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Gillian Anderson veröffentlicht Buch über Frauen-Fantasien

Die Schauspielerin («Sex Education») hat Frauen dazu aufgerufen, anonym sexuelle Fantasien einzureichen. Jetzt veröffentlicht sie die Episoden in einem Buch und erklärt, was sie gelernt hat.
Schauspielerin Gillian Anderson
Gillian Anderson hat Frauen aufgerufen, ihr anonymisiert von ihren sexuellen Fantasien zu berichten. © Jordan Strauss/Invision via AP/dpa

Schauspielerin Gillian Anderson gibt mit einem neuen Buch Einblick in die sexuellen Fantasien von Frauen. Vor anderthalb Jahren rief sie Frauen dazu auf, anonym ihre erotischen Vorstellungen einzureichen - nun erscheint eine Auswahl der Zuschriften im Buch «Want». Insgesamt habe sie Briefe im Umfang von knapp 1.000 Seiten erhalten, schreibt Anderson im Vorwort zur Textsammlung.

«Überraschend fand ich, dass viele Frauen ihre Fantasien selbst heute noch für sich behalten. Einige sind stark, stolz und selbstbewusst und feiern ihre sexuelle Macht, etliche empfinden allerdings auch Scham und haben Schuldgefühle, weil sie sich beim Sex nach Befriedigung und Erfüllung sehnen», erklärt die 56-Jährige.

Die Schauspielerin, die aus den USA stammt und in London lebt, wurde mit der Mysteryserie «Akte X» bekannt. Seitdem drehte sie zahlreiche Projekte, zum Beispiel die Serie «Sex Education», in der sie eine Sexualtherapeutin spielt.

Einblick in intime Gedankenwelten

In unserer Gesellschaft würden Frauen oft in Schubladen gesteckt und auf bestimmte Identitäten und Rollen reduziert, schreibt Anderson, «aber die hier versammelten Fantasien belegen, dass keine Frau nur eine einzige Identität besitzt». Wenn sie sich für das Buch etwas wünschen könne, dann sei es, einen Denkanstoß zu liefern, «damit wir in einen neuen Dialog über die sexuelle Kraft von Frauen treten können».

In den Texten geht es zur Sache. Es sind kurze Einblicke in unterschiedlichste Szenarien. Manche erwartbarer («Ich will, dass meine Partner:innen mich vergöttern») als andere («Manchmal bin ich eine der Überlebenden einer Zombie-Apokalypse»). Es geht um leidenschaftliche Momente mit Männern, Frauen, vielen Menschen. Viele so, dass man beim Lesen in der Bahn doch überlegt, ob einem jetzt jemand über die Schulter gucken sollte.

«An uns Frauen werden so viele Erwartungen gestellt»

Was die Sammlung auch zeigt: Dass etliche Frauen bis heute mit Schamgefühlen, Unsicherheiten und der Frage kämpfen, was sie selbst eigentlich erregt. «Die meisten Sachen, die im Porno passieren, sind auf Männer zugeschnitten», heißt es in einer Zuschrift, «und an uns Frauen werden so viele Erwartungen gestellt, dass ich kaum noch weiß, ob mich etwas richtig anturnt oder ob ich nur das performe, was von mir verlangt wird.»

Das Buch soll an Nancy Fridays «Die sexuellen Phantasien der Frauen» von 1973 anknüpfen. Nicht aufgenommen habe sie Szenarien, die die Grenze zur Illegalität überschritten hätten, sagte Anderson in einem BBC-Interview. Trotzdem gebe es Zuschriften, die an gefährliche Themen grenzten. Sie nicht einzuschließen, hätte sich ungenügend angefühlt. Das heiße aber nicht, dass Frauen auch wollten, dass genau das passiere, mahnte Anderson.

Ähnlich wertete das eine Psychologin, die von der BBC zitiert wurde. Fantasien etwa über extreme Unterwerfung oder gewalttätige Akte seien nicht dazu gedacht, auch ausgelebt zu werden. «Sie bieten einen sicheren Ort, um Interessen und Wünsche zu erkunden, die als Tabu, gefährlich oder sozial inakzeptabel betrachtet werden.»

Gillian Andersons eigene Fantasie

Der Wert von «Want» liegt darin, die Vielfalt weiblicher Fantasien und die komplexen Gedanken zu zeigen, die Frauen sich dazu machen. Mal flackern Kerzen und es läuft der Soundtrack von «Dirty Dancing», mal geht es um Körperflüssigkeiten oder eine Begegnung mit dem Musiker Harry Styles. Oft einfach um den Wunsch, bewundert zu werden.

«Beim Lesen der Briefe ist mir noch einmal bewusst geworden, dass es die typische Fantasie so wenig gibt wie die typische "Frau". Was wir uns von unserem Sexleben wünschen, ist so verschieden wie das, was wir uns von der Arbeit, unseren Beziehungen und der Liebe wünschen», schreibt Anderson. «Wir alle unterscheiden uns, sogar in uns selbst.»

Die Schauspielerin hat auch ihre eigene Fantasie aufgeschrieben, anonym natürlich, wie die anderen Verfasserinnen. Sie sei überrascht gewesen, wie lange sie dafür dann doch gebraucht habe, sagte Anderson der BBC, obwohl sie sich wohlfühle mit dem Thema Sexualität. «Ich hätte nicht erwartet, dass ich selbst dabei so schüchtern bin und so nervös.»

© dpa ⁄ Julia Kilian, dpa
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