Ohne Drama kann es Novak Djokovic offenbar nicht: Zwei Tage nach seinem nächtlichen Drittrunden-Rekordmatch hat sich der serbische Tennisstar bei den French Open förmlich ins Viertelfinale gequält.
Gehandicapt von einer Knieverletzung und sichtlich unzufrieden mit sich und der Welt lieferte der Titelverteidiger erneut einen nervenaufreibenden Fünf-Satz-Krimi, in dem er sich nach 4:39 Stunden mit 6:1, 5:7, 3:6, 7:5, 6:3 gegen den argentinischen Außenseiter Francisco Cerúndolo durchsetzte.
Er habe zwischendurch am Boden gelegen und eigentlich nur eine Erklärung für sein erneutes Comeback nach 1:2-Satzrückstand, sagte der 37-Jährige beim Interview auf dem Platz mit einem «großen Dank» ans Publikum: «Ihr wart es!»
Mit seinem 370. Sieg bei einem Grand-Slam-Match überflügelte er die Schweizer Tennis-Ikone Roger Federer in dieser Statistik. Auch bei der Anzahl der Viertelfinals bei den vier großen Turnieren hat der Serbe (59) den zuvor mit Federer (58) geteilten Rekord gebrochen. In Paris zog er zum 15. Mal in Serie in die Runde der besten Acht ein - doch in Titelform präsentierte sich der 24-malige Grand-Slam-Turniergewinner gegen Cerúndolo nicht. Vor allem sein körperlicher Zustand wirft Fragen auf.
Djokovic, der sein Drittrunden-Match am Samstag gegen den Italiener Lorenzo Musetti erst nach 3 Uhr nachts und viereinhalb Stunden beendet hatte, präsentierte sich von den Strapazen zunächst gut erholt. Anfang des zweiten Satzes beanspruchte der 24-malige Grand-Slam-Turniergewinner aber eine medizinische Auszeit, um sich am rechten Knie behandeln zu lassen. Den Grund verriet er bei einer späteren Beschwerde beim Oberschiedsrichter wegen der Menge des Sandes auf dem Platz: «Ich habe mir das Knie verrenkt. Ich rutsche und schlittere die ganze Zeit.»
Apathischer Blick und rätselhafte Körpersprache
Djokovic legte sich zudem auch wieder mit dem Publikum im Court Philippe Chatrier an, das ihm bei einem Ballwechsel zu laut gewesen war. Nachdem Cerúndolo im 13. Versuch endlich eine Breakchance zum Gewinn des zweiten Satzes nutzen konnte, brüllte der Serbe auch in Richtung seiner Box. «Der Vulkan lebt - die Frage ist, wann er ausbricht», hatte sein ehemaliger Trainer Boris Becker schon nach dem Drittrunden-Match über Djokovic gesagt.
Djokovics Körpersprache gab Rätsel auf. Schleichend oder humpelnd bewegte er sich nach den Ballwechseln in seine Position. Nach dem verlorenen dritten Satz blickte der Sportstar auf der Bank fast schon apathisch ins Leere, das verletzte Bein ausgestreckt. Im vierten Satz zeigte er zur Freude der Fans wieder mehr Kampfgeist und rettete sich mit einem Kraftakt in den finalen Durchgang. Dort zeigte er sich nervenstark.