbeiterin bei Trust arbeitet, hat sich entfremdet. Kann Mark ihr Vertrauen zurückgewinnen?

Wut und Angst der Opfer

Was für die Täter eine Chance auf einen Neuanfang sein soll, ist für viele Opfer ein Schlag ins Gesicht. Denn es sind nicht nur Klein-Kriminelle, die durch «Trust» freigekommen sind. 

Zu den Gegnern des Programms gehört die 40-jährige Nesrin Gül. Ihr Sohn starb durch die Tat von Klaus Bäumer, dem sie in Rheinstadt nun an jeder Ecke begegnen könnte. Und Bäumer ist nicht der Einzige, gegen dessen Freilassung sich Widerstand regt.

Nach einem Raubüberfall und einem Datenleck, bei dem Informationen über die Projektteilnehmer geleakt werden, gerät «Trust» unter Druck. Straftäter sehen sich Stigmatisierung und Missgunst ausgesetzt. In der Bevölkerung gibt es Protest. Es stellt sich die Frage: Wie viel Sicherheit braucht Freiheit? Und wie viel von «Trust» ist wirklich umsetzbar?

Soziale Dystopie aus verschiedenen Perspektiven

Durch verschiedene Handlungsstränge spielt die Serie durch, wie gut ein solches Projekt in der Wirklichkeit funktionieren, aber auch missglücken könnte. «A Better Place» wechselt immer wieder die Perspektiven, die einen am Ende hin- und hergerissen zurücklassen.

Das Drehbuch sucht immer wieder bewusst - und teilweise zu konstruiert - den Konflikt. Und auch auf politischer Ebene wäre ein solches Projekt in der Realität in diesem Ausmaß nicht umsetzbar. Aber einen Denkanstoß bietet die Serie allemal. Über acht Episoden hinweg überrascht sie mit zahlreichen Wendungen und überzeugt ebenso durch verschiedene Perspektiven wie durch gute Schauspielerinnen und Schauspieler.

© dpa ⁄ Carla Benkö, dpa
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