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Bosch: Legacy I Serienkritik – Immer Ärger mit Harry

Amazon feiert den Auftakt seines Gratis-Streaming-Services Freevee mit dem Sequel zur Erfolgsserie „Bosch“. Warum sich ein Blick in die erste Staffel lohnt und wie es Los Angeles’ coolstem Ex-Cop geht, erfährst Du in der Serienkritik zu „Bosch: Legacy“.
Bosch: Legacy I Serienkritik – Immer Ärger mit Harry
Bosch: Legacy I Serienkritik – Immer Ärger mit Harry © Amazon Freevee

Sieben Staffeln lang ermittelte der Ex-Soldat Hieronymus „Harry“ Bosch (Titus Welliver) als Polizist bei der Mordkommission im Großraum Los Angeles. Im Finale beendete der namengebende Protagonist seine Karriere auf dem Revier. Bosch: Legacy schließt an dieses Szenario an. Die zehn Folgen können als Fortsetzung der Geschichte um Harry Bosch verstanden werden. Diesbezüglich gibt es zu Beginn der ersten Episode ein Recap der vorherigen Staffeln. Unserer Meinung nach eignet sich Bosch: Legacy aber auch wunderbar für einen Erstkontakt mit den Figuren. Mehr dazu liest Du jetzt!

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Bosch: Legacy – Die nächste Generation

Um besser auf Bosch: Legacy eingehen zu können, lassen wir noch einmal das Ende der finalen Staffel von Bosch Revue passieren: Harry kündigt seinen Job beim LAPD. Seine Tochter Madeline „Maddi“ (Madison Linz) hingegen entscheidet sich für eine polizeiliche Laufbahn und reicht ihre Bewerbungsunterlagen ein.

Die Serie Bosch: Legacy setzt etwas später an: Maddi kommt frisch von der Polizeiakademie und muss sich ihre Sporen im Cop-Alltag erst noch verdienen. Schnell hinterfragt sie Routinen und wird schlussendlich in einen Fall von mutmaßlich unverhältnismäßiger Polizeigewalt verwickelt.

Harry Bosch arbeitet mittlerweile als Privatdetektiv und fasst sein aktuelles Tagewerk in einer der ersten Episoden wie folgt zusammen: „Ich arbeite weiter an meinen ungelösten Fällen. Ich mache Standard-Detektivkram, weißt Du? Überprüfung, Observierung, Überwachung, weggelaufene Kinder. Besser als Ruhestand, denke ich.“

Das ändert sich, als ein kränkelnder Milliardär Bosch damit beauftragt, eine alte Jugendliebe aufzuspüren. Was als einfache Ermittlung beginnt, steigert sich zu einem Katz-und-Maus-Spiel, irgendwo zwischen Konzerninteressen und Russischer Mafia.

Parallel übernimmt Bosch auch Jobs für seine ehemalige Feindin, die Rechtsanwältin Honey Chandler (Mimi Rogers) – frei nach dem Motto: „Der Feind meines Feindes, ist mein Freund.“

Harry Bosch: Ein moderner hartgesottener Krimi

Wenn Dir Einzelgänger mit moralischem und konservativem Wertekompass liegen, kannst Du bei Bosch: Legacy bedenkenlos einschalten:

• Die schweren Aufgaben – wie Leute verprügeln, Verhöre und Ähnliches – übernimmt er lieber alleine.

• Gefühlsausbrüche sind eine Zäsur und gehen über kurze Schnappatmung nicht hinaus.

• Moderner Technik steht er erst einmal skeptisch gegenüber.

• Wenn Recht und Gesetz zu lange dauern, geht Bosch auch mal in den Selbstjustiz-Modus über und sprengt was in die Luft.

Die Figur des Harry Bosch entspringt einer seit 30 Jahren fortlaufenden Reihe von konventionell gedachten Kriminal-Romanen, geschrieben von Michael Connelly. Bosch ist also der zerrüttete (Privat-)Ermittler, der von seiner brutalen Vergangenheit profitiert und auch unter ihr leidet. Mit dem Wechsel vom Polizisten zum Privatdetektiv und der Attitüde des teilweise vom Gesetz entkoppelten Rächers, erinnert Bosch nun noch mehr an ähnlich gestrickte Charaktere. Beispielsweise an Figuren aus alten Hardboiled-Romanen – einem frühen Subgenre der Kriminal-Romane – denen wir Ikonen wie Sam Spade oder Dick Tracey verdanken. So richtig vielschichtig wird die Figur Bosch natürlich nie, dafür ist die Trennung in Gut und Böse viel zu strikt. Schauspieler Titus Welliver spielt die Titelrolle aber auf den Punkt und mit gerade so viel Mimik zwischen dem Gram, dass es glaubhaft bleibt.

Maddie Bosch: Frischer Wind in zerfetzten Segeln

Was die Macher:innen mit der Storyline der Maddie Bosch erreichen wollen, ist gleichermaßen durchschaubar wie nachvollziehbar. Polizeiarbeit und polizeilicher Alltag sind wichtige Aspekte der Mutterserie Bosch. Mit Maddie, die gerade in die Fußstapfen ihres Vaters tritt, kann man diese Punkte nun fortführen. Gleichzeitig liefert die Serie mit einer jungen Polizistin, die ihren eigenen moralischen Kompass erst eichen muss, eine neue Identifikationsfigur. Vor allem gibt es bei ihr noch eine Fallhöhe. Maddie kann sich ernsthaft Sorgen machen, sich erschrecken, an sich zweifeln, Gut und Böse infrage stellen und so weiter. Das wirkt vitalisierend. Konkret im Kontrast zu ihrem Vater, der ja sowieso alles schon mal gesehen hat, jede:n kennt, den nichts überraschen kann und der in Momenten allerhöchster Erregung die innere Ruhe eines buddhistischen Mönches ausstrahlt.

Seriencharakter Maddie Bosch bringt mit ihren alternativen Sichtweisen frischen Wind in die Staffel. — Bild: © Amazon Freevee

Bosch: Geerdete Ermittlungsarbeit mit Längen

Bosch: Legacy liefert im Laufe seiner ersten Staffel mit zehn Episoden drei größere, übergreifende Handlungsstränge, die sich immer mal wieder verknoten. Das wirkt teilweise arg konstruiert, insbesondere weil der Eindruck entsteht, die schlimmsten Kriminalfälle im Großraum Los Angeles beträfen nur unsere Protagonist:innen. Dadurch wirkt alles zwar auch etwas kleiner, verschlagener und intimer – man muss es aber schon glauben wollen. Vielleicht wäre es auch gar nicht nötig gewesen, die erste Staffel so zu überfrachten. Bisweilen scheint es so, als werde dem Publikum ein möglichst vielfältiges Programm angeboten, damit bloß jede:r das Richtige findet – egal, ob Du nun lieber die Judikative magst, die Exekutive oder eben Harry Bosch.

Pluspunkt: Wenn Du Dich als Bosch-Neuling durch all die dazugekommenen Charaktere geguckt hast, dürftest Du an der bereits bestätigten zweiten Staffel Bosch: Legacy noch mehr Freude haben.

Bosch: Legacy fühlt sich ein wenig überfrachtet aber gleichzeitig frisch an. — Bild: © Amazon Freevee

Unser Fazit zu Bosch: Legacy in der Serienkritik

Bosch-Fans können Bosch: Legacy getrost als achte Staffel ihrer Lieblingsserie betrachten. Neuzugänge werden mit klaren Charakterskizzen und einfacher Gut-Böse-Verteilung abgeholt. Komplizierte Thriller-Themen und tiefgründige Persönlichkeiten darf hier niemand erwarten. Stattdessen gibt es solides Krimihandwerk, bei dem Verdächtige befragt, bedroht und erwischt werden.

Wir hätten nichts gegen ein etwas strafferes Erzähltempo gehabt, finden Bosch: Legacy ansonsten aber gelungen und freuen uns auf eine zweite Staffel.

Bosch: Legacy ist ein Serientipp für Fans von „Goliath“ (Serie), „Ruhet in Frieden“ (2014) und „Luther“ (Serie).

Bosch: Legacy
Originaltitel: Bosch: Legacy
Genre: Krimi, Drama
Start: 03. August 2022 (AVoD)
Laufzeit: Staffel 1: 10 Episoden je 50 Minuten
Staffel 2: tba
Altersempfehlung: Ab 16 Jahren (Amazon Freevee)
Regie: Patrick Cady; Alex Zakrzewski, Hagar Ben-Asher, Adam Davidson, Ernest R. Dickerson, Zetna Fuentes, Sharat Raju, Kate Woods
Drehbuch: Tom Bernardo, Michael Connelly, Eric Ellis Overmyer, Chris Wu, Osokwe Tychicus Vasquez, Naomi Iizuka, Barbara Curry, Benjamin Pitts, Titus Welliver

 Wie gefallen Dir die etwas intimere Atmosphäre und die verschiedenen Storylines bei der Fortsetzung Bosch: Legacy?

Dieser Artikel Bosch: Legacy I Serienkritik – Immer Ärger mit Harry kommt von Featured!

© Vodafone GmbH ⁄ Robert Gryczke
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