Mit Selbstvertrauen und Demut geht Handball-Rekordmeister THW Kiel am Wochenende in das Final Four der Champions League. «Der Hunger auf den Titel ist riesig. Keiner fährt nach Köln, um das nur zu erleben», sagte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi am Dienstag bei einem Medientermin im Trainingszentrum der Kieler. Allerdings fügte der Österreicher an: «Wir sind sicherlich nicht der Topfavorit.»
Auch Trainer Filip Jicha beantwortete die Frage, ob sein Team als Underdog an den Start geht, mit einem klaren «Ja». Der Tscheche ist aber selbstbewusst genug, auf die eigenen Stärken zu verweisen. Allerdings müsse «jeder Spieler über seine Grenzen gehen».
Vier Kieler Triumphe in Königsklasse
Die Norddeutschen treffen am Samstag in der Domstadt (18.00 Uhr/Dyn und DAZN) im Halbfinale auf Rekordsieger FC Barcelona. Drei Stunden zuvor spielen der deutsche Meister und Titelverteidiger SC Magdeburg sowie der frischgebackene dänische Titelträger Aalborg HB den ersten Finalteilnehmer aus. Für den THW ist es die neunte Teilnahme am Final Four. 2007, 2010, 2012 und 2020 haben die Schleswig-Holsteiner die Königsklasse gewonnen.
In der Bundesliga haben die «Zebras» nach einer wechselhaften Saison einen für sie enttäuschenden vierten Platz belegt. Auch die jüngste Bilanz gegen die drei übrigen Teilnehmer der Endrunde sieht nicht sonderlich erquickend aus. Gegen Barça gab es in den vergangenen fünf Spielen nur ein Remis. Gegen Aalborg sprang in der Vorrunde der Champions League auch nur ein Punkt heraus und gegen Magdeburg gingen in der Bundesliga beide Spiele verloren.
Mut, Risiko und Abgezocktheit als Erfolgsfaktoren
Um im Semifinale gegen die Katalanen zu bestehen, «brauchen wir Mut, müssen riskieren und abgezockt sein», forderte Jicha. Mit einer Standardleistung würde man gegen Barcelona nicht weit kommen. Dann würden «Dika Mem und Co. uns überrollen», sagte der 42-jährige Jicha und nannte den französischen Rückraumspieler als einen der Schlüsselakteure beim Gegner.
Wenn es nach 45 Minuten unentschieden stehen würde, haben wir «eine Möglichkeit», so Jicha weiter. Gleiches gelte bei einer knappen Führung oder einem knappen Rückstand. Clubboss Szilagyi ergänzte: «Barça hat nicht die Erfahrung mit knappen Spielen. Wir müssen sie zum Nachdenken bringen.»
Ekberg will am Ende noch «etwas Großes reißen»
Rechtsaußen Niclas Ekberg bestreitet in Köln seine beiden letzten Spiele für die Kieler: «Es ist geil, dass ich die Möglichkeit habe, am Ende noch etwas Großes zu reißen.» Der Schwede geht nach zwölf Jahren bei den «Zebras» in die Heimat zurück.
Der Respekt des Linkshänders vor Barcelona ist groß: «Die haben einen breiten Kader mit nur Weltklasse-Spielern». Der 35-Jährige weiß aber auch: «Das Final Four lebt sein eigenes Leben. Das ist ein Modus, der für Überraschungen gemacht ist. Was davor war, ist irrelevant.»