Jedes Jahr das Gleiche: Vor der Zeitumstellung melden sich Experten, die sie für Quatsch halten. Und wer dem Winter eh schon bang entgegensieht, wird davon nicht eben froher. Die Psychologin Kari Leibowitz forscht seit rund zehn Jahren, dazu, wie Winter, Stimmung und persönliche Einstellung zusammenhängen - unter anderem in Norwegen, wo es noch dunkler und kälter ist im Winter. Und sie hat Tipps, wie wir Missmut vermeiden und sogar Spaß an der Winterzeit haben können:
1. So ist es jetzt, und das ist gut so: realistisch planen
Hadern hilft nichts. Der erste Schritt ist, dass man den Winter als das wertschätzt, was er nun mal ist, sagt Leibowitz im britischen «Guardian». Das bedeutet auch, dass man sich darauf einstellt, müder zu sein, und bewusst plant, etwas weniger zu tun und sich etwas Ruhe zu gönnen. Weniger machen, mehr Ruhe - klingt doch gar nicht sooo schlecht, oder?
2. Dunkelheit ins rechte Licht setzen
Schon den Start in die Winterzeit kann man planen, und zwar ganz gemütlich: zum Beispiel das erste Abendessen bei Kerzenschein genießen oder einen gemütlichen Filmabend zu Hause veranstalten. Die Psychologin beschreibt eine Art Reframing: «Mach etwas, worauf du dich freuen kannst und bei dem die Dunkelheit ein Vorteil ist.»
Vor- statt Nachteile sehen, das funktioniere über den Beginn hinaus: «Überleg dir, was den Winter für dich schöner macht. Vielleicht bestimme Gerichte?» Viele können sich schließlich auf einen Eintopf genauso freuen wie auf einen Grillabend im Sommer.
3. Zeit für Umstellung
Genauso kann die Zeitumstellung quasi ein Startpunkt sein, etwa um sich Gewohnheiten zuzulegen. Schon indem man sich das vornimmt, merkt man, wie viel Einfluss man darauf hat, wie man Winter und Dunkelheit erlebt, sagt Leibowitz. «Ich bin zum Beispiel leidenschaftliche Keramikerin, und wenn das Wetter draußen schön ist, fällt es mir schwer, ins Töpferstudio zu gehen. Aber im Winter habe ich dafür viel mehr Zeit.» Überhaupt: «Winter ist eine gute Zeit für Indoor-Hobbys: Musik machen, backen, Gedichte schreiben oder ins Museum gehen.» Oder in kalten Seen schwimmen, Saunagänge …
4. und natürlich: raus ins Freie!
Apropos kalter See: Nach draußen gehen, auch wenn man wenig Lust hat! Die Norweger wissen, wie wichtig das «friluftsliv», also das Leben in der freien Natur und an der Luft ist. Gerade auch jetzt, denn: «Bewegung, Natur und frische Luft sind natürliche Antidepressiva und ein Gegenmittel gegen den "Winterblues"», sagt die Autorin («How to Winter: Harnessing Your Mindset to Thrive In Cold, Dark or Difficult Times»).
Zusammengefasst geht's vor allem um das sogenannte Mindset, also unsere Haltung: Man kann das Mindset haben, dass Winter uns einschränkt oder aber voller Möglichkeiten steckt. Dabei verknüpfen wir die objektiven Gegebenheiten - im Winter ist es kalt, dunkel und nass - mit subjektiven Bewertungen, etwa dass der Winter düster, langweilig und deprimierend ist, so Leibovitz. «Dabei könnte man genauso leicht sagen, dass er gemütlich, zauberhaft und erholsam ist.»