Kaum zu glauben: Am 18. Mai wird Deutschlands erfolgreichster Showmaster 70 Jahre alt. Das ZDF würdigt den ewigen Sonnyboy mit der Überraschungsshow „Happy Birthday, Thomas Gottschalk!“ am Sonntag, den 17. Mai um 20.15 Uhr. Der weiß selbst noch nicht, was ihm blüht.
Zwei Gäste dürfen dabei eigentlich nicht fehlen: Günther Jauch und Frank Elstner. Die beiden begleiten ihn fast schon sein ganzes Berufsleben lang. Mit Jauch moderierte er in den 70er-Jahren im Radio. Elstner holte ihn nicht nur 1987 als Nachfolger zu „Wetten, dass ..?“, sondern bereits 1980 als Moderator zu Radio Luxemburg.
Die Jahre beim Hörfunk bezeichnet Gottschalk als seine beruflich „glücklichste Zeit“. Und das, obwohl er auf eine unvergleichliche TV-Karriere zurückblickt: bei allen großen Sendern, über fünf Jahrzehnte hinweg. Viermal gewann er die GOLDENE KAMERA, 13-mal moderierte er die Verleihung: einsamer Rekord!
Er hat in Filmen und Serien mitgespielt, zuletzt zwei autobiografische Bestseller geschrieben, die sogar von Kritikern Lob ernteten. 98 Prozent der Deutschen kennen ihn. Trotzdem hat er sich nie wichtig genommen: „Ich habe immer das Unsinnige mit dem Sinnlosen verbunden.“ Was er meint, ist in der RTL-Sendung „Denn sie wissen nicht, was passiert! Die Jauch-Gottschalk-Schöneberger-Show“ zu sehen.
Mit Unsinn hatte Gottschalk nie Probleme. Wie zuvor schon beim Radio brachte er mit seiner lockeren Art auch beim Fernsehen eine neue Leichtigkeit in die Unterhaltung, besonders in „Na sowas!“ (1982 bis 1987) und „Wetten, dass ..?“ (1987 – 1992 und 1994 – 2011). Damit setzte er neue Maßstäbe.
Zwar trat er vor 20 Millionen Zuschauern gelegentlich ins Fettnäpfchen. Aber dank seines Charmes und seiner Schlagfertigkeit bügelte er Missgeschicke nicht nur aus, sondern verwandelte manche Panne zum Höhepunkt der Show.
Auch wenn es den Anschein hat: Einfach war sein Weg nicht. Nach dem frühen Tod des Vaters wuchs er mit seiner Mutter und zwei jüngeren Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen im fränkischen Kulmbach auf. Die Schule war lästig, das Abitur schaffte „Thommy“ nur mit Ach und viel Krach. Ein Lehrer urteilte über ihn: „Sie verstehen es meisterhaft, eine weitgehende gedankliche Leere durch sprachlich hohes Niveau zu überdecken.“
In seinem unterhaltsamen Buch „Herbstblond“ erzählt er von solchen Momenten in seinem Leben, die andere deprimiert hätten. Doch Frohnatur Gottschalk nahm es locker: „Dieser Satz brachte mich auf die Idee für mein späteres Berufsmodell.“
Als er 1971 beim Bayerischen Rundfunk erstmals vors Radiomikrofon durfte, war an eine TV-Karriere nicht zu denken. Da er mit seiner frechen, aufmüpfigen Art ständig aneckte, dauerte es Jahre, bis er sich beim seinerzeit sehr konservativen BR durchsetzte.
1973 scheiterte ein Versuch als TV-Nachrichtensprecher: Weder ernstes Vorlesen von News noch Schlips und Kragen passten zu ihm. Schon damals liebte er extravagante Garderobe, für die er bei „Wetten, dass ..?“ berüchtigt wurde.
1976 aber begann die TV-Karriere mit dem BR-Jugendmagazin „Szene“, das im Ersten lief. Oft kokettiert er damit, dass es ihm an Ernsthaftigkeit fehle: „Je seriöser eine Sendung ist, desto weniger passe ich dorthin.“ Doch immerhin moderierte er sechsmal den „Echo“ und „Opus Klassik“, also Hochkultur.
Und als sich Wettkandidat Samuel Koch bei „Wetten, dass ..?“ 2010 schwer verletzte, gelang Gottschalk nicht nur der angemessene Umgang mit der Situation, er zog auch die Konsequenz aus dieser dunkelsten Stunde seiner Karriere und trat als Gastgeber der großen Erfolgsshow zurück.
Kleinere Formate wie „Gottschalk Late Night“ (1992), „Mensch Gottschalk“ (2016) bei RTL oder der Vorabendtalk „Gottschalk Live“ (2012) im Ersten blieben eher erfolglos. Auf der großen Bühne blüht er auf, der kleine Rahmen ist ihm oft zu eng. Und als Stichwortgeber für andere funktioniert er nicht so gut, er kann besser reden als zuhören.
Kritiker, die ihm vorwarfen, er gehe unvorbereitet in seine Sendungen und Gespräche, blendeten aus, dass er sich nicht als kritischer Journalist, sondern als reiner Unterhalter sieht, der anderen Menschen Spaß bereiten möchte. „Ich wollte nie dafür geliebt werden, dass ich irgendetwas wusste, sondern dass ich mein Publikum glücklich machte“, sagt er.
Spaß statt Ernst, Harmonie statt Konflikt, Versöhnen statt Spalten: Im übertragenen Sinn hat Thomas Gottschalk die Menschen immer umarmt, nie wollte er jemanden vorführen. „Den Schutz der Menschen vor meinem Mikrofon habe ich immer sehr ernst genommen“, betont er. Deswegen passte er 2012 auch nicht in die Jury der Castingshow „Das Supertalent“ bei RTL, wo Häme zum Konzept gehört.
Für jeden hat er stets ein freundliches Wort, ob vor oder hinter der Kamera: Thomas Gottschalk scheint vor 70 Jahren mit einem Lächeln auf die Welt gekommen zu sein. Seine Gabe, gute Laune zu verbreiten, ist ein Geschenk.