Unter Protest der Verteidiger ist am Mittwoch in Hamburg ein Prozess wegen bandenmäßigen Drogenhandels mit 1000 Kilo Kokain fortgesetzt worden. Die Verteidiger der sechs angeklagten Männer beantragten, den Prozess vorerst zu unterbrechen. Sie hätten nicht alle Ermittlungsakten einsehen können, sagte die Anwältin Gül Pinar vor der Großen Strafkammer am Landgericht. Darum könne sich ihr Mandant noch gar nicht zu der Anklage äußern. Die übrigen Verteidiger schlossen sich dem an. Die Kammer wies den Antrag allerdings zurück und verhandelte weiter, wie eine Gerichtssprecherin sagte. 

Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern im Alter zwischen 23 und 44 Jahren vor, das aus Südamerika stammende Rauschgift im Oktober 2022 von einem Containerterminal im Hafen abgeholt und den Großteil an unbekannte Abnehmer weitergegeben zu haben. Das Kokain hatte einen Schwarzmarktwert von 27 000 Euro pro Kilo, also insgesamt 27 Millionen Euro. Die Anklage war am 10. Juni verlesen worden. Alle sechs Angeklagten befinden sich in Haft. 

Der Container mit den Drogen soll am 25. Oktober 2022 in Hamburg angekommen sein. Das Kokain sei unter Metallfässern versteckt gewesen, die Balsamharz enthielten, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Aufgrund eines Zollhinweises ließen die Behörden den Container für eine Untersuchung sicherstellen. Doch schon wenige Stunden später hätten die Angeklagten den Behälter entwendet und mit einem gestohlenen Lastwagen zu einem Grundstück im Stadtteil Wilhelmsburg gebracht. Dort sollen die Angeklagten das Kokain entnommen haben, wobei sie den Angaben zufolge 200 Kilo als Provision für sich behielten.

Das Gericht hat 46 weitere Verhandlungstermine angesetzt. Das Urteil könnte demnach Ende März nächsten Jahres verkündet werden.