Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen einen mutmaßlichen Pädophilen-Ring, der sich als Fan-Club eines französischen Kinderchors getarnt haben soll. Zu den Verdächtigen gehören ein 65-Jähriger aus Seelze bei Hannover und ein 63-Jähriger aus dem Landkreis Hildesheim. Beide waren als Chorleiter tätig beziehungsweise gaben privaten Musikunterricht. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover bestätigte entsprechende Medienberichte.
19 mutmaßliche Mitglieder des Fan-Clubs der «Tempo Kids» hatten sich zu einem Treffen bei einer Musikveranstaltung in Frankreich verabredet, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover sagte. Den Männern im Alter zwischen 36 und 75 Jahren wird der Erwerb, Besitz und die Weiterverbreitung von kinder- und jugendpornografischen Materialien vorgeworfen. Bei den Beschuldigten handelt es sich um 17 Deutsche und zwei US-Amerikaner.
Laut «Hannoverscher Allgemeinen Zeitung» wurden Ende April unter anderem die Wohnungen der Beschuldigten, Hotelzimmer und Autos durchsucht. Auch die französischen Behörden waren eingeschaltet, weil der Zugriff in Frankreich erfolgte, wie der Sprecher sagte.
Durchsuchung in Seelze bringt Ermittlungen ins Rollen
Auf die Spur des mutmaßlichen Pädophilen-Rings kamen die Fahnder bei einer Durchsuchung der Wohnung des 65-Jährigen in anderer Sache. Der frühere Chorleiter aus Seelze steht derzeit wegen sexuellen Kindesmissbrauchs vor dem Landgericht Hannover. Wie die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» berichtet, soll der Rentner zwischen 2021 und Anfang 2024 einen anfangs 13-Jährigen aus dem Raum Leipzig sexuell missbraucht haben.
Auch dem 63-Jährigen wird sexueller Missbrauch vorgeworfen. Der Haftbefehl gegen ihn sei unter Auflagen aufgehoben worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover.
Gegen die anderen Beschuldigten aus dem deutschen Fan-Club des französischen Knabenchors wird laut Staatsanwaltschaft bisher ausschließlich wegen des Besitzes und der Weiterverbreitung von Darstellungen sexuellen Kindesmissbrauchs ermittelt. Derzeit werten die Ermittler 10.000 Gegenstände, darunter vor allem Datenträger, aus. Wann Anklage erhoben werden kann, konnte der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht sagen.