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Unsichtbar, aber da: Psychische Behinderungen

Viele Menschen leiden unter einer chronischen seelischen Erkrankung oder bestimmten Störungen. Wenn sie sehr leiden, stehen auch ihnen besondere Ausgleiche zu. Was wichtig ist, und was man tun kann.
Eine junge Frau lehnt an einer Glaswand
Auch seelische Erkrankungen können Betroffene behindern. Daher haben sie unter Umständen Anspruch auf besonderen Schutz, Reha oder auch finanzielle Hilfen. © Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Psychische Behinderungen sind oft unsichtbar – und genau das macht sie für Betroffene und ihr Umfeld so herausfordernd. Doch was genau ist eine psychische Behinderung? Und wie können Betroffene sie geltend machen?

Was ist eine psychische Behinderung?

Eine psychische Behinderung liegt vor, wenn Menschen aufgrund von Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Traumafolgen oder Suchterkrankungen langfristig in ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eingeschränkt sind. Laut Sozialgesetzbuch (SGB IX) gelten seelische Beeinträchtigungen dann als Behinderung, wenn sie länger als sechs Monate bestehen und erhebliche Einschränkungen verursachen. 

Nicht jede psychische Erkrankung ist also automatisch eine Behinderung, chronische können es sein. Entscheidend ist, wie stark die Beeinträchtigung das Leben der Betroffenen beeinflusst – etwa in der Arbeit, in sozialen Beziehungen oder in der Selbstversorgung. 

Die Unsichtbarkeit als Herausforderung

Während körperliche Behinderungen oft sichtbar sind, bleibt eine psychische Behinderung - ähnlich wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen - für Außenstehende oft verborgen. Manchmal werden ihre Beeinträchtigungen und besonderen Herausforderungen auch nicht verstanden und heruntergespielt, und genau das verstärkt oft das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Dieses Missverständnis kann dazu führen, dass Betroffene keine Unterstützung suchen und erhalten. Doch auch für sie gibt es, wie für andere Behinderungen, besondere Hilfen.

Rechte und Hilfen

Psychische Behinderungen sind im Sinne des Sozialgesetzbuches in Deutschland anerkannt. Das Sozialrecht spricht von Menschen mit Behinderungen, wenn die körperliche, seelische oder geistige Verfassung eines Menschen oder sein Sinneszustand von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweicht. Und zwar so, dass eine Person in Wechselwirkung mit bestehenden Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate gehindert sein könnte (§ 2 Abs. 1 SGB IX). Das bedeutet: 

Grad der Behinderung (GdB): Antrag und Vorteile

Betroffene können einen Grad der Behinderung (GdB) beantragen, um als schwerbehindert anerkannt zu werden und Nachteilsausgleiche zu erhalten. Der Grad der Behinderung (GdB) wird anhand der Versorgungsmedizinischen Grundsätze (PDF) vom Versorgungsamt festgelegt. Zu den Nachteilsausgleichen gehören etwa:

  • Steuerliche Vergünstigungen
  • Besonderer Kündigungsschutz
  • Anspruch auf zusätzliche Urlaubstage
  • Hilfen bei der Arbeitsplatzgestaltung

Für die Anerkennung ist in der Regel ein psychiatrisches Gutachten erforderlich. Ab einem GdB von 50 gilt eine Schwerbehinderung, ein Schwerbehindertenausweis kann beantragt werden. Bereits ab einem GdB von 30 können Betroffene auf Antrag schwerbehinderten Menschen gleichgestellt werden, was ihnen ähnliche Rechte gewährt.

Doch viele wissen nicht, wie sie diese Hilfen beantragen können oder schrecken davor zurück, sich zu «outen». Beratung und Unterstützung bieten Sozialverbände wie der VdK oder der Sozialverband Deutschland (SoVD).

Wie kann man Betroffene unterstützen?

  • Wissen und Verständnis fördern: Wer psychische Behinderungen versteht, wird sensibler im Umgang mit Betroffenen. Dazu gehört, unvoreingenommen zuzuhören und nicht zu bagatellisieren.
  • Offenheit am Arbeitsplatz: Arbeitgeber sollten Möglichkeiten schaffen, psychische Belastungen anzusprechen und flexible Lösungen anzubieten, etwa durch Homeoffice oder angepasste Arbeitszeiten.
  • Hilfe anbieten, nicht aufzwingen: Unterstützung ist wichtig, sollte aber immer in Absprache mit den Betroffenen erfolgen. Sie wissen häufig am besten, was sie brauchen.

© dpa ⁄ Bettina Lüke, dpa
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