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Party in Alpe d'Huez: Deutsches Team feiert Tour-Sieg

Der deutsche Radrennstall Canyon-Sram gewinnt mit Katarzyna Niewiadoma die Tour de France. Künftig könnte es sogar eine deutsche Siegerin geben.
Tour de France Frauen
Antonia Niedermaier

Einen Platz für die spontane Party nach dem Vier-Sekunden-Thriller fand Ronny Lauke an diesem perfekten Sommer-Tag auch noch. Hoch oben im legendären Skiort Alpe d'Huez waren die Hotels größtenteils dicht, ein Etablissement konnte allerdings davon überzeugt werden, die Bar für das deutsche Rad-Team Canyon-Sram zu öffnen. Dort wurde bis zwei Uhr morgens der unerwartete Triumph von Katarzyna Niewiadoma bei der Tour de France der Frauen begossen.

«Das war ein neues Level an Emotionen», sagte Teamchef Lauke der dpa. Mit gerade einmal vier Sekunden Vorsprung gewann Niewiadoma das wichtigste Rennen des Jahres vor der niederländischen Titelverteidigerin Demi Vollering. Die hatte Niewiadoma früh attackiert, wollte die 1:15 Minuten Rückstand wettmachen. «Das war wie ein Tauziehen auf der Straße. Wir standen zwei Stunden unter Strom. Aus meiner Erinnerung heraus war es das spannendste Radrennen, das ich je erlebt habe», sagte Lauke.

Im Auto mit Erik Zabel

Als Vierte erreichte Niewiadoma das Ziel in Alpe d'Huez und war die große Siegerin. «Am Ende sind es vier Sekunden für uns. Das ist einfach geil. Ein anderes Wort fällt mir dafür nicht ein», sagte Lauke. Seine Top-Fahrerin wurde für einen großen Kampf belohnt. «Der letzte Kilometer war so wahnsinnig, so schmerzhaft. Ich weiß nicht, was ich im Ziel wirklich gefühlt habe», sagte Niewiadoma.

Lauke ist seit fast neun Jahren Chef des in Leipzig ansässigen Teams Canyon-Sram. Als Geschäftsführer hat er sich aus der sportlichen Leitung zurückgezogen. Da bei der Tour zwei Fahrzeuge pro Team zugelassen sind, war der gebürtige Brandenburger allerdings vor Ort und teilte sich einen Wagen mit Erik Zabel, der für den Sponsor der Mannschaft arbeitet.

Sponsoren verlängern

Das Team des 47-Jährige gehört nicht zu den Budget-Königen des Frauen-Radsports. Im Bereich Platz sechs bis acht sei es vor der Tour angesiedelt gewesen. Schon im Vorfeld der Rundfahrt sagten allerdings die beiden Hauptsponsoren eine weitere Zusammenarbeit zu - verbunden mit einer Aufstockung des Budgets. Finanziell spitze ist Canyon-Sram weiterhin nicht, doch zu den besten vier Teams könne man sich künftig zählen.

Als Lauke vor vielen Jahren im Frauen-Radsport begann, lockten Teams wie SD Worx, bei dem Vollering fährt, die besten Talente noch mit guten Gehältern weg. Diesen Trend konnte Lauke stoppen, in Niewiadoma hat er eine der Top-Fahrerinnen unter Vertrag. «Dennoch müssen wir weiterhin kreativ in der Sportler-Entwicklung sein», sagte der gebürtige Brandenburger.

Frauen-Tour emanzipiert sich

In Ricarda Bauernfeind (24) und Antonia Niedermaier (21) hat Lauke zwei deutsche Top-Talente für Rundfahrten unter Vertrag. Nicht ausgeschlossen, dass sie eines Tages für einen Tour-Sieg infrage kommen. Bauernfeind verpasste die diesjährige Rundfahrt wegen einer Knieverletzung, Niedermaier wurde mit Rücksicht auf ihren bereits vollen Rennkalender geschont. «Wir wollen sie entwickeln und in der Zukunft noch viel Freude an ihr haben», sagte Lauke.

Ebenfalls positiv ist die Entwicklung der Tour, die in dieser Form erst zum dritten Mal und erstmals abgekoppelt vom Männer-Rennen ausgetragen wurde. «Natürlich war die große Frage, wen der Frauen-Radsport nach EM, Tour der Männer und Olympia noch hinter dem Ofen hervorlocken kann», sagte Lauke. «Die Organisatoren waren sehr zufrieden mit der Wahrnehmung, aus den Eindrücken aus dem Auto heraus sind wir ebenfalls glücklich.»

Das Finale nach Alpe d'Huez verfolgten in der ARD durchschnittlich 1,38 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 8,7 Prozent entspricht. Die Tour de France Femmes war unter der Federführung des Saarländischen Rundfunks erstmals im Hauptprogramm zu sehen. Sportchef Uli Fritz erhofft sich eine Entwicklung wie im Frauenfußball. Der habe «seine Zeit gebraucht, und heute ist er beim Publikum sehr beliebt.»

 

 

 

© dpa ⁄ Tom Bachmann, dpa
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