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Wasser geht, Schlamm bleibt: Hochwasserlage stabilisiert

Keller überflutet, Straßen aufgerissen, Autos zusammengeschoben wie Spielzeug: Teile Baden-Württembergs stehen seit Tagen unter Wasser. Aber es gibt es auch Hoffnung, viele Menschen können zurückkehren.
Hochwasser in Bayer - Weißenhorn
Rettungskräfte evakuieren Patienten aus der Stiftungsklinik in Weißenhorn. © Jörg Iser/Südwestdeutsches Mediennetzwerk/dpa

Nach all den Tagen voller dramatischer Bilder von vollgelaufenen Kellern, verschlammten Straßen und demolierten Autos, von schlackigbraunen Wasserteppichen bringen Rettungskräfte die meisten Hochwassergebiete im Südwesten langsam wieder unter ihre Kontrolle. Zwar schossen kleine Bäche vor allem in der Region um Stuttgart auch am Montag als reißende Ströme durch den einen oder anderen Ort. Doch konnten die Behörden abgesehen von Oberschwaben und dem Allgäu im Verlauf des Tages zunehmend Hoffnung machen. Warnungen wurden zurückgenommen, Hunderte von Menschen kehrten in ihre evakuierten Häuser zurück. Ausgestanden haben sie es noch nicht: Denn wenn das Wasser geht, bleiben vor allem der Schlamm, immense Schäden und viel Arbeit. 

Innenminister Strobl: «Auf die Zähne beißen» 

Nach tagelangen schweren Regenfällen und Überflutungen hatte die Hochwasserlage auch am Montag zunächst noch weite Teile der Region rund um Stuttgart sowie in Oberschwaben und im Allgäu fest im Griff. Vor allem an Rems und Murr sowie im Ostalbkreis verschärfte sich die Lage, bis die Behörden im Laufe des Tages Entwarnung gaben. 

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) bezeichnete die Hochwasserlage im Land als «angespannt statisch». Man könne noch keine Entwarnung geben, sagte er bei einem Besuch in Meckenbeuren (Bodenseekreis), das besonders betroffen war. «Wir müssen noch weiter auf die Zähne beißen und durchhalten.» Aber man könne nun für den Südwesten verhalten zuversichtlich sein, dass es nicht noch schlimmer werde. 

Entwarnungen an Rems und Murr

Entwarnungen gab es unter anderem im Rems-Murr-Kreis. Die Integrierte Leitstelle teilte mit, die Warnung vor Hochwasser sei ebenso aufgehoben wie vorsorglich angeordnete Evakuierungen. Rückhaltebecken würden langsam und kontrolliert abgelassen. In der Nacht hatte der Landkreis nach extremem Starkregen noch einen sogenannten Katastrophen-Voralarm ausgelöst. Durch diese Vorstufe des Katastrophenalarms kann der Einsatz ebenso wie die Freistellung von Helferinnen und Helfern des Katastrophenschutzes sichergestellt werden. 

«Es liegen zwei dramatische Tag hinter uns mit Hochwasser- und Starkregen-Ereignissen, die zu Schaden im Landkreis geführt haben», sagte Landrat Richard Sigel. Er spricht von verheerenden Schäden. Wegen der Aufräumarbeiten bleibe der Katastrophen-Voralarm bestehen.

Auch für die zuvor besonders stark vom Hochwasser gebeutelte Gemeinde Rudersberg gab es Entwarnung. Dort hatte der Starkregen Schäden angerichtet. Auf Fotos waren Schlammmassen, verzweifelte Anwohner in Gummistiefeln und tonnenschwere Autos zu sehen, die wie leichtes Spielzeug weggetrieben wurden. Mehrere landeten auf Bahngleisen, eines auf einem Brunnen. Auf verschlammten Straßen lag aus Häusern weggespülter Hausrat. 

Vom Hochwasser war zeitweise das gesamte Gemeindegebiet betroffen, alle Straßen waren gesperrt, sagte ein Sprecher der örtlichen Feuerwehr. Die Teilorte Schlechtbach und Klaffenbach standen unter Wasser. Die Feuerwehr musste versuchen, sich einen Zugang zu den Bewohnern zu verschaffen. Auch dort wurde die Warnung vor Hochwasser aber inzwischen aufgehoben. 

Lage in Ebersbach an der Fils unklar

In der Stadt Ebersbach an der Fils (Kreis Göppingen) südöstlich von Stuttgart wurden Anwohnerinnen und Anwohner einiger Straßenzüge evakuiert. Die Überflutungen betrafen ein Wohngebiet, wie das Landratsamt Göppingen am Morgen mitteilte. Unklar war noch, wie viele Menschen betroffen waren. Details will das Amt am Nachmittag mitteilen. Wassermassen durchbrachen zudem an der Bundesstraße eine Lärmschutzwand und überfluteten die Fahrbahnen. Das Wasser auf der Straße komme überwiegend von dem Fluss Fils, der in der Nähe verläuft, aber auch von Hängen. Die Bahnlinie von Göppingen nach Ebersbach war ebenfalls dicht.

Auch im baden-württembergischen Ostalbkreis spitzte sich die Hochwasserlage am Morgen zunächst zu. Wegen vorhergesagter Überflutungen wurden in der Nacht vorsorglich Menschen in Teilen der Gemeinden Leinzell, Heuchlingen und Göggingen aus ihren Häusern gebracht, wie eine Sprecherin des Krisenstabs mitteilte. Die Gemeinde Täferrot wurde zeitweise ebenfalls evakuiert. Später stufte der Krisenstab die Hochwasserlage von einem sogenannten Extremhochwasser- zu einem Jahrhunderthochwasser-Ereignis zurück. Ein Großteil der Menschen konnte in die Häuser zurückkehren. Entwarnung gebe es zwar nicht. «Aber es ist ein deutliches Signal der Verbesserung», sagte die Sprecherin. 

Ähnlich klang es im benachbarten Landkreis Ludwigsburg, wo die Behörden anfangs noch einen weiteren Anstieg des Wasserstands von Rems und Murr erwartet hatten. «Die Pegelstände sinken», hieß es dagegen später beim Landratsamt. Um kurz nach 11.00 Uhr hätten die Flüsse dann ihre Scheitelpunkte erreicht. Zuvor waren zwei Pflegeheime in Steinheim an der Murr evakuiert worden. Mehr als 100 Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Einrichtungen seien auf andere Heime verteilt worden. 

Provisorischer Damm in Esslingen

In Esslingen am Neckar sollte ein provisorischer Damm eine vorhergesagte Überflutung von Teilen der historischen Altstadt verhindern. Der Scheitelpunkt war am frühen Montagmorgen erwartet worden. Vor dem sogenannten Wasserhaus an einem Kanal wurden den Angaben zufolge in der Nacht und am Montagvormittag knapp 1500 Tonnen Stein und Sand aufgeschüttet. Der Damm sei dicht, teilte die Stadt mit. Da nun aber als Folge die Kanäle in der Innenstadt von der Wasserversorgung abgeschnitten seien, drohten diese auszutrocknen. «Daher bemühen sich die Einsatzkräfte aktuell nach Kräften, die dort lebenden Fische zu retten», hieß es weiter. Es würden unter anderem rund 10 000 Liter Wasser pro Minute in die Kanäle gepumpt und Löschwasser zugeleitet.

Erdrutsche im Schwarzwald

Die schweren Regenfälle haben auch Folgen im Schwarzwald: Im Schwarzwald-Baar-Kreis lösten sie mehrere Erdrutsche aus. Bei dem zu Villingen-Schwenningen gehörenden Ort Mühlhausen gerieten entlang einer Land- und einer Kreisstraße Erdmassen in Bewegung, die Straßen mussten nach Worten einer Polizeisprecherin gesperrt werden. Im Ort selbst seien mehrere Menschen mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht worden, nachdem das Wasser in einer Straße dort bis zu 1,80 Meter hoch stand. Auch seien zahlreiche Unterführungen im Landkreis vollgelaufen, wie es weiter hieß. Im Landkreis Tuttlingen waren vor allem die Orte Aldingen, Gosheim und Denkingen von Überflutungen betroffen. Zwischen Denkingen und Gosheim versperrte ein Erdrutsch eine Landstraße. 

Ministerpräsident besucht zwei Hochwassergebiete

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Strobl dankten bei einem Besuch in der Gemeinde Meckenbeuren den Einsatzkräften vor Ort. Er sei als Ministerpräsident stolz, in so einem geordnetem Gemeinwesen zu sein, wo Katastrophen so professionell gemanagt würden, sagte der Regierungschef. Strobl sprach von einer exzellenten Stabsarbeit, die geleistet worden sei. «Selber ist der Keller voll, und trotzdem gehen sie in den Einsatz», sagte Strobl. «Das ist wirklich, was unser Land ausmacht. Dass man nicht auf sich schaut, sondern guckt, wo die Not am größten ist.»

Bahnverkehr teilweise unterbrochen 

Im Bahnverkehr kommt es allerdings weiter zu Einschränkungen und Zugausfällen. Züge konnten unter anderem München aus Richtung Stuttgart nicht anfahren. Aus Richtung Mannheim oder Frankfurt endeten Fernverkehrszüge deswegen in Stuttgart, sagte eine Bahnsprecherin. Man rate von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab und empfehle, nicht notwendige Reisen zu verschieben, so die Sprecherin. Fahrgäste müssten zudem damit rechnen, dass die noch fahrenden Zügen sehr stark ausgelastet seien.

Regenmassen nur noch in Oberschwaben und Allgäu 

Und noch ein kleiner Hoffnungsschimmer: Während die Meteorologen vor allem in Oberschwaben weiter längere Regenfälle und im Allgäu Unwetter oder Gewitter erwarten, setzt sich nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in den übrigen Regionen Baden-Württembergs zunehmend auch mal die Sonne durch. «Es bleibt sonst meist trocken, im Tagesverlauf auch mit Sonne», sagte ein DWD-Experte am Montagmorgen. Das gelte auch für die zuletzt vom Hochwasser besonders stark betroffenen Regionen rund um die Landeshauptstadt Stuttgart. 

© dpa
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