Drei Jahre ist es her, dass der bislang letzte James-Bond-Film «Keine Zeit zu sterben» Premiere hatte und sich Daniel Craig von der Rolle des berühmten Geheimagenten verabschiedete. Gerüchte über mögliche Nachfolger gab es seitdem reichlich. Zuletzt galt Aaron Taylor-Johnson («Nocturnal Animals») als heißer Kandidat. Bestätigt wurde indes niemand.
Während James-Bond-Fans langsam ungeduldig werden, kommt es einigen sehr gelegen, dass das nächste 007-Abenteuer auf sich warten lässt, und zwar den echten James Bonds dieser Welt. Für Menschen, die wirklich James Bond heißen, kann der Name nämlich zum Fluch werden. Das zeigt der Dokumentarfilm «Our Name Is Bond», der nun (25.10.) als Video-on-Demand bei Streaming-Portalen erhältlich ist.
James Bond ist schwarz und schwul
«Ich musste eine Menge falsche James Bonds rausfiltern, um die echten zu finden», sagt Regisseur Matthew Bauer im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Der australische Filmemacher, dessen Suche nach Protagonisten bei Facebook begann, wollte eine möglichst vielfältige Bond-Gruppe zeigen.
«Es gab doch immer diese Medienberichte, dass der nächste James Bond angeblich ein Schwarzer wird, eine Frau oder dass er von einem Schwulen gespielt wird. Für uns war es wichtig, dass wir einen schwarzen James Bond haben, einen schwulen James Bond. Denn die weichen natürlich von dem typischen Bild ab, das die meisten Menschen von James Bond haben.»
Fluch und Segen des berühmten Namens
Eines haben alle Protagonisten gemeinsam: Sie müssen den Spruch «Geschüttelt, nicht gerührt» regelmäßig ertragen. Ständig hofft irgendwer, dass sie sich als «Bond, James Bond» vorstellen. Am schlimmsten aber sei es, wenn ein neuer James-Bond-Film in die Kinos kommt. Dann fühlten sich Freunde und Verwandte berufen, ihm dazu Nachrichten zu schreiben, berichtet James Bond aus New York. Dem schwulen Schauspieler geht der 007-Rummel auf die Nerven.
«Sie machen im Prinzip alle dieselben Erfahrungen», stellt Bauer fest. Jedenfalls überwiegend. Was passieren kann, wenn man in den USA als Schwarzer in eine Polizeikontrolle gerät, seinen Ausweis nicht dabeihat und den Beamten sagen muss, dass man James Bond heißt, kann man sich fast denken. Die Geschichte einer kuriosen Verwechslung in einem dramatischen Kriminalfall ist besonders fesselnd.
Natürlich gibt es auch positive Aspekte. «Fast alle sagen, dass es Fluch und Segen zugleich ist», sagt Bauer. «Einige haben ihre Jungfräulichkeit dank des Namens James Bond verloren, sie haben ein Mädchen getroffen und die hat gefragt: "Wie heißt du?" Das ist ein integraler Teil ihrer Story. Bei allen. Die Geschichte, wie sie ihre Ehefrau kennengelernt haben, hat in der Regel mit James Bond zu tun.»
Ein Schwede namens Gunnar Bond James
Während einer seinen Namen aus Verzweiflung sogar geändert hat, gibt es andere, die sich den Namen extra zulegen. Der Schwede Gunnar Schäfer heißt seit 2007 - das Jahr ist kein Zufall - Gunnar Bond James Schäfer. «Es ist immer interessant, die Reaktionen zu sehen», erzählt er im dpa-Interview. Doch er ist nicht einfach nur ein riesiger 007-Fan. Hinter der Namensänderung steckt mehr.
«Es ist mein Anliegen, meinen Vater zu ehren», sagt Schäfer, dessen Vater Deutscher war. Im Zweiten Weltkrieg diente er in der Marine, bevor er nach Schweden floh. Dort nahm er die schwedische Staatsbürgerschaft an und gründete eine Familie. Doch als Schäfer zwei Jahre alt war, kehrte sein Vater von einer Reise nicht zurück. Ein Trauma für den Schweden, der bis heute vermutet, dass sein Vater ein Geheimagent war.
James-Bond-Schöpfer Ian Fleming als Ersatzvater
In Ian Flemings Bond-Romanen fand er Trost und fantasierte, sein Vater sei wie 007. Antworten hatte niemand. «Ich wusste nichts», sagt er. «Ich habe meine Mutter oft gefragt, aber sie wollte nicht mehr darüber reden. Ich schätze, das ist typisch für die Generation.»
Heute betreibt er im südschwedischen Nybro ein James-Bond-Museum und eifert dem fiktiven Geheimagenten nach. Seine wichtigste Mission bleibt allerdings, herauszufinden, was mit seinem Vater passiert ist.
Schäfer erhofft sich mit der deutschen Veröffentlichung von «Our Name Is Bond» neue Hinweise. Er hofft auf Zuschauer aus Bayern, die eine mögliche Verbindung sehen, vielleicht von einem Deutschen namens Schäfer wissen, der den Zweiten Weltkrieg erlebt und später von einem Leben in Schweden erzählt hat. Über sein Museum ist Gunnar Bond James Schäfer leicht zu erreichen.
Kurzweiliger, spannender Dokumentarfilm
Matthew Bauer, der selbst leidenschaftlicher 007-Fan ist, hat eine Reihe faszinierender Geschichten geschickt miteinander verknüpft. «Our Name Is Bond» ist unterhaltsam und mitunter richtig spannend. Man muss kein James-Bond-Fan sein, um die kurzweilige Dokumentation interessant zu finden.
Für die echten James Bonds hat sich das Mitmachen übrigens gelohnt. Sie tauschen sich seitdem in einer Whatsapp-Gruppe mit ihren Leidensgenossen über ihre Erlebnisse aus. Einige von ihnen treffen sich auch persönlich. «Geschüttelt, nicht gerührt», sagt dann niemand. Und wer der nächste 007-Darsteller wird, ist den meisten von ihnen egal.