Lars Bogenius (Jonas Nay) ist ein begabter und aufstrebender Journalist, der sich vor allem durch seine emotionalen Reportagen beim größten Magazin Europas, Die Chronik, einen Namen gemacht hat. Dank ihm ist das Print-Magazin wieder im Aufschwung. Seine Stories begeistern nicht nur die Leserschaft, auch Journalismus-Preise belohnen seine Arbeit. Allerdings einen kann Borgenius nicht überzeugen: den freien Journalisten Juan Romero (Elyas M’Barek). Ihm erscheinen die Reportagen zu gut, um wahr zu sein. Bei der Zusammenarbeit fallen ihm immer mehr Ungereimtheiten auf. Schließlich beschließt er der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei stößt er auf gewaltigen Gegenwind vom Magazin und natürlich auch von Borgenius. Hartnäckig bleibt Romero an der Sache dran. Dabei droht ihm nicht nur der Verlust des eigenen Rufs …
Tausend Zeilen: Eine Geschichte auf wahren Begebenheiten
2018 erschütterte ein Skandal die deutsche Medienlandschaft: Claas Relotius, ein junger Reporter vom Magazin DER SPIEGEL, soll zahlreiche seiner hochgepriesenen Reportagen entweder zum Teil oder sogar komplett erfunden haben. Der freie Journalist Juan Moreno kam ihm auf die Schliche. Kurz darauf veröffentlichte Moreno ein Buch über die Enthüllung, worauf auch der Film von Michael Bully Herbig beruht. Mit viel Humor, Charme und trotzdem notwendiger Ernsthaftigkeit widmet er sich im Film dem Thema.
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Es darf gelacht werden
Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt: Auf der von Bogenius und Romero einerseits und durch die erfundenen Reportage andererseits. Du begibst Dich mit Romero auf Detektivarbeit und versuchst herauszufinden, was an der Story einer privaten US-Elite-Einheit dran ist. Diese soll Jagd auf illegale Einwander:innen an der Grenze zu Mexiko machen. Nach und nach fallen Romero Ungereimtheiten auf. Immer wenn er versucht, dies bei der Dokumentationsabteilung oder den Chefredakteur:innen des Magazins anzubringen, wird er abgewiegelt. Genau diese Momente sind dabei auf den Punkt inszeniert.
Das sorgt dafür, dass Du mitfühlst, als der stellvertretende Chefredakteur der Abteilung Reportage (Michael Maertens) und der Leiter des Magazins (Jörg Hartmann) Romero klar machen wollen, dass Bogenius einfach tolle Arbeit abliefert – im Gegensatz zu ihm. Und das trotz der Tatsache, dass Romero ihnen vor wenigen Sekunden sogar Beweise für dessen Fehlverhalten auf den Tisch gelegt hat.
Ein echtes Traumduo
Tausend Zeilen funktioniert vor allem so gut, weil die beiden Hauptdarsteller polarisieren. Jonas Nay als zurückhaltender Bogenius, der durch seinen Charme und Manipulation punktet, trifft auf Elyas M’Barek. Dieser versucht als gestresster Familienvater von vier Kindern, leidenschaftlich der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Minimalismus im Schauspiel von Nay steht einer gewissen Rauheit von M’Barek gegenüber.
Zugegeben, wir haben uns in letzter Zeit ein wenig an Elyas M’Barek sattgesehen, aber in der Rolle als Juan Romero haben wir endlich wiederentdeckt, warum er uns durchaus überzeugen kann. Gerade in Filmen, in denen er einen rauen Charakter darstellt, der zu Chaos und Überforderung neigt, wie beispielsweise auch in den „Fack ju Göhte“-Filmen, zeigt der Schauspieler, welche Qualitäten in ihm stecken. Wir wünschen uns definitiv mehr davon. Genauso wie von Jonas Nay. Die fast überhebliche Mimik, die er auf das Gesicht von Bogenius zaubert, passt perfekt zum manipulativen Charakter des Protagonisten.
Tausend Zeilen in der Kritik: Unser Fazit
Tausend Zeilen ist ein charmanter Film mit dem nötigen Ernst, den es braucht, um diesen obskuren Skandal filmisch zu adaptieren. Wir fanden es besonders gelungen, wie gut Michael Bully Herbig humorvolle Einlagen eingestreut hat, ohne dabei den Fokus zu verlieren. Der Streifen ist dabei spannend und unterhaltsam zugleich. Eine absolute Empfehlung, selbst wenn Du bislang nur wenig vom Relotius-Skandal mitbekommen hast.
Tausend Zeilen
Genre: | Drama |
Bundesstart: | 29. September 2022 |
Laufzeit: | 93 Minuten |
FSK: | Ab 12 Jahren freigegeben |
Regie: | Michael Bully Herbig |
Drehbuch: | Hermann Florin, Juan Moreno |
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