Kirchenasyl mal anders: In einer Bremerhavener Kirche bekommen Zimmerpflanzen während der Sommerferien Unterschlupf. «Die Aktion soll die Idee der Gastfreundschaft aufgreifen», sagt Initiatorin und Künstlerin Sophia Bizer. «Wer möchte, ist willkommen und soll sich wohlfühlen. Wer Unterstützung braucht, soll sie bekommen.»
36 Pflanzen schmücken bis August die Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche. Es ist die erste Aktion des Kunstprojekts «SPACE AS AN INVITATION TO STAY – über den Gebrauch von Räumen».
Im Rahmen ihres Kunststipendiums der Bremischen Evangelischen Kirche setze Bizer sich mit der Raumnutzung der Kirche auseinander: Wie muss eine Kirche gestaltet und ausgestattet sein, um Menschen zum Kommen und Bleiben einzuladen? Wie kann Kirchenraum neu gesehen und gedacht werden?
Das Projekt soll Denkanstöße liefern, sagt die 32-Jährige. «Ich fände es natürlich toll, wenn der Kirchenraum nachhaltig umgestaltet wird.» Ein Problem beispielsweise seien die vielen Stuhlreihen, die nicht mehr genutzt werden. Dabei habe die Kirche in Bremerhaven Potenzial für einen Wohlfühlort. «Es ist so eine schöne, helle Kirche.»
Fünf Kirchenfenster mit Pflanzen
Im Rahmen der Aktion gestalten Bremerhavenerinnen und Bremerhavener nun die Kirche für eine Weile mit. Ende Juni konnten sie ihre Pflanzen abgeben, Sophia Bizer bespielte mit den Töpfen fünf Fenster. «Es funktioniert ganz gut. Beim Betreten der Kirche sorgen die Pflanzen einen Moment für Irritation.» Ehrenamtliche der Gemeinde gießen und pflegen die Pflanzen bis Mitte August, dann können die Urlauber sie wieder mit nach Hause nehmen.
Im September soll das Kunstprojekt mit einem Workshop für utopische Raummodelle weitergehen, sagt die Künstlerin. Im Oktober könnten Bremerhavenerinnen und Bremerhavener die Kirchenräume mit einer Tänzerin erkunden. Schließlich soll die jüdische Band Folkadu aus Berlin auftreten, die sich mit Raum und Klang auseinandersetzt. Das Projekt ende mit einer Ausstellung in der Kirche im Frühjahr.
Redaktionshinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, der Name der Künstlerin sei Sophia Binzer. Richtig ist Sophia Bizer.