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Minister fordert: Naturschutzmaßnahmen überdenken

Für den Agrarminister ist das Hochwasser der berüchtigte letzte Tropfen. Um Bauern und Waldbesitzer zu schützen, stellt er Vorgaben des Natur- und Artenschutzes zur Diskussion.
Hochwasserlage in Baden-Württemberg
Nach dem Dauerregen und Hochwasser an vielen Orten werden die Aufräumarbeiten in Baden-Württemberg fortgesetzt. © Marijan Murat/dpa

Die tagelangen Überschwemmungen haben vor allem den Bauern und Waldbesitzern im Osten Baden-Württembergs zugesetzt und Teile der Ernte, des Waldes und der Ackerflächen beschädigt. Besonders betroffen seien der Bodensee-, der Alb-Donau- und der Ostalbkreis, Ravensburg und Sigmaringen, Biberach, Reutlingen, Tübingen, Göppingen, Esslingen und der Rems-Murr-Kreis, sagte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) am Freitag in Stuttgart. Bislang seien mehr als 95.000 Hektar Ackerflächen durch den Starkregen geschädigt, das entspricht der Größe von mehr als 133.000 Fußballfeldern. Rund 26.000 Hektar Acker und mehr als 22.000 Hektar Grünland seien überschwemmt worden.

Totalausfälle werde es zwar nicht überall geben. «Allerdings ist nach jetzigem Kenntnisstand von erheblichen Ertrags- und Qualitätsverlusten auszugehen», sagte der Minister. Bei den Obst- und Gartenbauern seien Kirschen aufgeplatzt und Erdbeeren beschädigt worden. Mit höheren Preisen rechnet er aber nicht. «Dafür war die beschädigte Fläche zu klein.» Eine Schadenssumme könne noch nicht geschätzt werden. In den Wäldern bezifferte der Minister die Schäden mit mehr als drei Millionen Euro. Unter anderem seien Waldwege ausgespült oder durch Hangrutsche mitgerissen worden.

Nach Einschätzung Hauks muss angesichts zunehmender Wetterextreme der Natur- und Artenschutz neu bewertet werden. Das Reinigen und die Pflege von Bächen sowie Entwässerungsgräben dürfe beispielsweise nicht an Naturschutzvorgaben scheitern, sagte der CDU-Politiker. Er forderte zudem eine Neubewertung des Bibermanagements. «An vielen Gewässern verringert der Biber mit seinen Dämmen notwendigen Retentionsraum», sagte Hauk. Mit Retentionsraum sind Flächen gemeint, die bei Hochwasser planmäßig überschwemmt werden.

Nach Ansicht Hauks kann es auch nötig werden, sich selbst überlassene Waldreservate, sogenannte Bannwälder, künftig zu Schonwäldern zu machen. «Bannwälder können wegen des ausgeschwemmten Totholzes zum lebensgefährdenden Problem werden», argumentierte der Minister. «Da darf es keine Denkverbote geben.»

Heftiges Kopfschütteln bei den Naturschützern: Die Forderungen seien abwegig, fachlich falsch und ein billiges Wahlkampfmanöver, sagte der Landesvorsitzende des Naturschutzbunds Deutschlands (Nabu), Johannes Enssle. «Unsere Flüsse brauchen nicht weniger, sondern mehr Platz. Genau das ist das Ziel von Gewässer-Renaturierungen und von ökologischem Hochwasserschutz», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Hauk solle sich dafür einsetzen, dass weniger landwirtschaftliche Flächen entlang von Flüssen versiegelt werden und dem Bau von Gewerbegebieten zum Opfer fallen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt sich sogar entsetzt über die Aussagen Hauks. «Naturschutzvorgaben dürfen nicht zum Sündenbock für Hochwasserschäden gemacht werden. Intakte Natur schützt uns sogar vor Hochwasser», sagte Christoph Schramm, Bund-Waldreferent. Hauks Behauptungen seien wissenschaftlich haltlos und irreführend. So trügen natürliche Überschwemmungsgebiete, die Renaturierung von Flussläufen und der Schutz von Feuchtgebieten entscheidend zur Wasserregulation bei. Biberdämme schafften zum wichtige Rückhaltebecken. Ähnlich sieht es auch das Umweltbundesamt, nach dessen Einschätzung Überschwemmungsflächen durch Renaturierungen zurückgewonnen und Hochwasserrisiken verringert werden können.

Hauk hatte bereits am Vortag mehr Unterstützung vom Bund gefordert, um landwirtschaftliche Betriebe gegen Hochwasser und Extremwetterlagen abzusichern. Die häufigeren Extremwetterlagen mit hohem Schadensrisiko brächten die betriebliche Risikovorsorge wie auch staatliche Ad-hoc-Hilfen zunehmend an ihre Grenzen, sagte er. Die Betriebe benötigten tragfähige Versicherungen, um sich vor witterungsbedingten Verlusten zu schützen.

Redaktionshinweis: Äußerungen des BUND und des Umweltbundesamts im vorletzten Absatz hinzugefügt

© dpa
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