Darum geht’s in The Substance
Die Prämisse des Films der französischen Regisseurin Coralie Fargeat ist ebenso schlicht wie bestechend: Was wäre, wenn es ein Mittel gäbe, das Menschen ermöglicht, sich in eine bessere Version ihrer selbst zu verwandeln? Ein Mittel, das uns jünger, attraktiver, erfolgreicher machen würde?
The Substance mit Demi Moore: Ein Horrorfilm über den Schönheitswahn
Elisabeth Sparkle (Demi Moore), die tragische Heldin in The Substance, bekommt genau dieses Mittel in die Finger. Früher hochdekorierte Schauspielerin, zuletzt Fitnesskönigin mit eigener TV-Show, wird sie jetzt aussortiert. Ihr Produzent Harvey (Dennis Quaid) feuert Elisabeth, um sie durch eine jüngere Vorturnerin zu ersetzen.
Elisabeth greift in ihrer Verzweiflung zu einem dubiosen Angebot, das ihre Jugend zurückbringen soll. Sie injiziert sich eine Substanz, die aus ihrem Körper einen Klon herausbrechen lässt: die junge Sue (Margaret Qualley).
Die Gebrauchsanweisung für die Substanz ist klar. Alle sieben Tage ist Schichtwechsel zwischen den beiden Versionen. Sue kehrt nach einer Woche zur ohnmächtigen Elisabeth zurück, reaktiviert ihr älteres Selbst und fällt ihrerseits in eine Art Koma, versorgt durch ein Stabilisatorserum aus Elisabeths Körper.
Sue bekommt prompt Elisabeths Job als Fitnessgöttin. Aber der Erfolg steigt ihr zu Kopf: Statt sich regelmäßig mit ihrem älteren Selbst abzuwechseln, verlängert Sue ihre Auftritte. Aber je mehr Zeit sie ihrem Alter Ego stiehlt, desto schneller altert Elisabeth.
Der Endkampf der beiden Konkurrentinnen
Elisabeth und Su verstricken sich in einen erbarmungslosen Konkurrenzkampf. Sie handeln, als wären sie zwei Personen, sind aber tatsächlich eine, mit derselben DNA. Wenn Sue auf Kosten von Elisabeth ihre Ausflüge ausdehnt, schädigt sie sich selbst, Schritt für Schritt.
The Substance streamen: Der Horrorfilm mit Demi Moore im Heimkino
Sue genießt ihren Lebensstil als schöner, begehrter und erfolgreicher TV-Star, und dafür zapft sie Elisabeth immer mehr Serum ab. Elisabeth altert rapide, ein Finger verkümmert, Haare fallen aus, der ganze Körper wird nach und nach schwächer, weil sie hemmungslos von ihrem jüngeren Selbst missbraucht wird.
Kurz vor einer großen TV-Show geht Sue schließlich der Lebenssaft aus. Sie kehrt zu Elisabeth zurück, um nachzutanken. Aber die hat sich entschlossen, das Experiment zu beenden und ihren Klon endgültig stillzulegen.
Das misslingt, es kommt zu einem erbitterten Kampf, in dessen Verlauf Sue Elisabeth umbringt – damit ist auch Sues Ende besiegelt. Sie eilt ins TV-Studio, wo sie im Zeitraffertempo altert. In einem letzten verzweifelten Akt versucht sie, ihre Jugend zu retten und sich die Aktivatorsubstanz zu injizieren.
Damit erschafft sie eine monströse Fusion aus Sue und Elisabeth. Das Monster verwandelt das TV-Studio inklusive Publikum in ein Blutbad, ehe die Kreatur auf der Straße explodiert. Zurück bleibt Elisabeths Gesicht, dass auf dem Hollywood Walk of Fame auf den Stern von Elisabeth Sparkle zukriecht und dort zerfällt.
Alles, was von der Schauspielerin übrigbleibt, sind Blutspuren, die am nächsten Morgen von einer Kehrmaschine weggewischt werden. Ruhm ist eben doch vergänglich in Hollywood.
Das Ende von The Substance erklärt
Wer könnte bessere Filme über Hollywood machen als Hollywood? Das ist eine schon viele Jahrzehnte alte Weisheit. Denn immer wieder hat die US-Unterhaltungsindustrie sich selbst den Spiegel vorgehalten.
Und was es da zu sehen gab und gibt, ist häufig erhellend, manchmal erschreckend und fast immer unterhaltsam. The Substance hat viele Aspekte und ein großes Thema: die ewige Jagd der Film- und TV-Industrie nach dem perfekten Körper.
Der Film ist eine Satire über Jugendwahn, Sexismus und eine Medienwelt, die Äußerlichkeiten höher bewertet als Charakter und Originalität. In dieser Welt haben vielleicht noch ältere Männer eine Chance, etwa als Produzent, der die junge Schönheit von morgen engagiert, oder als Beau mit Silberlocke, dem die (jungen) Frauen zu Füßen liegen.
Aber Schauspielerinnen, die eine gewisse Altersgrenze überschritten haben, sind in der Regel raus dem Spiel – zumindest, wenn es um die großen Budgets, Blockbuster und Hauptrollen geht.
Mit Demi Moore, früher auch in sehr körperbetonten Rollen zu sehen („Striptease”), ist Regisseurin Forgeat sicher ein Besetzungscoup gelungen, der zeigt: Das Alter einer Schauspielerin ist egal, so lange sie ihre Kunst beherrscht.
Das ist die eine, feministische Farbe der Geschichte. Das Ende von The Substance ist erst erklärt, wenn wir noch auf die anderen Seiten des Films eingehen.
The Substance: Jugendwahn und Selbstoptimierer
Denn der Bodyhorror hat noch andere Facetten, und die haben nur am Rande etwas mit der Medienwelt zu tun. The Substance zeigt, dass es unmöglich ist, die eigene Jugend zurückzugewinnen.
Elisabeth ist fünfzig, als sie sich entschließt, mit aller Macht jünger werden zu wollen. Fünfzig ist natürlich kein Alter, erst recht nicht, wenn man mit einem so fitten Körper wie Elisabeth gesegnet ist.
Aber statt zu schätzen, was sie hat, zweifelt sie an ihrem gegenwärtigen Ich. Sie will zurück in die Vergangenheit, die eigene Vergangenheit, zurück zur Frau mit zwanzig, dreißig Jahren. Sie versucht an der Lebensuhr zu drehen und erlebt ein Debakel. Das Ergebnis ist keine Verjüngung, sondern ein noch schnellerer Untergang.
the substance is one of the best films of the year. insane yet beautifully whacky. demi moore delivers a show stopping performance while margaret qualley steals every scene she’s in. candy coded visuals & body horror galore with a fantastic score. loved. pic.twitter.com/gvJxyJnEez
— joe
#NYFF24 (@mcumagik) September 19, 2024Bitte akzeptieren Sie die Nutzung von Drittanbieter-Einbindungen mit einem Klick auf den folgenden Button:
Denn die Logik des Jugendwahns ist, dass er nie aufhört, dass er sich niemals befriedigen lässt. Sues Schicksal zeigt, wohin das führt. Als ihre Schönheit bröckelt, greift sie erneut zur vermeintlich rettenden Substanz, um sich zu verjüngen.
Aber die junge Version von Elisabeth hat ihre Lebenszeit aufgebraucht. Sie geht zugrunde, weil sie das Alter fürchtet, sich nicht in das Unvermeidliche fügen will.
The Substance liefert auch einen Kommentar zum zweifelhaften Trend zur Selbstoptimierung. Frauen, die bereits vor ihrem 20. Geburtstag einen Schönheitschirurgen aufsuchen. Männer, die sich Pillen und Pulver einverleiben, um Muskelmasse aufzubauen. Ältere Herrschaften, die verbissen für einen Triathlon trainieren – sie alle bauen ihren Körper um, um vermeintlich schöner, besser, sportlicher auszusehen.
Sie alle gehen, wie Dorian Gray, einen Pakt mit dem Teufel ein. Für Elisabeth endet ein ähnlicher Pakt tödlich. Für die Selbstoptimierer von nebenan muss es nicht so schlimm enden, aber einen Preis werden sie für ihre Eitelkeit auf jeden Fall zahlen müssen: die permanente Unzufriedenheit mit dem Ich.
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