In der kleinen Gemeinde in der südhessischen Provinz, in der Höppner (Damian Hardung) und seine Freundin Vera (Luna Wedler) dem heiß ersehnten Schulabschluss entgegengehen, dreht sich das Leben im Kreis. Jeder kennt jeden. Einmal in der Woche geht das Paar ins Café, Eis essen und demonstriert so der Welt, wer hier wem gefällt.
Für Höppner könnte es so weiter laufen, zumindest bis zum Abitur. Dann will er nach Berlin, wo „was los“ ist und man dem Wehrdienst entgehen kann. Dass Vera ihn regelmäßig besuchen wird, ist erwünscht, aber nicht zwingend. Man ist eben noch zu jung für irgendwelche vorschnellen Entscheidungen. Doch dann trifft jemand eine Entscheidung.
Höppners Banknachbar Frieder (Max von der Groeben, GOLDENE KAMERA 2013), ein latent depressiver Typ, versucht, sich das Leben zu nehmen. Zufällig wird er gerettet und kommt in die Psychiatrie. Höppner sieht seine schulische Karriere gefährdet: Bei wem soll er nun abschreiben, wer macht seine Hausaufgaben? Umso verlockender klingt das Angebot, dass Frieder ihm bald unterbreitet.
Er könnte entlassen werden, wenn sie mit zwei weiteren eine quasi therapeutische WG im leerstehenden Haus seines Großvaters gründen. Vera ist schnell gewonnen und weil sie heimlich in Höppner verknallt ist, lässt sich auch Nachwuchs-Violinistin Cäcilia (Devrim Lingnau) nicht lange bitten.
Das Auerhaus-Kollektiv ist geboren, verballhornend nach dem damals aktuellen Hit „Our House“ von Madness benannt.
Der Film, eine Adaption des gleichnamigen Bestsellers von Bov Bjerg, spielt nämlich im Jahr 1983, als nicht die Klimaerwärmung, sondern der Kalte Krieg viele Menschen in Angst versetzte und alternative Lebensformen ein etwas besseres, selbstbestimmtes Leben versprachen.
Das von Egoismen und Eifersucht, aber auch von Glücksmomenten und einer Ahnung von möglicher Solidarität geprägte Zusammenleben hat Regisseurin Neele Leana Volmar mit einer hinreißenden Besetzung sehr atmosphärisch und mitfühlend inszeniert.
Ihr einseitiger und dadurch fast karikierender Blick auf die Elterngeneration nimmt dieser Milieustudie zwar einiges an Spannung. Kinogänger von 16 bis 18 Jahren könnten sich allerdings gerade deshalb und umso mehr wiederfinden und verstanden fühlen.
Dieser Text ist zuerst bei der Berliner Morgenpost erschienen.