Das kann sich nur ein Filmvisionär wie James Cameron erlauben: Der Autor, Regisseur und Produzent hat gleich vier Fortsetzungen seines Science-Fiction-Epos „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (2009) in Arbeit – seit mittlerweile mehr als zehn Jahren.
Nach langem Termin-Hickhack hat er endlich die Starts der parallel gedrehten Filme „Avatar 2“ und „Avatar 3“ bekannt gegeben: Teil zwei kommt am 15. Dezember 2021, die dritte Folge am 20. Dezember 2023 in unsere Kinos. Für „Avatar 4“ und „Avatar 5“ sind Premierentermine im Dezember 2025 und 2027 anvisiert.
Bereits jetzt ist klar: Die Fortsetzungen des Megahits, über deren Inhalt und Titel im Internet zahllose Spekulationen kursieren, werden noch atemberaubender als das Original. Schließlich schrieb James Cameron nicht nur mit Kassenrekorden, sondern auch mit wegweisenden Computertricks Filmgeschichte – von „Terminator“ (1984) und „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (1991) über „Abyss – Abgrund des Todes“ (1989) bis „Titanic“ (1997).
Auch bei Camerons aktuellem Megaprojekt geht ein erheblicher Teil des Milliardenbudgets für Neuentwicklungen der eigenen Trickschmiede Lightstorm Entertainment, bei Dolby Cinema und bei dem Projektorhersteller Christie Digital drauf. Und so dürften die nächsten „Avatar“-Exkursionen einmal mehr mit nie zuvor gesehener CGI und brillanter 3D-Optik zu den spektakulärsten Events des Kinojahrzehnts werden.
Schon das erste Abenteuer um Ex-Marine Jake Sully (Sam Worthington) verband spannenden Plot, Live-Action- und computeranimierte Sequenzen in sensationellen 3DBildern. Kein Wunder also, dass „Avatar“ über Jahre als weltweit erfolgreichster Film die Blockbuster-Top-Ten anführte.
Sully erhält auf dem Mond Pandora einen Avatar-Körper, um Pandoras Ureinwohner, die Na’vi, auszuspionieren, kämpft dann aber mit ihnen gegen einen gierigen Rohstoffkonzern und tumbe Militärs – und findet in Na’vi-Frau Neytiri die große Liebe.
Teil zwei soll zwölf Jahre später ansetzen. Jake und Neytiri sind nun Eltern. Doch Familienzwist, Jakes Vergangenheit und eine neue menschliche Bedrohung werden zur Herausforderung. Neben Sam Worthington sind Zoe Saldana als Na’vi-Kriegerin Neytiri, CCH Pounder als Mo’at, Stephen Lang als Colonel Miles Quaritch und Sigourney Weaver als Dr. Grace Augustine erneut mit dabei. Die beiden Letzteren allerdings starben im ersten Teil – deshalb kursieren wilde Fan-Theorien zu der Frage, wie Camaron wohl Quaritch und Augustine wiederbeleben will.
Neue Gesichter bei den Na’vi sind die „Titanic“-Überlebende Kate Winslet, Cliff Curtis und Oona Chaplin aus „Game of Thrones“ sowie David Thewlis. Als Gegenspielerin soll „Sopranos“-Star Edie Falco für Ärger sorgen.
Derzeit befinden sich „Avatar 2 & 3“ in der Postproduktion, in Los Angeles und Neuseeland arbeitete Camerons Trickteam an den visuellen Effekten, bevor das Corona-Virus sie unterbrach. Bislang schlagzeilenträchtigster Coup: Ein ausgeklügeltes RGB-Laser-Projektionssystem soll die zuletzt wegen ihrer oft ungenügenden Qualität in Verruf geratenen 3D-Kinobilder unvergleichlich brillant machen und obendrein den Zuschauern bei ihrer Rückkehr nach Pandora die lästigen Brillen ersparen.
Was es dabei zu sehen gibt? Neue Na’vi-Völker, exotische Tiere und Landschaften, außerdem erforscht der Filmemacher Pandoras Unterwasserwelt. Letzteres gestaltete sich lange als heikel, obwohl die „Avatar“-Crew mit Computertechnologie arbeiten kann, die 2009 noch nicht verfügbar war.
Etwa Unterwasser-Motion-Capture: Dafür steckte James Cameron seine Schauspielriege in die durch Blockbuster wie „Der Herr der Ringe“ oder „Planet der Affen“ bekannten Motion-Capture-Spezialanzüge, ließ ihre Bewegungen aufzeichnen und am Rechner bearbeiten. An sich nichts Bahnbrechendes – doch im feuchten Element gelten ganz andere (technische) Regeln, wie die Entwickler schnell erkennen mussten.
Um die Unterwassersequenzen stimmig filmen zu können, hieß es: Luft anhalten! Und zwar so lange wie möglich. Cameron verordnete der Crew ein sechsmonatiges Training im Apnoetauchen. Trotzdem musste das CGI-Team auf Hochtouren arbeiten, bis die Szenen Camerons Anspruch standhielten. Nun aber sei „der Code geknackt“, so der Regisseur.
Wie hoch er bei seinen Projekten die Messlatte legt, zeigt die Vorgeschichte des ersten „Avatar“: „Mit dem Schreiben des Skripts begann ich 1995. Doch damals war es technisch unmöglich, meine Visionen umzusetzen.“ Also bastelten James Cameron und sein Team so lange an neuen Effekten, bis sie 2009 ein perfekt inszeniertes Epos auf die Leinwand bringen konnten. Der Rest ist (Kino-)Geschichte.
Auch bei seinen neuen Ausflügen nach Pandora macht er keine Kompromisse. Für Fans mag das Warten frustrierend sein, aber allein die 3D-Wasserwelten dürften alle entschädigen. Dass der Blockbuster-Spezialist diesmal unbedingt abtauchen will, wundert Kinokenner wenig.
Bereits seit den 1980er-Jahren faszinieren ihn die Geheimnisse der Tiefsee. Elfmal schon erkundete James Cameron das Wrack der „Titanic“, 2012 stieß er gar zum tiefsten Punkt der Ozeane vor, dem elf Kilometer tiefen Marianengraben.
Der Druck, unter dem Cameron bei den „Avatar“-Fortsetzungen steht, ist gigantisch. Rund 260 Millionen Dollar soll Teil eins seinerzeit verschlungen haben, für die vier Nachfolger liegt die Kalkulation bei einer Milliarde. Rechnet sich das? Können sich die neuen Abenteuer einer ganzen Armee von Superhelden entgegenstellen und erneut die Kinocharts stürmen?
Klar doch, meint Filmbösewicht Stephen Lang und prognostizierte unlängst in einem Interview: „Mit ‚Avatar 2‘ holt sich James den Titel ‚Erfolgreichster Film aller Zeiten‘ zurück.“