Selbst eine Panne vor dem Start in die Goldmission brachte Oliver Zeidler nicht aus der Ruhe. Obwohl sein Vater und Trainer Heino nach der Ankunft in Paris beim Anbauen des Auslegers mit dem Schlüssel abrutschte und damit ein Loch im Boot verursachte, verlief der Start des 28-jährigen Münchners in die olympische Regatta nach Plan. Im eiligst reparierten Einer ruderte der Weltmeister scheinbar mühelos ins Ziel.
Der große Vorsprung im Vorlauf von gut neun Sekunden auf den Zweiten Bruno Berriolo (Uruguay) gab dem Weltmeister Gelegenheit, sich für das Viertelfinale am Dienstag zu schonen. «Er hat es relativ entspannt und auch souverän nach Hause gerudert», befand Heino Zeidler sichtlich zufrieden.
Dass die Mitkonkurrenten im Kampf um eine Medaille in ihren Vorläufen schneller waren, konnte die gute Stimmung von Vater und Sohn nicht trüben. «Es war eine Pflichtaufgabe. Wir wollen um die Medaillen kämpfen und da muss man solche Rennen erfolgreich gestalten», kommentierte Heino Zeidler den Auftritt seines Sohnes bei strömendem Regen.
Starke Nerven gefragt
Viel wird in den kommenden Tagen davon abhängen, ob der Mitfavorit mit dem bei Olympischen Spielen merklich größeren Druck besser umgeht als vor drei Jahren in Tokio. Dort musste er sich mit Rang sieben begnügen. «Die Anspannung ist sehr groß, das muss man im Griff haben», bekannte Heino Zeidler. «Wir haben mit Olympia noch eine Rechnung offen. Bisher waren wir sehr erfolgreich. Aber das fehlt uns noch.»
Ähnlich wie Zeidler schöpfte auch Alexandra Föster Mut für die weiteren Aufgaben. Der ungefährdete Sieg im Einer-Vorlauf verhalf der 22-Jährigen aus Meschede auf direktem Weg in das Viertelfinale.
Kurs auf die erhoffte Medaille nahm der Frauen-Doppelvierer. Nur der Mitfavorit aus Großbritannien war schneller. Der beherzte Schlussspurt sicherte Rang zwei vor der Schweiz und den Einzug in das Finale. Dagegen müssen Männer-Doppelzweier und Männer-Doppelvierer nach einem vierten und dritten Platz in den Hoffnungslauf.
Kein neuer Vertrag für Sportdirektor Woldt
Nicht nur aus sportlicher Sicht sorgten die deutschen Ruderer gleich am ersten Regattatag für Gesprächsstoff. Wenige Minuten nach dem Start von Zeidler wurde bekannt, dass sich der DRV im Herbst von Sportdirektor Mario Woldt trennt. Wie der Verbandsvorsitzende Moritz Petri der Deutschen Presse-Agentur bestätigte, wird der Ende November auslaufende Vertrag nicht verlängert.
Woldt ist seit 2010 im Amt und steht schon länger in der Kritik. So hatte Einer-Weltmeister Zeidler mehrmals öffentlich Zweifel an der Kompetenz des Sportdirektors geäußert. Laut Petri wurde Woldt eine andere Stelle im Verband angeboten. Seine Postion als Sportdirektor falle der geplanten Umstrukturierung im Verband zum Opfer.
Seit gut zwei Wochen sucht der Verband mit einer Stellenausschreibung neue hauptamtliche Vorstände für die Bereiche Leistungssport, Finanzen und Jugend. «Selbstverständlich kann sich Mario Woldt auf die Stelle für den Leistungssport bewerben», sagte Petri.