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Leichtathleten hoffen auf Trendumkehr - Reizvolles Rennen

Die WM-Nullnummer soll für Deutschlands Leichtathleten eine Ausnahme bleiben. Beim Start in den Sommerspiel-Sommer ist die Hoffnung auf die Trendumkehr groß. Der Verband fährt dabei zweigleisig.
Jörg Bügner
Jörg Bügner hofft auf neue Leichtathletik-Erfolge. © Swen Pförtner/dpa

Deutschlands Leichtathleten nehmen Tempo für den Neustart auf. Nach der WM-Nullnummer von Budapest sollen im Sommerspiel-Sommer wieder Medaillen her.

«Es wäre schön, wenn uns die Trendumkehr bei den Olympischen Spielen in Paris glückt», sagte Sportvorstand Jörg Bügner der Deutschen Presse-Agentur. «Die WM in Budapest 2023 entsprach, gemessen an den Medaillen, nicht unseren Erwartungen und war letztlich eine Enttäuschung für die deutsche Leichtathletik. Der sich ableitenden Kritik haben wir uns gestellt.» 

Bei den Europameisterschaften Anfang Juni in Rom soll es zwei Jahre nach dem Münchner EM-Sommermärchen wieder ordentlich Edelmetall geben. Noch wichtiger für das angekratzte Image wären aber olympische Siegerehrungen mit Beteiligung in Schwarz-Rot-Gold.

Neugebauer zeigte schon Top-Form

Die größten Medaillenhoffnungen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes gehen drei Monate vor dem Ringe-Spektakel in der Grande Nation unterschiedliche Wege. Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo, die gerade aus dem Trainingslager in Belek zurück ist, absolviert ihren ersten Wettkampf in einer guten Woche in Pliezhausen bei Stuttgart. Mehrkampf-Medaillenhoffnung Leo Neugebauer trumpfte in den USA gleich im Anschluss an eine furiose Hallensaison schon mit dem zweitbesten Zehnkampf seiner Karriere auf und verzichtet zugunsten der College-Meisterschaften Anfang Juni auf die EM.

Eine Woche nach der Weltrekord-Show des schwedischen Stabhochsprung-Olympiasiegers Armand Duplantis sind bei der zweiten Station der Diamond League an diesem Samstag in Suzhou nahe Shanghai aus deutscher Sicht der EM-Zweite im Hochsprung, Tobias Potye, und die zweimalige Hindernis-Europameisterin Gesa Krause neu dabei. Krause bestreitet das erste Hindernisrennen nach ihrer Babypause. 

Spannende Entwicklungsschritte für Ogunleye, Assani & Co.

Bügner hofft für Olympia in Paris neben Medaillen auch auf Finalplatzierungen und Saisonbestleistungen, «um zu schauen, wo stehen die jungen Athleten, die 2028 eine Rolle spielen. Etablieren sich Athletinnen wie zum Beispiel Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye oder Weitspringerin Mikaelle Assani in der Weltspitze? Gelingt ihnen schon jetzt ein großer Stoß oder Sprung? Sie werden sich bis 2028 oder 2032 weiterentwickeln wie viele andere auch», sagte der Sportvorstand.

Weitspringerin Assani, die kurz nach Olympia 22 Jahre alt wird, unternimmt wie Mihambo in einer guten Woche in Pliezhausen einen Sprint-Ausflug. Bei der Hallen-WM in diesem Winter in Glasgow fehlte ihr auf Rang vier nur ein Zentimeter zu Bronze. Mit Silber kehrte Kugelstoßerin Ogunleye (25) aus Schottland heim. «Das macht mir keinen Druck», sagte Ogunleye mit Blick auf den Sommer mit Olympia und EM. «Es gibt mir Freude und Zuversicht, diese Reise fortzusetzen.» Beim Start der Diamond League vor einer Woche landete ihre Kugel bei 19,24 Metern, ihrer drittbeste Weite im Freien überhaupt. Das bedeutete Rang fünf. In Suzhou soll die Kugel noch etwas weiter fliegen.

«Zweigleisig» Richtung Paris und Los Angeles

«Wir fahren derzeit zweigleisig. Wir versuchen einerseits, in Paris bestmögliche sportliche Leistungen zu bringen. Andererseits sind wir seit der WM 2022 in einem Transformationsprozess und passen sukzessiv unsere Strukturen an, um langfristig erfolgreich zu sein», sagte Bügner. «Tiefgreifende Strukturveränderungen» würden vor den Spielen in Paris nicht erfolgen. Vereinzelte Veränderungen seien aber schon vorgenommen worden. Auf dem Weg zu den Spielen 2028 in Los Angeles oder 2032 in Brisbane wird das mehr werden.

Besonders reizvoll ist am Samstag das Rennen über 3000 Meter Hindernis. Beim ersten Start auf dieser Strecke seit der WM 2022 und ein Jahr nach der Geburt von Tochter Lola trifft Krause beim Hindernis-Comeback auf U23-Europameisterin Olivia Gürth. Die 21-Jährige, die bei der WM in Ungarn die Olympia-Norm knackte, zählt auch zu den Zukunftshoffnungen des Verbandes. «Ich war in Budapest im Finale und habe erlebt, wie sich so was anfühlt. Das würde ich natürlich gerne wieder erleben», sagte Deutschlands Leichtathletin des Jahres.

© dpa ⁄ Christian Kunz, dpa
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