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Verkehrsprognose 2040: Auto bleibt dominantes Verkehrsmittel

An der Dominanz der Straße unter den Verkehrsträgern wird sich vorerst nichts ändern. Das zeigt die aktuelle Prognose des Bundes. Wichtige Verkehrsziele wird die Regierung demnach verfehlen.
Verkehrsprognose 2040
Laut der aktuellen Verkehrsprognose der Bundesregierung bleibt die Straße auch 2040 der dominierende Verkehrsträger. © Michael Kappeler/dpa

Kein anderer Verkehrsträger in Deutschland wird in den nächsten Jahren so stark wachsen wie die Schiene - an der Dominanz der Straße ändert sich dadurch aber absehbar nichts. Das zeigt die aktuelle Verkehrsprognose 2040, die Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vorgestellt hat. 

«Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass der Verkehr wächst, dass wir unsere Ziele eines nachfragegerechten Verkehrs nur durch den Ausbau aller Verkehrsträger erreichen», sagte der Minister. «Wir brauchen weiterhin Volldampf beim Erhalt und beim Ausbau der Bahn.» Es müsse aber auch der Aus- und Neubau von Straßen vorangetrieben werden. «Das ist unerlässlich, um die Verkehre aufzunehmen, die wir in dem Bereich haben werden.»

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Bei der Verkehrsprognose handelt es sich um langfristige Szenarien, die die Verkehrsentwicklung bis 2040 unter bestimmten Bedingungen abbilden. Auf Basis dieser Szenarien überprüft die Bundesregierung nun ihre Pläne zum Ausbau der Infrastruktur, die sogenannten Bedarfspläne für die einzelnen Verkehrsträger Straße, Schiene und Wasser. 

Die wichtigsten Ergebnisse für den Personen- und Güterverkehr

Im Personenverkehr rechnen die Studienautorinnen und -autoren mit einem Plus der Verkehrsleistung um knapp acht Prozent bis 2040 im Vergleich zu 2019. Das hängt unter anderem mit einer - vor allem durch Zuwanderung - wachsenden Bevölkerung zusammen, die als Annahme der Prognose zugrunde liegt. 

Am stärksten wachsen wird demnach der Schienenverkehr - und zwar um rund 60 Prozent auf dann rund 163,4 Milliarden Personenkilometer. «Für diese steigende Nachfrage braucht es einen pünktlichen, verlässlichen Bahnverkehr», sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Darauf fokussiere sich der Konzern derzeit mit seinem Sanierungsprogramm und der Modernisierung des Schienennetzes und der Bahnhöfe. 

Beim innerdeutschen Luftverkehr erwarten die Analysten einen Zuwachs von 30 Prozent auf dann rund 66 Milliarden Personenkilometer. 

Beim Autoverkehr hingegen zeichnet sich bis 2040 ein Rückgang bei der Verkehrsleistung um rund 1 Prozent auf mehr als 907 Milliarden Personenkilometer ab. Damit geht der Anteil des motorisieren Individualverkehrs zwar deutlich zurück, er bleibt mit rund zwei Dritteln aber die dominierende Fortbewegungsart der Menschen. 

Ein ähnliches Bild zeichnet die Prognose für den Güterverkehr in Deutschland. Auch hier wird die Verkehrsleistung bis 2040 deutlich um mehr als 31 Prozent zunehmen. Schiene und Straße wachsen dabei nahezu gleich stark um jeweils rund ein Drittel. Am Anteil des Schienengüterverkehrs von derzeit rund 20 Prozent wird sich damit bis 2040 nicht viel ändern. 

Bundesregierung verfehlt selbstgesteckte Ziele

Damit stehen gleich zwei zentrale Ziele der Bundesregierung zur Disposition, die sie sich eigentlich schon für 2030 gesetzt hatte: die Verkehrsleistung im Personenverkehr auf der Schiene bis zum Ende dieses Jahrzehnts zu verdoppeln sowie den Anteil des Schienengüterverkehrs am gesamten Transportaufkommen in Deutschland von derzeit rund einem Fünftel auf dann ein Viertel zu erhöhen. Kassieren wollte Wissing diese Vorhaben nicht. «Es sind ambitionierte Ziele, am Ende können wir immer nur umsetzen, was machbar ist», sagte er. 

Auch Klimaziel wird wohl verfehlt

Der Verkehr in Deutschland ist einer der wenigen Sektoren, in denen die CO2-Reduktionsziele seit vielen Jahren verfehlt werden. In den Jahren vor der Corona-Pandemie lagen die Emissionen laut Umweltbundesamt sogar über den Werten aus dem Jahr 1990. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern. 

Die Autoren der Verkehrsprognose gehen davon aus, dass die CO2-Emissionen im Verkehr bis 2040 um rund 77 Prozent sinken werden. Den Hauptanteil daran haben demnach alternative Antriebsarten im Straßenverkehr. So sollen bis dahin rund zwei Drittel vollelektrische Pkw unterwegs sein, sagte Studienautor Tobias Kluth. 

Der Bericht räumt allerdings ein, dass auch mit dieser Reduktion das im Klimaschutzgesetz verankerte Ziel verfehlt würde, die Emissionen bis 2040 im Verkehrsbereich um 88 Prozent zu senken.

Die selbsterfüllende Prophezeiung 

Auf Basis der Verkehrsprognose will die Bundesregierung nun überprüfen, inwiefern die Pläne für künftige Investitionen in die Infrastruktur daran angepasst werden müssen. Weil sich die Vorhersage aber selbst auch an künftigen politischen Maßnahmen orientiert, sprechen manche Kritiker von einer selbsterfüllenden Prophezeiung. 

«Volker Wissing will tausende Kilometer Autobahnen und Bundesstraßen zusätzlich bauen oder erweitern lassen und stellt dann fest, dass der Autoverkehr nicht sinkt und mehr Lkw fahren», kritisierte etwa Greenpeace-Verkehrsexpertin Lena Donat. Dabei zeigten andere Prognosen, dass die Entwicklung schon mit wenigen politischen Veränderungen völlig anders verlaufe. 

Auch der Naturschutzbund Deutschland kritisierte die Studie. «Unbeeindruckt von den fatalen Folgen für die Umwelt zementiert die Prognose den Status quo und verkauft den Neu- und Ausbau von Straßen als alternativlos», sagte die Teamleiterin für den Bereich Verkehrspolitik, Pauline Schur. 

Wissing: Politische Wünsche können nicht die Grundlage sein

Andere Verbände fordern, die Infrastrukturplanungen und -investitionen an politischen Zielen auszurichten und nicht an Verkehrsentwicklungsprognosen. «Wer die Verkehrswende von den Zielen her denkt, ergreift ehrgeizige Maßnahmen und versteckt sich nicht hinter Vorhersagen», hieß es von Dirk Flege, Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz pro Schiene. 

Wissing wies die Kritik zurück. «Die Grundlage für diese Verkehrsprognose basiert auf der Annahme, dass wir bis zum Jahr 2040 den gesamten Bedarfsplan im Schienenbereich umgesetzt haben werden», sagte er. «Natürlich ist eine solche Prognose nicht auf der Grundlage politischer Wünsche zu entwickeln, sondern auf der Grundlage realistischer Annahmen, die am Ende zu den berechneten Ergebnissen führen.»

© dpa ⁄ Matthias Arnold, dpa
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