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ARD-Serie «Schwarze Früchte»: Sinnsuche in der Großstadt

Der Autor, Mitproduzent und Hauptdarsteller Lamin Leroy Gibba über seine innovative Serie «Schwarze Früchte», die ab dem 18. Oktober in der ARD-Mediathek zu sehen ist.
Schauspieler Lamin Leroy Gibba
Lamin Leroy Gibba ist Hauptdarsteller der Serie «Schwarze Früchte», die ab dem 18. Oktober in der ARD-Mediathek zu sehen ist. (Archivfoto) © Jens Kalaene/dpa

Es gibt sie noch: Mutige Serien-Projekte, die aus dem TV-Einerlei herausragen. Ein in jeder Hinsicht Außergewöhnliches ist vom 18. Oktober an in der ARD Mediathek und auf ONE (23.00 Uhr) zu erleben. Der Acht-Teiler «Schwarze Früchte» der Regisseure Elisha Smith-Leverock (Folgen 1-4) und David Uzochukwu (Folgen 5-8) folgt dem Hamburger Lalo (Lamin Leroy Gibba) auf seinem verwirrenden Weg durch die Großstadt auf der Suche nach Liebe, einer Berufung und einem Lebenssinn. Ungewöhnlich ist daran schon mal eines: Lalo bewegt sich in einem Umfeld, das überwiegend von Schwarzen, People of color, Kunst und Queerness geprägt ist. Noch immer eine Rarität im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. People of color - so bezeichnen sich Menschen, die nicht als weiß, westlich oder deutsch wahrgenommen werden und Rassismuserfahrungen gemacht haben.

Große Authentizität und Lässigkeit

In der Serie werden diese Geschichten mit großer Authentizität und Lässigkeit erzählt. Das liegt auch daran, dass Hauptdarsteller Lamin Leroy Gibba hier eine Mehrfachfunktion innehat: als Headautor eines Teams, Mitproduzent und Hauptdarsteller zugleich. Fünf Jahre hat das Projekt gebraucht von der ersten Idee bis zum Erscheinen.

«Ich habe zuerst über Figuren nachgedacht und gleichzeitig über eine Art von Tonalität, die ich mir für die Welt der Serie vorstelle. Es gab auch schon ein paar genaue Szenen, Momente und Bilder, die ich im Kopf hatte. Damit habe ich dann die erste Entwicklung gestartet», sagte Lamin Leroy Gibba der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Verantwortlichen der ARD trauten dem jungen Mann sofort zu, das Projekt zu stemmen und gaben ihm viel Freiraum.

Mit seinen gerade mal 30 Jahren hat Lamin Leroy Gibba bereits eine ungewöhnliche Karriere hingelegt: erste Schauspielversuche im Kindertheater, später Backstage-Club am Deutschen Schauspielhaus, schließlich Studium von Schauspiel, Theater und Film an der New School Universität in New York, erste Kurzfilme, erster Langfilm, erste Serie. «Ich hatte viele Ideen für bestimmte Rollen, die ich spielen will. Irgendwann dachte ich: "Warum schreibe ich sie nicht einfach selbst"?»

Nicht autobiografisch, aber sehr persönlich 

Es steckt viel von dem Hauptdarsteller in der Erzählung. «Die Serie ist nicht autobiografisch, aber sehr persönlich. Sie behandelt Themen, Dynamiken, Fragen, die mich seit langem beschäftigen.» In jeder Figur stecke sozusagen ein Teil von ihm. 

Die Beziehung des Liebespaars Lalo und Tobias gerät in eine Krise. Und so landet Lalo bei seiner Freundin Karla (Melodie Simina) auf dem Sofa, die sich in einem Finanzunternehmen mit eiserner Disziplin nach oben kämpft – aber an Rassismus- und Sexismus-Erfahrungen zunehmend porös wird. Lalo will sich als Künstler mit einem persönlichen Projekt versuchen. Sein Freund und Galerist Bijan (Benjamin Radjaipour) unterstützt ihn. Beim Künstler Joshua (Daniel Hernandez) sucht er eine neue Liebe, aber auch hier drohen Komplikationen.

Auffallend sind die sehr authentischen, realistischen, fast improvisiert wirkenden Dialoge. «Mir war es voll wichtig, dass sich die Dialoge so anhören, wie Leute tatsächlich sprechen. Alle haben ihren eigenen Duktus. Da spielt natürlich immer mit hinein, wie zum Beispiel die kulturelle Prägung einer Figur ist, mit welchen finanziellen Mitteln sie aufgewachsen ist, was ihre persönlichen und popkulturellen Vorbilder sind oder wie genau der Gemütszustand einer Figur in verschiedenen Situationen ist», erläutert Lamin Leroy Gibba. «Ich war interessiert an komplexen Beziehungen, die man nicht eindeutig als "gut" oder "schlecht" beschreiben kann.»

Keine klassische Heldenreise

Nicht immer dürfte sich das Publikum mit Lalos Entscheidungen solidarisieren. Lamin Leroy Gibba war es wichtig, dennoch eine Nähe und Empathie zu schaffen, auch wenn es sich nicht um eine klassische Heldenreise handele. «Die Figuren sind mit schwierigen Situationen konfrontiert. Letztlich sind es Geschichten, die dafür sorgen sollen, dass sich Zuschauerinnen und Zuschauer in den Figuren selbst wiedererkennen und über ihr eigenes Leben nachdenken.»

© dpa ⁄ Oda Baum, dpa
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