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«Unglaublich starke Frauen»: Ausstellung «Rwandan Daughters»

Vergewaltigungen gehörten zur monströsen Gewalt beim Völkermord in Ruanda. Einige der Frauen und ihre Töchter ließen sich Jahrzehnte später fotografieren. Die Fotos zeigen Schönheit, Grauen und Liebe.
Ausstellung
Fotograf Olaf Heine steht bei einem Presserundgang zu seiner Ausstellung in der Kunsthalle Rostock. © Frank Hormann/dpa

Olaf Heine hatte viele prominente Musiker, Schauspieler und Sportler vor seiner Kamera. Kurt Cobain, Iggy Pop, U2, Nick Cave, Cate Blanchett, Daniel Bruehl, Lewis Hamilton, Robert Lewandowski waren nur einige. Er fotografierte in Brasilien, auf Hawaii und vor einigen Jahren auch in Ruanda. Dort befasste er sich mit dem Völkermord vor 30 Jahren und fotografierte Frauen, die vergewaltigt wurden und zeigt sie gemeinsam mit ihren inzwischen erwachsenen Töchtern.

Entstanden sind ausdrucksstarke Bilder voller Spannung und Ruhe zugleich, die in der Ausstellung «Rwandan Daughters» - Ruandische Töchter - von Sonntag an in der Kunsthalle Rostock zu sehen sind. «Es ist kein Projekt über den Völkermord. Es ist eigentlich ein Projekt über die Liebe», sagte der in Berlin lebende Heine am Freitag bei der Vorbesichtigung in der Kunsthalle. Zwischen 2016 und 2019 reiste er dreimal für zwei Wochen in das ostafrikanische Land und fotografierte über 80 Mütter mit ihren erwachsenen Kindern. Die Bilder zeigen die Frauen unweit des Ortes, wo die Vergewaltigungen geschahen.

Alle Frauen erklärten sich bereit für die Fotoaufnahmen und damit auch, sich gemeinsam noch mal mit der Vergangenheit zu konfrontieren. Wobei es nichts Abgeschlossenes sei, sondern um das Hier und Heute gehe. «Die Schicksale können wohl nur über Generationen überwunden werden, wobei jede Auseinandersetzung auch eine Art der Therapie ist», so Heine.

Auf dem mit 232 mal 177 Zentimeter größten Bild der Ausstellung sind gar keine Menschen zu sehen. Der erste Blick lässt an einen nächtlichen Sternenhimmel denken, beim zweiten Blick aber erkennt man dann eine hohe Holzdecke mit unzähligen Einschusslöchern, durch die Lichtstrahlen dringen. «Eine Kirche in Nyamata, in die damals 5000 Menschen flüchteten und die vom Dach aus erschossen wurden», erklärt Heine. Heute ist die Kirche südlich der Hauptstadt Kigali eine Gedenkstätte.

Die Bilder der Mütter und Töchter zeigen Frauen, die vertraut miteinander sind, oder die scheu und verlegen oder distanziert oder auch mit Stolz vor die Kamera treten. Oft scheint jahrelanges Schweigen zum Greifen, ein anderes Mal tiefe Zuneigung. «Ich habe unglaublich starke Frauen getroffen», sagt Heine.

Für Kunsthallenleiter Uwe Neumann überzeugt das Werk auch durch seinen Facettenreichtum: «Großartige Kunst mit hohem ästhetischen und thematischem Wert.» Heine habe mit seinen Fotos eingefangen, was mit Text oder Dokumention kaum möglich sei. «Die Fotos strahlen Hoffnung aus.»

Die Ausstellung (Kuratorin: Tereza de Arruda) wird am Samstag um 18.00 Uhr eröffnet und ist von Sonntag 13.00 Uhr an bis 20. Mai zu sehen. Einige der Bilder werden zum ersten Mal in einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. Die Ausstellung entstand unter anderem in Kooperation mit der Hilfsorganisation «ora Kinderhilfe international e.V.». Zum Jahrestag des Völkermordes am 7. April wird auch eine Delegation aus Ruanda in der Kunsthalle erwartet.

Bei dem Genozid wurde 1994 mehr als 800.000 Menschen, überwiegend aus der Bevölkerungsminderheit der Tutsi ermordet. Zudem wurden schätzungsweise zwischen 150.000 und 250.000 Frauen vergewaltigt.

© dpa
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