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Horst Evers ist «zu faul zum Nichtstun»

Was macht die Abhängigkeit vom Mobiltelefon mit den Menschen? Horst Evers weiß genau, wie sich das anfühlt. In seinem neuen Buch denkt er über Leid und Segen der modernen Technik nach.
Autor Horst Evers
Neues Buch von Horst Evers: «Zu faul zum Nichtstun» (Archivbild) © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Vielleicht sollte man sich einfach dumm stellen. Wenn etwa jemand unerwartet wegen einer Telefonumfrage anruft. Man kann natürlich die Fragen beantworten - oder man macht es wie der Kabarettist und Autor Horst Evers, wenn er für eine Umfrage ein Handy mit Gesichtserkennung braucht. 

Hat er zwar nicht, bietet aber eine analoge Alternative an: «Im Prinzip funktioniert ein Spiegel wie ein Selfie. Nur ohne Foto.» Woraufhin der übelgelaunte Marktforscher droht, die Telefonnummer des Kabarettisten aus allen Datenbanken zu löschen - was Evers überlegen lässt, ein Gewerbe anzumelden: zum Vergraulen lästiger Anrufe. Schließlich ist er «zu faul zum Nichtstun». So heißt sein neues Buch.

Evers widmet sich dem Leid der modernen Technik

Und das ist ein echter Evers - immer selbstironisch, manchmal boshaft, nie bösartig nimmt der schnoddrige Erzähler und Philosoph des skurrilen Alltags nicht nur seine Mitmenschen, sondern vor allem sich selbst aufs Korn. Im jüngsten Werk des Wahl-Berliners Evers, der aus dem niedersächsischen Diepholz stammt, geht es um vor allem um das Seltsame, das uns umgibt, um die eingebildete oder echte Abhängigkeit vom Smartphone und um die Segnungen der modernen Technik. 

Und natürlich um das Leid, das sie verursacht - wenn er plötzlich in Unterhose vor der verschlossenen Tür seines Hotelzimmers steht, weil er statt ins Badezimmer in den Flur geht. Natürlich ohne Schlüsselkarte. 

Evers macht sich Gedanken über die enormen technologischen Fortschritte der vergangenen Jahre - und findet dabei einen gewaltigen Haken: Denn die Nutzer seien im Gegensatz zu den Geräten praktisch überhaupt nicht weiterentwickelt worden, beschwert er sich. «Die meisten Altnutzer sind mit den heutigen Geräten oft gar nicht mehr kompatibel.»

Ansprechen würde ihn dagegen ein Werbeslogan, wonach sich Geräte mit dem technischen Sachverstand von 2008 bedienen ließen: «Ich wäre genau die Zielgruppe.» Und viele Menschen dürften seinem Wunsch zustimmen, zwar den technologisch neuesten Stand zu erhalten, aber mit einer Benutzeroberfläche, die sich so bedienen lässt wie vor 25 Jahren.

Alltäglich und surreal

Ebenfalls ein Aspekt der Technik, aber mehr des Gebrauchs: der Hang zum Handyfoto. Denn das fällt ihm bei einem Besuch in Florenz, nachdem er 27 Stockwerke hinaufgeklettert ist, beim Fotografieren aus der Hand. Der erste Impuls: «Spränge ich jetzt hinterher, könnte ich es vielleicht noch einholen.» 

Das sei aber ausdrücklich untersagt - auf Italienisch zwar, gelte aber vermutlich trotzdem. Um das Telefon am Boden wiederzufinden, wäre dann ein Zweittelefon gut, um das verlorene Gerät anzurufen, meint ein wohlmeinender Passant. «Dann ist man vom ersten Handy nicht mehr so abhängig.»

Lustvoll beschreibt der Autor auch in seinem neuen Buch alltägliche Begebenheiten in kurzen Geschichten. Diese Geschichten machen teils unbändigen Spaß, weil sie aus dem Leben gegriffen sind. Und manchmal sind sie ziemlich surreal: Dann erzählt er etwa von Bauarbeiten zur Verkehrsberuhigung, die so erfolgreich ausfallen, dass Anwohner große Lautsprecher aus den Fenstern hängen - und Verkehrslärm abspielen. Das macht er in einer Sprache, so lakonisch, kurz und triefend von Ironie, dass man den speziellen Evers-Stil vermutlich immer und auf Anhieb wiedererkennt. 

Gewichtserkennung statt Gesichtserkennung

Horst Evers wäre nicht Horst Evers, wenn er nicht am Ende immer noch einen draufsetzen würde. So auch im Gespräch mit dem Marktforscher. Den versucht er mit Freundlichkeit zu beruhigen, indem er zugibt, kein elektrisches Gerät mit Gesichtserkennung zu besitzen. Aber immerhin eine Waage mit Gewichtserkennung: «Ja, und da ist dann die Stimmung gekippt.»

 

 

© dpa ⁄ Thomas Strünkelnberg, dpa
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