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Nach Flugzeugabsturz in Brasilien läuft Suche nach Ursache

Ein Flugzeug stürzt urplötzlich ab, alle 61 Insassen sterben. Eis auf den Flügeln könnte eine Rolle gespielt haben. Die Ermittler bauen auf die Auswertung der Black Box.
Passagieren-Flugzeug in Brasilien abgestürzt
Passagieren-Flugzeug in Brasilien abgestürzt

Nach dem Absturz eines Passagierflugzeugs auf ein Wohngebiet nahe der brasilianischen Metropole São Paulo mit 61 Toten setzen Ermittler auf der Suche nach der Ursache auf das Auswerten von Flugdatenschreiber und Stimmenrekorder. Beide Geräte - die sogenannte Black Box - seien gefunden worden, teilte die brasilianische Luftwaffe Força Aérea Brasileira (FAB) mit. Ob und in welchem Umfang sie Aufschluss geben können, hänge vom Grad ihrer Beschädigung ab, hieß es. Die Analyse werde so schnell wie möglich erfolgen.

Die Maschine der Fluggesellschaft VoePass  - ein Turboprop-Passagierflugzeug vom Typ ATR 72 - war am Freitagmittag (Ortszeit) auf dem Flug von Cascavel im Bundesstaat Paraná nach São Paulo kurz vor dem Ziel in ein Wohngebiet der Kleinstadt Vinhedo abgestürzt. Alle 57 Passagiere und vier Besatzungsmitgliedern kamen ums Leben - am Boden gab es ersten Informationen zufolge keine Verletzten. Daten der Plattform Flightradar 24 legen nahe, dass das Flugzeug in weniger als einer Minute um fast 4.000 Höhenmeter absackte. 

Warnungen vor Unwetter und Eisbildung am Absturzort 

 «Alles ist noch sehr verfrüht», sagte der Leiter des Zentrums für die Untersuchung und Vorbeugung von Luftfahrtunfällen (Cenipa), Marcelo Moreno, auf einer Pressekonferenz wenige Stunden nach dem Unglück. Es werden demnach umweltbedingte und technische Faktoren genauso untersucht wie mögliches menschliches Versagen, um zu klären, wie es zu dem Absturz kam. Der Plattform Flightradar 24 zufolge deuten meteorologische Berichte für den Zeitraum rund um den Unfall auf Turbulenzen, Gewitter und Vereisung in der Umgebung hin. 

Als mögliche Unglücksursache erwägen Experten auch eine Bildung von Eis auf den Flügeln - damit verwandele sich ein Flugzeug in «einen Stein ohne Auftrieb», schrieb etwa das brasilianische Nachrichtenportal Uol. Demnach gab es für den Ort des Absturzes eine Warnung vor Eisbildung. Auch der Geschäftsführer von VoePass, Eduardo Busch, schloss nicht aus, dass sich Eis auf den Tragflächen angesammelt haben könnte. Die Piloten seien erfahren gewesen und das Flugzeug sei mit funktionierenden Systemen gestartet. «Das Flugzeug war zum Zeitpunkt des Starts zu 100 Prozent einsatzbereit», sagte Busch.

Präsident Lula ordnet dreitägige Staatstrauer an 

Andere Experten schlossen nicht aus, dass nicht nur eine Ursache den Absturz ausgelöst habe. Stimmenrekorder zeichnen die Gespräche im Cockpit auf, Datenrekorder die Flugdaten.

Auf Bildern und Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie das Flugzeug in der Luft ins Trudeln geriet und vom Himmel fiel. Dichter Rauch stieg anschließend auf. Es sei in einer Wohnsiedlung in der Nähe eines Hauses abgestürzt, in dem sich Bewohner befanden, berichtete das Nachrichtenportal «G1» unter Berufung auf Behörden in Vinhedo. 

Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Der Gouverneur von São Paulo, Tarcísio de Freitas, versprach alle notwendige Unterstützung.

Eine der tödlichsten Unfälle in der brasilianischen Luftfahrt-Geschichte

Der Unfall gehört Medienberichten zufolge zu den tödlichsten in der Geschichte der brasilianischen Luftfahrt. In Erinnerung ist vielen ein Absturz vom 28. November 2016, als das Flugzeug des brasilianischen Fußball-Clubs Chapecoense auf dem Weg nach Medellín zum Final-Hinspiel um die Copa Sudamericana, dem Südamerika-Pokal, in Kolumbien verunglückte. Damals starben 71 Menschen, darunter fast alle Spieler sowie Betreuer, Trainer und mitreisende Journalisten. Sechs Passagiere überlebten.

Die Unglücksmaschine vom Freitag war ein Turboprop-Passagierflugzeug vom Typ ATR 72 des französisch-italienischen Konsortiums Avions de Transport Régional. Im Januar 2023 kamen beim Absturz einer ATR 72-500, die sich in Nepal im Landeanflug auf den Flughafen der Stadt Pokhara befand, 72 Insassen ums Leben, darunter vier Besatzungsmitglieder.

© dpa ⁄ Philipp Znidar und Angelika Engler, dpa
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