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Hockey-Zoff wirkt nach: «Größere Schande gibt es nicht»

Die Niederlande schlagen Deutschland im Hockey-Finale in Paris. Danach wird aber nur noch darüber gesprochen, dass ein Olympiasieger die Nerven verliert. Das deutsche Team steht vor einem Umbruch.
Paris 2024 - Hockey
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Paris 2024 - Hockey

So ganz vergessen konnten die deutschen Hockey-Männer den Ärger um den üblen Ausraster des Niederländers Duco Telgenkamp auch in ihrer langen Pariser Partynacht nicht. «Ich werde keine Sperre fordern», sagte Bundestrainer André Henning am Tag nach dem hitzigen Ende im Olympia-Finale: «Das ist nicht meine Aufgabe. Was er jetzt an öffentlicher Kritik abkriegt, ist schon schwer genug.»

Online habe sich Telgenkamp bereits für sein unangemessenes Verhalten entschuldigt, sagte der deutsche Chefcoach. Persönlich sei das am Abend davor aber nicht geschehen. «Ich kann mir vorstellen, dass Duco in der Emotion über das Ziel hinausgeschossen ist. Es war sicher drüber, aber die Hockeywelt geht sicher nicht unter deswegen», sagte Henning.

Nach dem Endspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden (1:3 im Penalty-Shootout) hatte sich der 22-jährige Telgenkamp als besonders schlechter Gewinner gezeigt. Er baute sich vor dem deutschen Torhüter Jean-Paul Danneberg auf und legte seinen Zeigefinger über den Mund. Danach fasste er den Keeper am Helm an. Als Reaktion auf diese Aktion gab es ein Handgemenge und Wortgefechte mit mehreren Spielern beider Teams.

Telgenkamp hatte zuvor den entscheidenden Penalty zum Olympiasieg der Niederlande verwandelt, die deutsche Weltmeister-Auswahl bekam nur Silber. Das feierte die Mannschaft mit etwas Abstand aber trotzdem ausgelassen mit den Fans in einer Bar in der Innenstadt.

Niederländer wird in sozialen Medien beschimpft

«Anscheinend sind bei dem ziemlich viele Sicherungen durchgebrannt. Mein großes Beileid für so eine Unsportlichkeit», sagte Danneberg: «Die Fans haben ihn ausgebuht, als er die Medaille bekommen hat. Eine größere Schande gibt es gar nicht.» 

Telgenkamp schien bei der Siegerehrung sichtlich überrascht, dass er lautstark ausgepfiffen wurde. «Das hat mir schon für ihn wehgetan», sagte der 40 Jahre alte Henning. Schließlich habe er sich den größten Moment seiner Karriere komplett selbst ruiniert. Auch in den sozialen Medien wurde der Niederländer für sein Fehlverhalten übel beschimpft.

Auslöser für Telgenkamps Aktion waren Aussagen von Danneberg vor dem Endspiel der beiden Erzrivalen. «Wir gehen da mit einer richtig breiten Brust rein, denn ich glaube, die Holländer haben richtig Angst vor uns», hatte der deutsche Schlussmann gesagt. Telgenkamp und seine Teamkollegen fühlten sich davon provoziert. 

«Ich hätte das nicht machen sollen, es waren die Emotionen», sagte Telgenkamp reumütig. «Es war nicht so klug von mir, dass ich noch mal zum Torwart gehe. Ich meine, wir haben gewonnen und dann sollte ich mich nicht so gehen lassen.» 

Nach der Entschuldigung sei der unschöne Zwischenfall für das deutsche Team weitestgehend erledigt, auch auf eine Strafe durch den Weltverband deutet nichts hin. «Das werden wir auch wieder abhaken können und gönnen es den Holländern auch. Wir haben ihnen ja auch gratuliert», sagte Henning.

Hockey-Herren visieren nächstes Gold an

Nach der bitteren Niederlage steht die Mannschaft nun vor einem sportlichen Umbruch. «Es werden bestimmt Karrieren von wichtigen Spielern enden. Das heißt, die Geschichte dieser speziellen Mannschaft ist jetzt zu Ende erzählt mit einem dramatischen, traurigen Schlusskapitel», sagte Henning. Stürmer Niklas Wellen werde wohl aus dem Nationalteam zurücktreten, andere erfahrene Spieler dürften folgen. «Wir werden wieder angreifen bei der Heim-EM im nächsten Sommer und auch perspektivisch Richtung LA», sagte der Chefcoach.

Natürlich werde man auch bei den kommenden Sommerspielen in Los Angeles in vier Jahren versuchen, den bislang letztem Olympiasieg aus dem Jahr 2012 endlich zu wiederholen. «An den Jungs wird das noch Wochen, Monate oder bis an ihren letzten Tag nagen, Gold verpasst zu haben», sagte Henning: «Aber letztendlich haben wir eine unglaubliche Reise hingelegt.» Denn innerhalb von 18 Monaten gewann die deutsche Auswahl das WM-Finale in Indien und scheiterte bei Olympia auf die knappste Weise erst knapp vor dem großen Ziel.

© dpa ⁄ Thomas Wolfer, dpa
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