Juri Knorr hat richtig Lust auf das womöglich letzte Duell mit Weltstar Nikola Karabatic. «Für mich ist er der beste Handballer aller Zeiten und der erfolgreichste. Er hat über zwei Jahrzehnte eine Ära geprägt», schwärmte der Regisseur der DHB-Auswahl vor dem olympischen Härtetest gegen Europameister und Olympiasieger Frankreich am Samstag (17.30 Uhr/ARD) in Dortmund von dem Ausnahmekönner.
Zuvor testen an gleicher Stätte auch die DHB-Frauen gegen Brasilien (15.00 Uhr/ARD Livestream) für die Sommerspiele. Doch im Fokus steht der Männer-Kracher. Zwei Wochen vor dem Auftakt des Olympia-Turniers gegen Schweden erhofft sich Bundestrainer Alfred Gislason von der Partie wichtige Aufschlüsse über Fitness und Form seiner jungen Truppe. «Das wird eine Bestandsaufnahme, wo wir leistungsmäßig stehen», sagte der 64 Jahre alte Isländer.
Nach den Niederlagen bei der WM 2023 und Heim-EM in diesem Jahr wollen die deutschen Handballer zeigen, dass sie auf dem Weg nach Paris einen weiteren Schritt nach vorn in ihrer Entwicklung gemacht haben. «Gerade gegen Frankreich können wir eine Duftmarke setzen und zeigen, dass mit uns bei Olympia zu rechnen ist. Es geht darum, den Rhythmus zu finden, Selbstvertrauen zu tanken und sich einzuspielen. Und wir können uns Respekt verschaffen», sagte Torwart Andreas Wolff.
Eine zentrale Rolle nimmt Knorr ein, der das deutsche Spiel bei den Sommerspielen erfolgreich lenken soll. Gislason nahm den 24-Jährigen in die Pflicht: «Wir erwarten viel von ihm und hoffen auf ein stabiles Turnier», sagte der Bundestrainer.
Als es bei der EM im Januar darauf ankam, war Knorr an seinen eigenen hohen Erwartungen gescheitert. Sowohl im Halbfinale gegen Dänemark als auch im Spiel um Platz 3 gegen Schweden konnte er nicht die gewohnte Leistung abrufen und haderte danach öffentlich mit sich selbst. Das soll sich bei Olympia auf keinen Fall wiederholen.
Besondere mentale Tricks wendet der Profi von den Rhein-Neckar Löwen dabei nicht an. «Ich probiere, aus meinen Erfahrungen zu lernen. Das hilft mir viel und beruhigt mich. Ansonsten schaffe ich mir Momente, in denen ich mich ein wenig herausnehme aus der reizüberfluteten Gesellschaft, um bei mir zu sein», sagte Knorr der Deutschen Presse-Agentur.
Als Vorbild dient ihm dabei ein wenig Karabatic - auch wenn der Franzose auf dem Parkett auf einer anderen Position agiert als Knorr. «Was ihn besonders auszeichnet, ist seine Mentalität, sein unbändiger Willen, immer gewinnen zu wollen. Das ist schon sehr beeindruckend. Genauso wie seine Entwicklung von einem Spieler, der sehr dominant war und alles bestimmt hat, zu einem sehr reifen und erwachsenen Menschen, zu einem Teamspieler und sehr sympathischen Zeitgenossen», würdigte Knorr den 40 Jahre alten Franzosen.
Ob sich die Wege wirklich zum letzten Mal kreuzen, ist offen. Bei Olympia könnten beide Teams frühestens in der K.o.-Phase aufeinandertreffen. Eine Garantie dafür gibt es nicht. Deshalb freut sich auch Gislason, der mit Karabatic in der Saison 2008/09 beim THW Kiel zusammenarbeitete, auf die Begegnung mit seinem einstigen Schützling.
«Es ist schön, noch einmal gegen ihn zu spielen. Er ist einer der besten Spieler, wenn nicht der beste. Großen Respekt für seine Karriere», sagte der Bundestrainer und schickte einen Wunsch hinterher: «Ich hoffe auf ein Wiedersehen in Lille.» Sollte es dazu kommen, hätte die DHB-Auswahl zumindest ihr Minimalziel erreicht, finden dort doch die olympischen K.o.-Spiele statt. Für Knorr wäre das aber zu wenig: «Natürlich träumen wir von einer Medaille.»