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Frankreichs neues Film-Phänomen: «Was ist schon normal?»

«Was ist schon normal?» handelt von zwei flüchtigen Gaunern, die bei Menschen mit Behinderung Unterschlupf finden. Die Komödie ist Frankreichs erfolgreichster Film seit zehn Jahren.
Kinostart -
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Paulo und sein Vater haben einen Juwelier ausgeraubt und sind auf der Flucht vor der Polizei. In einem Reisebus, der eine Gruppe junger Menschen mit Behinderung in ein Sommerlager bringt, tauchen die beiden Gauner unter. Die Betreuer der Reisegruppe halten Paulo fälschlicherweise für den fehlenden Teilnehmer Sylvain, und seinen Vater mit dem Spitznamen «La Fraise», die Erdbeere, für dessen Begleiter: der Anfang zahlreicher Probleme und ungewöhnlicher Freundschaften. 

«Was ist schon normal?» ist nach «Ziemlich beste Freunde» und «Willkommen bei den Sch'tis»Frankreichs neues Film-Phänomen. Mit mehr als zehn Millionen Zuschauern ist die Komödie der erfolgreichste Film seit zehn Jahren und reiht sich in die fünfzehn Top-Kassenhits des französischen Kinos ein. Mit rund einer Million Besucherinnen und Besuchern in weniger als einer Woche gelang ihm am 1. Mai auch der beste Start für einen französischen Film seit «Asterix und Obelix: Das Reich der Mitte». 

Liebenswerte Charaktere

Der französische Humorist Artus hat einen Film über Menschen mit Behinderungen und Situationen gedreht, in dem nicht über sie, sondern mit ihnen gelacht wird. So wird Paulo schnell von ihnen entlarvt, auch wenn er sich alle Mühe gibt, Grimassen zu ziehen und sein Verhalten zu verändern. Der sympathische Gauner, den Artus selbst spielt, bittet sie, ihn nicht bei den Betreuern Alice (Alice Belaïdi), Céline (Céline Groussard) und Marc (Marc Riso) zu verraten. Bald schon entsteht eine echte Gemeinschaft.

Was den Film besonders stark macht, sind die liebenswerten Charaktere der Darsteller mit Behinderung. Da ist Boris, der sich weigert, seine Verkleidung abzulegen – mal die von Supergirl, mal die einer Ketchupflasche. Alexandre, der stundenlang Frankreichs Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy imitiert, Ludovic, der gern mit Schimpfwörtern um sich wirft, Marie, der ständig Gegenstände an den Kopf fliegen, und der fußballbegeisterte Baptiste, absoluter Fan von Cristiano Ronaldo.

Menschen mit Behinderung spielen ihre eigenen Rollen

Alle Darsteller, die auch im wirklichen Leben eine Behinderung haben, spielen ihre eigenen Rollen. Er habe nichts erfunden, sie seien wirklich so, sagte Artus dem Fernsehsender «BFMTV». Er habe so nah wie möglich an dem bleiben wollen, wie sie seien. Hätte er sie erfunden, hätte man ihm gesagt, dass er übertreibe, erklärte Artus, mit bürgerlichem Namen Victor-Artus Solaro. 

Nicht alle Gags sind originell, wie das üble Essen, das ihnen mit einer Kelle auf die Teller geschmissen wird, doch sie funktionieren. Der Humor ist nicht immer subtil, jedoch nie deplatziert. Der Film vermag es, zum Schmunzeln anzuregen, nicht immer sind es die lauten Lacher. Gern wird es auch mal ernsthaft, vor allem dann, wenn es um das Verhältnis der Behinderten zu ihren Eltern geht oder das zwischen Paulo und seinem Vater (Clovis Cornillac). 

Ein Film auf Augenhöhe

«Was ist schon normal?» (im Original: «Un p'tit truc en plus») besticht durch seine aufrichtige Herangehensweise an menschliche Beziehungen. Das Tempo ist ausbalanciert und bietet eine harmonische Mischung aus Lachen, Schmunzeln und Emotionen. Mit Spaß, Lebensfreude und auf Augenhöhe vermittelt der Film die Botschaft von Toleranz und Akzeptanz. 

Das Thema der Begegnung zwischen Menschen ohne Behinderung und Personen mit körperlicher oder geistiger Behinderung hatte in Frankreich bereits in der Vergangenheit große Erfolge. «Ziemlich beste Freunde» lockte mehr als 19 Millionen Zuschauer vor die Leinwand, «Alles außer gewöhnlich» über 2 Millionen. 

Für Artus ist der durchschlagende Erfolg seines ersten Spielfilms im Alter von 37 fast wie ein Wunder. Was ihm passiere, sei völlig verrückt, meinte er. In dieser etwas beunruhigenden Zeit tue seine Komödie einfach gut, begründete er in «Le Parisien» den Kino-Ansturm. Sie ermögliche es, Teile der Bevölkerung zu entdecken, die man in der Öffentlichkeit nicht oft sehe.

© dpa ⁄ Sabine Glaubitz, dpa
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