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Angriff der Unicredit - Wird die Commerzbank italienisch?

Die italienische Bank ist im großen Stil bei der Unicredit eingestiegen. Kommt nun die feindliche Übernahme? Was heißt das für die Commerzbank und ihre Kunden? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
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Commerzbank-Spitze
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Unicredit-Chef Andrea Orcel

Nach Jahren der Krise ist die Commerzbank wieder auf Kurs und der Bund verkauft Teile seiner Beteiligung - das ruft prompt die Unicredit auf den Plan. Die italienische Bank greift nach der Commerzbank. Kommt nun die feindliche Übernahme und der Kahlschlag bei Deutschlands zweitgrößter Privatbank, wie die Gewerkschaften fürchten? Und wie reagiert die künftige Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Krimi um die Commerzbank. 

Warum ist die Commerzbank überhaupt ein Übernahmeziel?

Die Commerzbank gilt seit Jahren als Übernahmeziel, da sie relativ klein ist. Sie kommt auf einen Börsenwert von gut 18 Milliarden Euro - die Unicredit ist mit gut 61 Milliarden mehr als dreimal so groß. Mit seinem Teilausstieg hat der Bund wohl unfreiwillig den Einstieg der Mailänder Bank geebnet. Zuletzt hat sich die Unicredit über Finanzinstrumente die Option gesichert, ihren Anteil an der Commerzbank von neun auf 21 Prozent aufzustocken - und will noch mehr. Damit wäre die Unicredit mit Abstand größter Aktionär. 

Kann der Bund eine feindliche Übernahme noch verhindern?

Er hält rund 12 Prozent an der Commerzbank und lehnt das Vorgehen der Unicredit ab - rein juristisch kann er aber wenig tun. Verdi schlug vor, die Commerzbank zu einer «kritischen Infrastruktur» zu erklären - sie also auf eine Stufe mit Kliniken, Verwaltung und Energieversorgern zu heben. Das wird diskutiert. 

Ansonsten bleibe nur, sich «mit Worten» gegen eine feindliche Übernahme auszusprechen, was Kanzler Olaf Scholz ja bereits getan habe, sagt Michael Grote, Professor für Corporate Finance an der Frankfurt School of Finance & Management. Auch die Commerzbank habe wenig in der Hand. Sie müsste ihren Aktionären zeigen, dass sie von einem eigenständigen Institut eine bessere Kursentwicklung erwarten können. Angesichts der großen erwarteten Synergieeffekte im Falle eine Fusion dürfte das schwerfallen. 

Warum wechselt die Commerzbank jetzt auch noch ihren Chef aus?

Um in kritischen Phase Klarheit zu schaffen. Eigentlich hatte Commerzbank-Chef Manfred Knof angekündigt, seinen Vertrag bis Ende 2025 zu erfüllen und dann abzutreten. Doch in der turbulenten Lage soll nun Finanzvorständin Bettina Orlopp  «zeitnah» an die Commerzbank-Spitze rücken. Sie galt schon lange als logische Nachfolgerin: Die 54-Jährige promovierte Betriebswirtin ist bereits Vize-Chefin und seit 2017 Teil des Vorstands. Sie wird die erste Chefin in der 154-jährigen Geschichte der Commerzbank.

Was ändert sich für Commerzbank-Kunden?

Erst einmal gar nichts. Noch liegt gar kein offizielles Übernahmeangebot vor. Unicredit-Chef Andrea Orcel betont, er könne seinen Commerzbank-Anteil auch gewinnbringend verkaufen. Zudem stehen noch Genehmigungen der Bankenaufsichtsbehörden aus.

Könnte die Deutsche Dank als Retter in der Not einspringen?

Zuletzt gab es Spekulationen, die Deutsche Bank könne beim Ringen um die Commerzbank als «weißer Ritter» herbeieilen. Doch sie will sich raushalten, wie Finanzvorstand James von Moltke auf einer Branchenkonferenz sagte. Das Institut konzentriere sich auf sich selbst.

Was würde eine Übernahme für den Finanzplatz Deutschland bedeuten?

Vor allem einen Bedeutungsverlust: «Anstatt eine große Bank mit Entscheidungsmacht hier vor Ort zu haben, wird man dann eben zu einer vielleicht sehr großen und schönen, aber doch Filiale der Unicredit aus Mailand», sagt Finanzprofessor Grote. Die wichtigen Entscheidungen würden dann von Italien aus getroffen. 

Sind Folgen für die deutsche Wirtschaft zu befürchten?

Solange es an den internationalen Finanzmärkten gut läuft, haben Firmenkunden aus Expertensicht wenig zu befürchten. Die Commerzbank ist im Mittelstandsgeschäft stark - auch unter dem Dach der Unicredit dürfte die Kreditversorgung weiterlaufen. Problematisch könnte es aber bei neuerlichem Stress im Finanzsektor werden. Wenn etwa die Unicredit vom Staat gestützt werden müsste, könnten deutsche Mittelstandskunden das Nachsehen haben, fürchtet Grote.

Wie viele Jobs und Filialen stehen auf dem Spiel?

Die Commerzbank hat schon einen großen Konzernumbau durchlaufen, samt Abbau Tausender Stellen und Ausdünnung des Filialnetzes. Im Fall einer Übernahme durch die Unicredit könnten bei dem Geldhaus mit ihren 42.000 Beschäftigten zwei Drittel der Jobs wegfallen, fürchtet der Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende Uwe Tschäge. Verdi-Vertreter Stefan Wittmann verweist auf die HypoVereinsbank. Seit der Übernahme durch die Unicredit 2005 seien dort ein Großteil der Jobs und Filialen abgebaut worden.

Welche Rolle spielt die Europäische Zentralbank?

Die EZB muss das geplante Aufstocken der Unicredit bei der Commerzbank genehmigen. Bei ihr ist die Bankenaufsicht für die größten Geldhäuser im Euroraum angesiedelt. Für die Genehmigung hat die Behörde 60 Tage Zeit ab Einreichen der Dokumente - hier durch die Unicredit - um ein positives oder negatives Signal zu geben. Eine Verlängerung um 30 Tage ist möglich. Die Bankenaufsicht berücksichtigt etwa die Reputation der Bank und des Managements, Compliance-Aspekte und die finanziellen Ressourcen des Antragstellers. Im Fall der Großbank Unicredit sollte das keine großen Fragen aufwerfen. Politische Aspekte spielen dagegen keine Rolle. 

Wie geht es weiter?

Genehmigt die EZB den Antrag der Unicredit, kann diese ihren Anteil auf 29,9 Prozent aufstocken. Ab 30 Prozent wären die Italiener gesetzlich verpflichtet, ein öffentliches Übernahmeangebot vorzulegen. Dann wäre die Commerzbank am Zug, dieses im Sinne ihrer Aktionäre zu prüfen. Bisher betont die Bank, sie konzentriere sich auf ihre Strategie 2027, mit der sie profitabler werden will. Auf die künftige Chefin Orlopp warten große Herausforderungen. Sie formuliert es so: «Wir haben eine Strategie, die greift, aber auch noch große Aufgaben vor uns.» 

 

© dpa ⁄ Alexander Sturm und Christine Schultze, dpa
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