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Ungewissheit und Furcht nach Israels Einmarsch im Libanon

Erste israelische Soldaten dringen im Kampf gegen die Hisbollah in den Libanon vor. Eine diplomatische Lösung rückt in die Ferne. Viele Fragen bleiben weiter ungeklärt.
Nahostkonflikt - Bodenoffensive im Libanon
Israels Militär ist in den Libanon vorgedrungen (Archivbild). © Baz Ratner/AP/dpa

Im Kampf gegen die libanesische Hisbollah-Miliz hat die israelische Armee eine Bodenoffensive begonnen: Soldaten überquerten in der Nacht die Grenze zum Nachbarland im Norden. Die Armee sprach von «begrenzten» Angriffen auf Ziele der Islamisten in Grenznähe. Vor dem Einmarsch hatte sich die reguläre libanesische Armee bereits von Stützpunkten entlang der Demarkationslinie zurückgezogen. Die Streitkräfte Libanons verhalten sich im Konflikt zwischen der Hisbollah und Israel bisher neutral. Als Reaktion auf den Beginn der Invasion feuerte die Miliz mindestens drei Raketen auf die israelische Küstenmetropole Tel Aviv. Dumpfe Explosionen waren zu hören.

Der Krieg kommt in der Nacht

Die israelische Armee rückte nach eigenen Angaben mit «begrenzten» Bodenangriffen gegen Ziele der Hisbollah vor. Luftwaffe und Artillerie unterstützten die Soldaten demnach mit Angriffen auf Militärziele. Die Armee tue alles, was notwendig sei, um die Bürger Israels zu verteidigen und die Bürger Nordisraels in ihre Häuser zurückzubringen. Die Operation werde parallel zu den Kämpfen im Gazastreifen gegen die Hamas und in anderen Gebieten fortgesetzt, hieß es weiter. Israel will die Rückkehr von 60.000 Israelis ermöglichen, die seit Monaten durch die Hisbollah-Angriffe aus Gebieten entlang der nördlichen Grenze vertrieben wurden. Im Libanon werden bis zu einer Million Binnenflüchtlinge durch die massiven Angriffe im Land befürchtet, vor allem im Süden und Osten sowie im Raum Beirut.

Die UN-Beobachtermission im Libanon wurde nach eigenen Angaben von Israel über die Absicht eines «begrenzten Bodeneinsatzes im Libanon» in Kenntnis gesetzt. Jede Überschreitung in den Libanon sei ein Verstoß «gegen die Souveränität und territoriale Integrität des Libanons», kritisierte Unifil. «Wir fordern alle Akteure dringend auf, von solchen eskalierenden Schritten Abstand zu nehmen», hieß es. Sie würden zu nur noch mehr Gewalt und mehr Blutvergießen führen.

Invasion weckt Erinnerungen an frühere Kriege

Die militärische Eskalation weckt Erinnerungen an den jüngsten Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006. Seitdem ist jedoch vieles anders: Während die Hisbollah damals als dominierende militante Kraft im Libanon agierte, hat sich die geopolitische Lage in der Region verändert. Der syrische Bürgerkrieg, die wachsende Unterstützung des Iran und die zunehmende Militarisierung im Nahen Osten haben die Spannungen weiter angeheizt. Israel hat seither seine Geheimdienstinformationen über die Miliz erheblich ausgebaut, während die Hisbollah ihre Raketenarsenale weiter aufgerüstet hat.

Parallelen gibt es auch zum ersten Libanonkrieg im Jahr 1982, als Israel Kämpfer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) nördlich des Flusses Litani verdrängen wollte. Israel gab dem umstrittenen Militäreinsatz den blumigen Namen «Operation Frieden für Galiläa». Die Verluste auf der israelischen Seite bei den Kämpfen im Libanon waren groß. Nach Angaben des israelischen Außenministeriums wurden vom 5. Juni 1982 an binnen drei Jahren 1216 israelische Soldaten getötet worden. Auf der palästinensischen und libanesischen Seite kamen Historikern zufolge mindestens 14.000 Menschen ums Leben. 

UN-Nothilfebüro ruft zu Spenden auf

Das UN-Nothilfebüro OCHA veröffentlichte unterdessen einen Spendenaufruf im Umfang von 426 Millionen Dollar (383 Mio Euro). Das Geld werde dringend für die Versorgung der Vertriebenen und obdachlosen Zivilisten in dem Mittelmeerland benötigt. Mit dem Geld solle eine Million Menschen für drei Monate unterstützt werden. Seit Oktober 2023 seien schätzungsweise eine Million Menschen durch die Auseinandersetzungen vertrieben oder anderweitig in Mitleidenschaft gezogen worden, berichtete das UN-Büro. Seit Beginn der jüngsten israelischen Angriffswelle vor zwei Wochen seien mindestens 1000 Menschen umgekommen. Hunderttausende befänden sich auf der Flucht. Der humanitäre UN-Koordinator vor Ort, Imran Riza, sagte, nach dem humanitären Völkerrecht müsse der Schutz von Zivilisten bei allen militärischen Handlungen höchste Priorität haben. 

USA warnen Iran vor Vergeltungsangriff 

Der Iran gilt als Schutzmacht der Hisbollah, die Schiitenmiliz zählt zu seinen wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten. In den vergangenen Jahrzehnten hatte Irans Staatsführung die Organisation politisch und militärisch mit aufgebaut. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin warnte Teheran nun vor Vergeltungsangriffen auf Israel. «Ich habe erneut auf die schwerwiegenden Konsequenzen für den Iran hingewiesen, falls dieser sich zu einem direkten militärischen Angriff auf Israel entschließen sollte», schrieb er nach einem Telefonat mit seinem israelischen Kollegen Joav Galan auf der Plattform X. Er habe deutlich gemacht, dass die Vereinigten Staaten das Recht Israels auf Selbstverteidigung unterstützen.

Redaktionshinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, Austin sei US-Außenminister. Er ist US-Verteidigungsminister.

© dpa ⁄ den dpa-Korrespondenten
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