Erstmals seit mehr als 60 Jahren sind auf Kuba wieder professionelle Boxkämpfe ausgetragen worden. In der Ciudad Deportiva (Sportstadt) von Havanna gewann am Dienstag (Ortszeit) unter anderem der zweifache Olympiasieger Julio César La Cruz den Profi-Weltmeistertitel in der Kategorie 92 Kilogramm des Verbands IBA, der vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) aber nicht mehr anerkannt wird.
Bei der «Nacht der Meister» besiegten in allen sechs Kämpfen Kubaner ihre Kontrahenten aus Russland, Usbebekistan, Armenien, Kolumbien oder der Dominikanischen Republik. Unter den Siegern war auch Erislandy Álvarez, der sich bei den Sommerspielen in Paris Kubas einzige Goldmedaille im Boxen und eine von zwei insgesamt erkämpft hatte. Die Preisgelder betrugen laut IBA bis zu 120.000 US-Dollar (rund 108.000 Euro). Ein durchschnittlicher Monatslohn in Kuba liegt bei etwa 12 Euro.
Kuba hatte 1961 das Profiboxen verboten, zwei Jahre nach der von Fidel Castro angeführten Revolution. Seit zwei Jahren erlaubt der karibische Einparteienstaat seinen Bürgern wieder, an professionellen Wettkämpfen teilzunehmen. Ebenfalls seit 2022 dürfen auf Kuba auch wieder Frauen boxen.
Boxverband IBA von Olympia ausgeschlossen
Das IOC hatte die IBA (International Boxing Association), die bis dahin bei Olympischen Spielen die Boxturniere organisiert hatte, 2019 suspendiert und 2023 ausgeschlossen. Der IBA werden Korruption, Führungsprobleme und Wettbewerbsverzerrung vorgeworfen. Der von dem russischen Präsidenten Umar Kremlew geleitete Verband geriet auch dafür in die Kritik, dass er die Boxerinnen Imane Khelif aus Algerien und Lin Yu-Ting aus Taiwan von der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr wegen angeblicher körperlicher Wettbewerbsvorteile ausschloss. Das trug dazu bei, dass das Geschlecht der beiden Paris-Olympiasiegerinnen bei den Spielen im August öffentlich infrage gestellt wurde und eine emotional geführte Geschlechterdebatte entbrannte.
Kuba ist traditionell eine erfolgreiche Boxnation bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Zuletzt litten die Ergebnisse darunter, dass sich immer wieder Athleten aus der von der Kommunistischen Partei regierten Insel ins Ausland absetzen.