Pádraic Súilleabháin (Colin Farrell) holt jeden Tag um zwei Uhr mittags seinen besten Freund Colm Doherty (Brendan Gleeson) ab, um gemeinsam mit ihm zum örtlichen Pub zu gehen. Auf Inisherin, einer winzigen Insel vor der irischen Westküste, ist nämlich sonst nicht viel los. Als Pádraic an dem Tag als die Geschichte beginnt, Colm abholen will, öffnet dieser aber nicht die Tür. Kurz darauf verkündet Colm seinem besten Freund, dass er nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Warum verrät er allerdings nicht. Colm ist so genervt von Pádraic, dass er sogar damit droht, sich seine Finger abzuschneiden, sollte ihn sein bester Freund noch einmal ansprechen. Während Colm aufblüht und sich mit neuen Leuten umgibt, versucht Pádraic dahinterzukommen, was das Problem seines ehemaligen Freundes ist, und kann Colm einfach nicht in Ruhe lassen. Mit folgenschweren Konsequenzen.
Merkwürdiges Inseltreiben
Wir verraten Dir natürlich nicht, ob sich Colm wirklich seine Finger abschneidet, aber allein diese Prämisse zeigt, wie herrlich schrullig und zum Teil seltsam The Banshees of Inisherin daherkommt. Langsam baut Regisseur und Drehbuchautor Martin McDonagh die Geschichte und die Charaktere auf. Diese Mechanik kann Dir aus seinen anderen Filmen wie „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ oder „Brügge sehen… und sterben“ bekannt vorkommen. Eingebettet in das frühe zwanzigste Jahrhundert wanderst Du als Zuschauer:in mit Padráic über typisch irische Landschaften, kehrst mit Colm in den Pub ein oder verfolgst gespannt eine der zahlreichen Nebengeschichten.
Ein ungleiches Paar
Den Mittelpunkt des Films bilden Pádraic und Colm. Gerade Colin Farrell, der durch seine Mimik dem drollig-doofen Pádraic sehr viel Charme verleiht, macht einen tollen Job. In der Paarung mit Brendan Gleeson als knochigen Colm, der eigentlich nur seine Ruhe haben möchte, entsteht ein intensives Spiel, was im Laufe des Films immer exzentrischer wird.
The Banshees of Inisherin funktioniert deshalb so gut, weil Du erst nach und nach erfährst, was das Problem zwischen den beiden Männern und der ganzen Insel ist. Die raue Monotonie ist das Hauptthema des Films und findet auf zahlreichen Ebenen gleichzeitig statt. Während auf der Hauptinsel der irische Bürgerkrieg tobt, sinnieren und streiten die Menschen auf Inisherin über sinnlose Gegebenheiten. Dabei wird uns erst allmählich klar, dass sich dieses bitterböse Drama immer wieder vor allem auf genau diese Sinnlosigkeit bezieht. Sei es beim Stunk der beiden Männer oder dem Bürgerkrieg.
Rau ist die See, seltsam die Figuren
Neben der schrulligen Geschichte zwischen dem liebenswürdigen, aber einfältigen Padráic und dem musikliebenden Colm, der einfach mehr vom Leben erwartet, erzählt McDonagh noch weitere Geschichten auf der Insel. Beispielsweise die von Dominic (Barry Keoghan), einem einfach gestrickten jungen Mann, der auf den ersten Blick weder schlau noch wortgewandt ist. Er wird häufig von seinem Vater (Gary Lydon), dem Inselpolizisten, geschlagen.
Die Geschichte von Pádraic Schwester Siobhán (Kerry Condon) hat uns am meisten beeindruckt. Denn während vor allem die Männer auf Inisherin sehr eigenbrötlerisch und seltsam daherkommen, ist sie gewitzt, smart und weltoffen.
Ein Tipp am Rande
Wir haben den Film in der Originalvertonung gesehen und empfehlen Dir, dies auch zu tun. Auch wenn das zu Beginn etwas anstrengend sein könnte, denn der irische Dialekt, gemischt mit dem in Irland immer noch gesprochenen Gälisch, hat so seine Tücken. Gerade dadurch wirken aber die knackigen Dialoge, für die McDonagh bekannt ist, so herrlich trocken und nüchtern.
The Banshees of Inisherin: Unser Fazit
The Banshees of Inisherin entfaltet sich nur langsam. Seine Wucht wird dadurch erst gegen Ende des Films deutlich und hat uns umgehauen. Die herausstechenden Charaktere, gepaart mit den einzelnen Geschichten und der rauen, irischen Landschaft machen den Streifen zu einem grandiosen Drama, der auch durch den bitterbösen Humor punktet.
The Banshees of Inisherin
Genre: | Drama |
Bundesstart: | 5. Januar 2023 |
Laufzeit: | 114 Minuten |
FSK: | Ab 16 Jahren freigegeben |
Regie: | Martin McDonagh |
Drehbuch: | Martin McDonagh |
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