Schauspielerin Pegah Ferydoni vermisst in vielen Märchenbüchern starke Mädchen und Frauen. «Das ist ein großes Thema. Märchen und klassische Abenteuerstoffe haben oft männliche Heldenfiguren im Mittelpunkt. Frauen werden entweder in passive Rollen gedrängt oder auf Stereotype reduziert – die Prinzessin, die gerettet werden muss, oder die böse Hexe», sagte die 41-jährige Berlinerin einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Ferydoni hat für den Streaminganbieter Audible den Roman «Morgan Ist Mein Name» von Sophie Keetch als Hörbuch eingelesen, die Handlung spielt im Umfeld der Artus-Sage, erzählt aus weiblicher Sicht. «Das Spannende an "Morgan ist mein Name" ist, dass wir hier Morgan nicht nur als Gegenspielerin sehen, sondern als eine komplexe, widersprüchliche und starke Figur, die selbst aktiv handelt und nicht nur reagiert», sagt sie über das Buch. «Solche Perspektiven sind wichtig, um Mädchen und Frauen zu zeigen, dass sie keine Statistinnen in einer männlich dominierten Geschichte sein müssen. Sie können und sollen ihre eigene Geschichte erzählen.»
Was war als Kind ihre wichtigste Frauenfigur in einem Märchen oder Jugendroman? «Als Kind der 80er Jahre kann ich mich tatsächlich an keine weibliche Heldin erinnern, mit der ich mich hätte identifizieren können», erwiderte die Schauspielerin und Sprecherin. «Es gab einfach kaum Figuren, die komplex oder inspirierend genug waren, um mich wirklich zu fesseln.»
Später, als Jugendliche, habe sie «Sophies Welt» von Jostein Gaarder fasziniert, so Ferydoni. «Diese Geschichte hat mein Interesse für Philosophie geweckt und mir gezeigt, dass es möglich ist, große Fragen zu stellen und die Welt um mich herum zu hinterfragen. Sophie war keine klassische Heldin, aber sie hat etwas in mir angesprochen – die Neugierde, das Bedürfnis, die Dinge zu verstehen.» Das sei für sie prägend gewesen.
Nach Ansicht Ferydonis sind die größten Hindernisse für die Gleichberechtigung von Mann und Frau «die strukturellen Ungleichheiten, die immer noch tief in unserer Gesellschaft verwurzelt sind: Lohnlücken, unsichtbare Barrieren, die Frauen daran hindern, Führungspositionen zu erreichen, stereotype Rollenbilder».
Die Ära Trump sei sicher ein Symptom für größere globale Strömungen, die konservative, patriarchale Werte zu stärken versuchen. «Wir dürfen uns nicht täuschen – der Rückschritt ist längst da. Aber gleichzeitig gibt es auch starke Gegenbewegungen: mutige Frauen und Initiativen, die genau dagegen kämpfen. Das macht Hoffnung.»