US-Schauspielerin Meg Ryan war in den 1990er Jahren Hollywoods Idealbesetzung für «Rom-Com»-Filme, die Feel-Good-Mischung aus Romantik und Komödie.
Mit «Harry und Sally» schrieb sie Kinogeschichte, als sie beim Lunch im Restaurant ihrem guten Freund Harry (Billy Crystal) lautstark einen Orgasmus vorspielte. In «Schlaflos in Seattle» und «E-mail für Dich» verdrehen ihre Figuren mit einer großen Portion Niedlichkeit Tom Hanks den Kopf. Die Mischung aus Sex-Appeal und Tapsigkeit hatte Ryan in ihren Rollen perfekt drauf.
Mit «What Happens Later» setzt die jetzt 62-jährige Schauspielerin - als Hauptdarstellerin und als Regisseurin - erneut auf das Genre. Das Studio Universal Pictures kündigte den Film als «klassische romantische Komödie, passend für das 21. Jahrhundert und mit einer Prise Magie» an.
Vielversprechende Handlung
Der Plot ist vielversprechend: zwei Ex-Lover aus Collegezeiten laufen sich Jahrzehnte später zufällig auf einem kleinen Flughafen über den Weg. Ein Schneesturm braut sich zusammen, alle Flüge werden gecancelt. Jetzt sitzen Wilhelmina, genannt Willa, und William, kurz Bill, unfreiwillig miteinander fest. Viel Zeit also (der Film ist gut 100 Minuten lang), um die alten Probleme aufzuarbeiten. Was ist damals schief gelaufen und ist vielleicht immer noch etwas Liebe im Spiel?
Unter pfiffiger Regie nach einem witzigen Skript und mit knisternder Chemie zwischen den Darstellern hätte das funktionieren können. Doch bei «What Happens Later» geht leider sehr viel schief.
Ryan trägt als die leicht exzentrische, esoterisch angehauchte Willa im wallenden weißen Kleid etwas dick auf. Der eher spröde Geschäftsmann Bill wird von David Duchovny gespielt. Der 63-Jährige ist vor allem als FBI-Agent Fox Mulder aus der Krimi-Serie «Akte X» und als der sexsüchtige Schriftsteller Hank Moody aus der «Californication»-Serie bekannt. Sie sind praktisch die Einzigen, die in dem Film zu Wort kommen, abgesehen von einer Lautsprecherstimme am Flughafen, die sich mit schrägen, surrealen Kommentaren in den Dialog einmischt.
Zu viel Geplänkel, zu viel Altlasten
Der unglücklich verheiratete Bill ist auf dem Weg nach Austin, wo er seinen jüngeren Boss treffen soll. Die alleinstehende Willa behauptet anfangs, sie wolle in Boston eine Freundin treffen, die in Scheidung lebt. Er leide an «akuter Erwartungsangst», erzählt Bill in einer Szene, als beide ziellos durch den fast ausgestorbenen Flughafen laufen. «Bist du glücklich? Ist das nicht die einzige Frage, die wir einander stellen sollten?», sinniert Willa.
Kluge Antworten gibt es nicht, aber schlimmer noch - das Geplänkel ist weder witzig noch prickelnd. Für eine «Rom-Com» werden zu viele Altlasten ihrer verflossenen Liebe diskutiert. Eine Spritztour auf dem Kofferkuli und eine Tanzeinlage auf dem nächtlichen Airport machen das nicht wett.
Nur gelegentlich sprüht ein kleiner Funke, wenn Meg Ryan - wie früher - ihren kessen Augenaufschlag einsetzt. Meist jedoch wirkt das Gesicht der Schauspielerin etwas starr. Als im vorigen Jahr in den USA der Trailer für den Film veröffentlicht wurde, wurde im Netz über mögliche Schönheitseingriffe spekuliert.
Einnahmen in den USA knapp über den Drehkosten
«What Happens Later» spielte nach dem Kinostart im vorigen November in den USA nur knapp über 3 Millionen Dollar ein, etwas mehr als die Drehkosten. Für Ryan war es das zweite Regieprojekt nach ihrem Debüt mit «Ithaca» (2015). In dem Filmdrama, das 1942 in einer kalifornischen Kleinstadt angesiedelt war, wirkten neben Ryan unter anderem Sam Shepard und ihr Sohn Jack Quaid (aus Ryans Ehe mit Dennis Quaid) mit.
Das von Ryan mit verfasste Drehbuch für «What Happens Later» basiert auf dem Theaterstück «Shooting Star» des US-Dramatikers Steven Dietz. Im Interview mit der «New York Times» erzählte Ryan vor dem US-Kinostart, dass sie eine romantische Komödie drehen wollte, die tiefere Fragen stellt, im Rückblick auf frühere Lebensentscheidungen und auf verflossene Liebschaften. In ihrer jetzigen Lebensphase denke sie nicht mehr darüber nach, wie sie von Hollywood wahrgenommen werde, sagte Ryan der Zeitung. Sie habe schon ihren großen Erfolg gehabt. Jetzt habe sie keine «riesigen Ambitionen», wieder im Rampenlicht zu stehen.