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«Dürfen träumen»: Deutsche Handball-Teams als Partycrasher?

Die deutschen Handball-Teams fordern im Viertelfinale Frankreich - und damit eine ganze Nation. Während die DHB-Männer vor Selbstbewusstsein strotzen, herrscht bei den Frauen eher Ernüchterung.
Paris 2024 - Handball
Paris 2024 - Handball - Deutschland - Südkorea
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Markus Gaugisch
Axel Kromer
Paris 2024 - Handball

Mit einer Mischung aus Wehmut und Vorfreude verließen Deutschlands Handballer das olympische Dorf. Fast zwei Wochen waren die kleinen Wohngemeinschaften am nördlichen Stadtrand von Paris das Zuhause für die Medaillenjäger um Juri Knorr. Aus den ungemütlichen Pappbetten geht es nun auf komfortablere Hotelmatratzen. Aus der Gruppenphase in die K.o.-Spiele. «Jetzt ist es vorbei mit Dorf genießen und Spaß haben. Der Handball ist jetzt im absoluten Fokus», kündigte Kapitän Johannes Golla die Zeitenwende an.

Als die Gruppensieger von Bundestrainer Alfred Gislason ihren Umzug starteten, warteten die DHB-Frauen rund 220 Kilometer entfernt schon auf ihre Landsmänner. «Wir sind mit beiden Mannschaften bei den Olympischen Spielen unter den Top-Acht, das heißt quasi im Endlauf eines 100-Meter-Rennens», beschrieb Sportvorstand Axel Kromer die Ausgangslage.

Gemeinsam möchte man die Medaillenmission im Hexenkessel von Lille fortsetzen. Zweimal heißt der Gegner Frankreich, zweimal spielen die DHB-Teams gegen eine ganze Nation. Zweimal liegt der Druck beim Rivalen - nur einmal scheint ein deutscher Sieg realistisch. 

Katerstimmung bei den DHB-Frauen

Zunächst bekommen die Frauen am Dienstag (13.30 Uhr) zu spüren, wie sich ein Duell mit dem Gastgeber vor über 20.000 Zuschauern im Fußballstadion des OSC Lille anfühlt. Die Aufgabe gegen den Weltmeister ist riesig - ganz im Gegensatz zum Selbstbewusstsein der deutschen Handballerinnen. Nach vier Niederlagen in fünf Spielen und teils desolaten Auftritten herrscht Kater- statt Aufbruchsstimmung. 

Der Glaube an den Coup ist vorhanden. Aber groß kann er nicht sein. «Gegen Frankreich müssen wir ganz anders auftreten, um ernst genommen zu werden», forderte Kromer und gestand, «dass wir uns eine Stabilität erhofft hätten, die größer ist.» 

Nach intensiven Lehrgängen im Allgäu und Testsiegen gegen Ungarn und Brasilien war die Hoffnung groß, die Lücke zu den Topteams weiter geschlossen zu haben. Umso ernüchternder sind die bisherigen Ergebnisse. «Deshalb ist es auch wichtig, dass wir jetzt das, was die letzten Tage war, alles abschütteln», forderte Bundestrainer Markus Gaugisch.

Mut schöpfen die DHB-Frauen aus dem Standortwechsel. Sie wollen vergessen, was war, und in Lille neu starten. «Ich habe nicht gearbeitet, um hier hinzukommen und dann abgeschlachtet zu werden. Diese Siegermentalität müssen wir wieder aufbauen», appellierte Führungsspielerin Xenia Smits an ihre Teamkolleginnen und befand: «Wir dürfen träumen». 

DHB-Männer als Partycrasher?

Auf einen Neustart hoffen auch Frankreichs Männer, bei denen Starspieler Nikola Karabatic sein Karriereende so lange wie möglich hinauszögern möchte. Der Olympiasieger und Europameister war als großer Gold-Favorit in das Heimturnier gestartet und zitterte sich schließlich als Gruppenvierter ins Duell mit Deutschland an diesem Mittwoch (13.30 Uhr). 

Ein Los, mit dem die DHB-Auswahl als Gruppensieger eigentlich nicht gerechnet hatte. «Dass du Frankreich im Viertelfinale bekommst, ist nicht die Belohnung, die man sich erhofft. Die haben auf jeder Position mit das Beste zu bieten, dass es im Handball gibt», warnte Linksaußen Rune Dahmke nach vier deutschen Siegen aus fünf Vorrundenspielen.

Dennoch: Das auf olympischer Bühne vergleichsweise unerfahrene deutsche Team beeindruckt bei diesen Sommerspielen. Nur gegen Angstgegner Kroatien setzte es in der Vorrunde einen Dämpfer. Ansonsten gab es kaum Schwächephasen. «Die Mannschaft wächst mit jedem Spiel. Die Spiele haben gezeigt, wie konstant die Mannschaft geworden ist. Wir haben eine Chance, auch wenn wir klare Außenseiter sind», sagte Gislason. 

Hoffnungsvoll stimmt die Handballer der Sieg Mitte Juli, auch wenn es nur ein Testspiel war und die Franzosen ohne Leistungsträger Dika Mem antraten. «Wir haben uns in der Gruppenphase Selbstvertrauen geholt, die Franzosen sicherlich nicht», sagte Golla und schwor sein Team auf das «Riesenhighlight» ein: «Wir wollen den besten Handball spielen, den wir spielen können. Dann können wir jeden schlagen. Wir wollen die Party crashen.»

© dpa ⁄ Jordan Raza, dpa
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