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Reggae-Pionier mit stürmischem Ursprung: Jimmy Cliff wird 80

Noch vor der Entstehung des Reggae hatte er seinen ersten Hit. Er war der Star von Jamaikas erstem Spielfilm und einer der Entdecker Bob Marleys. Nun ist Jimmy Cliff eine der letzten Reggae-Legenden.
Jimmy Cliff
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Als Jimmy Cliff mit dem Song «Hurricane Hattie» zum ersten Mal die Spitze der jamaikanischen Charts erreichte, gab es den Begriff Reggae noch gar nicht. Es war 1962 - das Jahr, in dem Jamaika von Großbritannien unabhängig und Cliff 18 Jahre alt wurde.

Vier Jahre zuvor war der gebürtige James Chambers in die Hauptstadt Kingston gezogen. Er hatte sich den Künstlernamen Cliff gegeben - inspiriert von den Klippen seiner Heimat St. James im Nordwesten der Karibikinsel. Als einer der letzten noch lebenden Reggae-Pioniere feiert er am Dienstag seinen 80. Geburtstag.

Der Name «Hurricane Hattie» stammt von einem schweren Hurrikan im Oktober 1961. So hatte der Start von Cliffs Karriere mit dem Beginn seines Lebens etwas gemein: Er wurde nach Angaben auf seiner Website während eines Hurrikans geboren - in einem Haus, das der Sturm dann wegfegte.

Marley-Förderer

«Hurricane Hattie» war ein Ska-Song - aus der Musikrichtung entwickelte sich der Reggae. Zu dessen weltweitem Boom in den 70er Jahren trug Cliff nicht nur mit seiner Musik bei. Der damals als Schweißer arbeitende Bob Marley sei eines Tages bei ihm im Proberaum aufgetaucht, sagte Cliff in der australischen Radiosendung «A Breath of Fresh Air». Er habe in dem späteren Weltstar einen Poeten erkannt, ihn ins Tonstudio gebracht und seine ersten drei Lieder aufgenommen.

Einige Jahre später gab Cliff indirekt noch einmal Marley einen Schub. Als dieser und seine Band, die Wailers, 1972 ohne Geld in London feststeckten, gingen sie zu Chris Blackwell, dem Chef der Plattenfirma Island Records. «Ihr Timing war gut. Jimmy Cliff hatte mich gerade eine Woche zuvor verlassen», schrieb Blackwell in seinen Memoiren. Er verpflichtete das Trio, dessen internationaler Durchbruch folgte kurz darauf.

Cliff hatte zwar inzwischen international erfolgreiche Songs gehabt, unter anderem «Vietnam» - das nach Aussage von Bob Dylan beste Protestlied aller Zeiten. Viel Geld hatte er aber nicht verdient, weshalb er Island Records verließ.

Rassismus in London

Cliff fühlte sich zudem unwohl in London, wohin er für die Karriere gezogen war. Seine Vermieterin habe ihn mit den Worten «Wissen Sie nicht, dass Schwarze hier nicht geduldet werden?» herausschmeißen wollen. Kurz darauf habe sie ihn aber in der TV-Sendung «Top of the Pops» gesehen und ihre Meinung geändert, erzählte Cliff im kanadischen Rundfunk CBC.

Um seine Zeit in London, aber auch um die Atlantik-Überquerung seiner Vorfahren - in die umgekehrte Richtung als Sklaven - geht es in Cliffs Lied «Many Rivers to Cross». Es ist unter anderem von Cher, Joe Cocker und Harry Nilsson mit John Lennon gecovert worden. Cliffs ursprüngliche Version war Teil der Filmmusik von «The Harder They Come».

Star von Jamaikas erstem Spielfilm

Der Gangster-Streifen von 1972 gilt als erster jamaikanischer Spielfilm. Seine realistische Darstellung schwarzer Jamaikaner war bahnbrechend, außerdem trug er viel zur Verbreitung des Reggae im Ausland bei - vor allem durch die Musik von Cliff, der unter anderem den Titelsong und «You Can Get It If You Really Want» beisteuerte.

Cliff bekam zudem die Hauptrolle, obwohl er zuvor nur in der Schule geschauspielert hatte. Er verkörpert einen jungen Mann vom Land, der nach Kingston zieht, um Sänger zu werden, aber in die Kriminalität abrutscht. Die Rolle hat deutliche autobiografische Züge. In Wirklichkeit ist die Geschichte jedoch besser ausgegangen für Cliff, der zwei Grammys gewann und 2010 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde.

Trotz aller Ehrungen fühlt er sich noch immer seinen bescheidenen Wurzeln verbunden. «Reggae ist der Schrei und die Freude der armen Menschen», sagte er in der CBC-Radiosendung «Q with Tom Power».

Noch ist nicht Schluss

Wegen eines Missgeschicks sei er nicht mehr gut zu Fuß, verriet Cliff vergangenen September der australischen Journalistin Sandy Kaye. Er sei aber glücklich. Und sein vor zwei Jahren erschienenes Album «Refugees» werde nicht seine letzte Platte bleiben.

 

 

 

 

 

© dpa ⁄ Nick Kaiser, dpa

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