Die deutschen Basketballerinnen gehörten zu den großen Gewinnern bei den Olympischen Spielen in Paris. Sensationelles Gold im 3x3, überraschender Viertelfinaleinzug im traditionellen Fünf gegen Fünf. Es waren großartige Tage mit packenden Bildern aus der französischen Hauptstadt.
Wenn an diesem Wochenende die Basketball-Bundesliga der Frauen in ihre neue Saison startet, könnten die Gegensätze zum spektakulären Olympia-Sommer nicht größer sein. Statt auf dem beeindruckenden Place de la Concorde oder in der imposanten Bercy-Arena jagen die Spielerinnen jetzt zum Teil wieder in Schulsporthallen dem Basketball hinterher. Der Glamour-Faktor geht hier gen null.
Aufbruchstimmung spürbar
Und doch ist in den Vereinen und der Liga eine Aufbruchstimmung zu spüren. Schon vor Olympia hatten sich die Verantwortlichen vorgenommen, den Spielbetrieb endlich zu professionalisieren und dafür ein umfassendes Maßnahmenpaket verabschiedet. Nach den Olympia-Erfolgen soll der Sprung aus der Nische endgültig mit voller Kraft angegangen werden.
«Wir müssen den Schwung jetzt mitnehmen und die Rahmenbedingungen deutlich verbessern», sagte Goldmedaillen-Gewinnerin Svenja Brunckhorst, die nach Olympia ihre Karriere beendet hatte. Seit Anfang des Monats ist sie nun beim deutschen Meister Alba Berlin für den gesamten weiblichen Bereich und damit auch für die Bundesliga-Mannschaft zuständig.
EM 2025 und WM 2026 im Fokus
«Man merkt, dass Basketball bei den Mädchen stark im Kommen ist», sagte Brunckhorst. «Mit der Einführung neuer Standards ist ein erster Schritt getan, es müssen aber noch viele weitere folgen», sagte die ehemalige Aufbauspielerin, die in Paris zusammen mit Sonja Greinacher, Marie Reichert und Elisa Mevius Gold gewann. «Wir müssen das Momentum jetzt nutzen.»
Das sehen sie in der Liga-Zentrale genauso. «Jetzt oder nie», sagte der DBBL-Vorstandsvorsitzende Andreas Wagner. Zumal im kommenden Jahr mit der EM-Vorrunde in Hamburg und 2026 der kompletten WM in Berlin zwei Highlights in Deutschland anstehen. «Wenn wir die Euphorie und die anstehenden Großereignisse in Deutschland jetzt nicht nutzen, dann werden wir endgültig in der Versenkung verschwinden. Das ist eine riesengroße Chance für uns», sagte Wagner.
Status quo ist amateurhaft
Diese zu nutzen, wird aber eine Herkulesaufgabe. Denn in der Öffentlichkeit findet Frauen-Basketball so gut wie gar nicht statt. Die Homepage der Liga erfüllt nicht einmal die geringsten Anforderungen, in den sozialen Medien sind die Clubs so gut wie gar nicht vertreten. Und die Spiele gibt es in überschaubarer Qualität im kostenpflichtigen Streamingdienst sporttotal.tv im Internet zu sehen. Die Zuschauerzahlen sind da kaum messbar.
«Bei solchen Sachen ist die Liga etwa zehn bis 15 Jahre den allgemeinen Entwicklungen hinterher – das müssen wir jetzt aufholen», sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrates der DBBL, Martin Geissler, dem Fachmagazin «BIG». Geissler ist zugleich auch Geschäftsführer des Männer-Bundesligisten Syntainics MBC in Weißenfels ist. Um in diesem Bereich voranzukommen, hat die Liga in Anton Hefele ab dem 1. Oktober einen neuen Geschäftsführer verpflichtet.
Nur drei deutsche Olympia-Teilnehmerinnen in der Liga
Auf dem Parkett gilt ab dieser Saison erstmals eine Deutschen-Quote, vier von zwölf Spielerinnen müssen nun einen deutschen Pass besitzen. «Ich glaube, das ist für die Liga ein ganz großer Meilenstein», sagte Geissler. Von den Gesichtern von Paris wird aber keines in der Bundesliga zu sehen sein. Lediglich Alexandra Wilke (Keltern), Romy Bär (MBC) und Lina Sontag (Freiburg) stehen bei deutschen Clubs unter Vertrag.